Utz Niklas Walter

Wie bleiben Mitarbeiter gesund?

Welche Gesundheitsmaßnahmen passen zu welcher Beschäftigten-Gruppe? Wie lassen sich weniger gesundheitsbewusste Beschäftigte zu gesünderem Verhalten animieren? Dr. Utz Niklas Walter widmet sich diesen Fragen – ein Gastbeitrag.

Diese Fragestellungen werden in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen. Die Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt“, an der sich über 800 Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Dienstes in Deutschland beteiligten, liefert Antworten und identifiziert die größten Handlungsfelder der BGF in der Zukunft:

Zielgruppenspezifischere Angebote

Nicht alle Beschäftigten können mit den gleichen Gesundheitsmaßnahmen erreicht werden. Denn sie haben unterschiedliche Bedürfnisse: Facharbeiter in der Logistik haben andere Gesundheitsprobleme als Teamleiter der Entwicklung. Managerinnen auf Reisen sind anders anzusprechen als Geringqualifizierte in Schichtarbeit. Hinzu kommt, dass Belegschaften immer vielfältiger werden. Dies unterstreichen auch die Ergebnisse der #whatsnext-Studie: Vor allem Auszubildende und junge Beschäftigte, deren Bedürfnissen im Kontext der BGF bislang wenig Beachtung geschenkt wurde, rücken in den nächsten Jahren stärker in den Blick. Dies gilt auch für Flüchtlinge und Beschäftigte mit Migrationshintergrund, die aktuell noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Ausbildung interner Gesundheitsbotschafter

Die Zunahme an kultureller Vielfalt in Betrieben bringt neue Herausforderungen für die BGF mit sich: Mit welchen Gesundheitsmaßnahmen beispielweise können auch streng gläubige Muslime erreicht werden? Ode

r: Wie müssen Informationen formuliert werden, damit sich auch junge Fachkräfte aus Osteuropa angesprochen fühlen? Einige Unternehmen haben in diesem Kontext gute Erfahrungen mit der Ausbildung von Beschäftigten mit Migrationshintergrund zu sogenannten Gesundheitsbotschaftern gemacht. Dank ihrer Herkunft und Mehrsprachigkeit können sie Beschäftigte für die BGF begeistern, die die Gesundheitsverantwortlichen kaum erreichen. Aus Sicht der befragten Organisationen ist die Ausbildung interner Beschäftigter für die BGF sogar das am stärksten an Bedeutung gewinnende Format im Betrieblichen Gesundheitsmanagement in den nächsten fünf Jahren.

Bedarfsermittlung durch Analysen

Auch Bedarfsanalysen mittels Befragungen, Beobachtungsverfahren, Interviews oder Workshops können dabei helfen, die richtigen Gesundheitsmaßnahmen für die unterschiedlichen Zielgruppen im Unternehmen zu finden. Sie werden weiter an Bedeutung gewinnen, wie die Studienergebnisse verdeutlichen. Dies dürfte auch an der gesetzlichen Pflicht zur psychischen Gefährdungsbeurteilung liegen. Aktuell sind Beobachtungsverfahren beziehungsweise Arbeitsplatzanalysen am bedeutsamsten. Allerdings feiern Workshops oder Gesundheitszirkel eine Art Comeback. Sie werden in fünf Jahren aus Sicht der befragten Organisationen die wichtigsten Analyseverfahren sein.

Digitale Lösungen als Chance

Die #whatsnext-Studie zeigt, dass Gesundheits-Apps, Wearables und Gesundheits-Portale in der Arbeitswelt deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Die digitale BGF erfährt bei den Themen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sogar den größten Bedeutungszuwachs in den nächsten fünf Jahren. Gesetzt den Fall, dass Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet sind, können mithilfe digitaler Lösungen auch Zielgruppen wie Außendienstler, technologieaffine Beschäftigte oder Angestellte in kleinen Filialen erreicht werden. Auf diese Weise wird die BGF auch automatisch spielerischer werden. Schrittzähleraktionen, persönliche Ranglisten oder Abteilungswettbewerbe werden aus Sicht der befragten Organisationen in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen.

Aufsuchende und sichtbare Gesundheitsförderung

Ob die Laufgruppe nach Feierabend oder die subventionierte Mitgliedschaft im Fitnessstudio – externe BGF-Angebote wird es künftig wohl weniger geben. Der Trend geht aus Sicht der befragten Organisationen in Richtung „aufsuchende Gesundheitsförderung“. Soll heißen: Je näher Angebote an den Arbeitsplätzen stattfinden und je niedrigschwelliger und zeitsparender sie sind, desto erfolgsversprechender. Eng damit verbunden ist auch das Thema Gesundheitskommunikation, das bei den BGM-Themen nach der digitalen BGF den zweitgrößten Bedeutungszuwachs in den kommenden fünf Jahren erlangen wird. Noch sind es aktuell eher klassische Kommunikationsmittel wie Flyer oder Newsletter, die von den Befragten als bedeutsam erachtet werden. Doch in Zukunft werden auch neuartige Kommunikationswege wie zum Beispiel Gesundheitstheater (Vermittlung von Gesundheitswissen durch Kurzschauspiel, etwa bei der Betriebsversammlung) oder Gesundheits-Flashmobs (überfallartige Aktivierungspausen zum Beispiel im Produktionsbereich) mehr in den Fokus rücken.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die BGF im Zuge der Digitalisierung verändern wird. Neue Arbeitsanforderungen führen zu veränderten Bedürfnissen der Beschäftigten. Die Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Dienstes sollten sich früh darauf einstellen und Lösungen entwickeln. Die #whatsnext-Studie liefert dabei Hilfestellung und zeigt auf, wie BGF künftig gestaltet werden sollte – nämlich zielgruppenspezifischer, analytischer, digitaler, spielerischer, aufsuchender und sichtbarer.


Weiterlesen:

Das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) im Web.

Hier geht es zur digitalen Pressemappe der Pressekonferenz „#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt“ im Portal „Presse & Politik“ der TK.


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1 Kommentar

  • Ruckbi

    überfallartige Aktivierungspausen – endlich mal was Lustiges! Gesundheitsförderung im Betrieb kann so bestimmt Spaß machen!