Kerstin Grießmeier

Pflegende Angehörige: Was hilft den Helfern?

Der TK-Meinungspuls Pflege zeigt: Einen nahen Angehörigen zu pflegen steht bei den Menschen in Deutschland hoch im Kurs. 86 Prozent der Befragten sind grundsätzlich bereit, zu pflegen. Die Zahl derjenigen, die es tatsächlich tun, ist aber deutlich geringer.

Für viele Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause ist diese Verantwortung ein Kraftakt. Als sogenannte informell Pflegende brauchen sie Unterstützung und Entlastung. Wir haben drei Experten gefragt, wie das gelingen kann.

Thomas Ballast ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK und verantwortet dort den Bereich Pflege. Er setzt sich dafür ein, dass auch die Politik pflegende Angehörige unterstützt.

Thomas Ballast ist stellvertretender TK-Vorstandsvorsitzender.

„Der Großteil der Pflegebedürftigen wird zu Hause versorgt. Damit leisten Angehörige oder Freunde den Löwenanteil in der Pflege.

„Um pflegende Angehörige zu entlasten, ist es an der Zeit, die Chancen der Digitalisierung besser zu nutzen und für die Betroffenen zugänglich zu machen.“

Thomas Ballast

Als Pflegekasse sind wir hier schon aktiv. Mit dem TK-Pflege-Coach haben wir eine Möglichkeit geschaffen, online Pflegekurse zu absolvieren. Das reicht aber nicht aus. Beim Thema Pflege müssen alle Beteiligten an einen Tisch. Große Chancen sehen wir beispielsweise im Bereich Smart Home. Technische Lösungen, die eine längere Selbständigkeit ermöglichen und Angehörige entlasten, gibt es bereits. Wir setzen uns dafür ein, dass sie ihren Platz in der Pflegeversicherung finden – dafür ist dann allerdings die Politik gefragt.“

Diplom-Psychologin Imke Wolf leitet das Onlineportal pflegen-und-leben.de. Sie und ihr Team beraten individuell pflegende Angehörige in Belastungssituationen.

„Es ist wichtig, dass der oder die Pflegende von der Familie, beziehungsweise vom sozialen Umfeld, unterstützt wird und sich mit dieser großen Aufgabe nicht alleine gelassen fühlt – auch, um sich Auszeiten zu nehmen. In der aktuellen Umfrage wird die Hilfe durch Freunde oder Familie als wichtigster Faktor genannt, wenn es um die Motivation für die Pflege eines Angehörigen geht – wichtiger als finanzielle Hilfe.

Imke Wolf berät Pflegende

„Miteinander zu reden, ist wichtig, um zu erfahren, wie die Eltern oder der Partner alt werden möchten.
Es wird zu wenig über Wünsche, Sorgen und Ängste gesprochen.“

Das zeigt der Meinungspuls Pflege ganz deutlich. Aber: Noch nicht einmal die Hälfte der Menschen in Deutschland hat sich dazu bisher mit seinen Lieben an einen Tisch gesetzt. Auch wenn es unangenehm scheint, können frühzeitige Gespräche Sicherheit bringen und so späteren Stress mindern. Dazu gehört auch, über eine Patientenverfügung zu reden.“

Georg van Elst ist – unter anderem –  ausgebildeter Krankenpfleger und begleitet die Entwicklungen im Bereich Pflegeversicherung als Leiter des Teams Pflege der TK.

Georg van Elst leitet das Team Pflege in der TK.

„Dass immer mehr Menschen in Deutschland pflegebedürftig werden, kommt nicht überraschend. Bei der TK verzeichnen wir jedes Jahr einen Anstieg der Pflegebedürftigen, die Leistungen erhalten. Aktuell sind es rund 20 Prozent mehr als vor einem Jahr. Als Pflegekasse beraten wir ihre Angehörigen, informieren über die Leistungen der Pflegeversicherung und bieten Pflegekurse an.

Allerdings stellen wir noch immer fest, dass das Wissen über bestimmte Leistungen – etwa zu individuellen Schulungen zu Hause – recht unterschiedlich ausgeprägt ist. Dass für mehr als ein Drittel der Angehörigen die Pflegesituation sehr plötzlich auftritt, ist ein weiterer Grund, sich früh mit dem Thema auseinanderzusetzen.“


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1 Kommentar

  • Uta Bergmann

    Das sind alles Allgemeinplätze. Und genau das hilft uns pflegenden Angehörigen überhaupt nicht. Es wäre am wichtigsten, dass Anträge und Abrechnungen schnellstmöglich bearbeitet werden und Bürokratie abgebaut wird. Warum akzeptiert die TK nicht, dass wegen Corona der sogenannte “Entlastungs“betrag in Sachsen auch für die Hilfe von Nachbarn und Freunden ausgegeben werden kann?
    Die größte Belastung ist nämlich die Bürokratie. Wenn die nicht wäre , könnte ich auch mal wieder mehr mit meinem Sohn unternehmen und/oder etwas für meine Gesundheit tun.