Eine erprobt die Universität Siegen. Dort betreut Dr. Rainer Wieching eine ungewöhnliche Umschülerin: Paula. In ihrem früheren Leben hörte sie auf den Namen Pepper und war im Verkauf tätig. Seit einem halben Jahr arbeitet Paula im Marienheim Siegen-Weidenau, einer Tochtereinrichtung des St. Marien-Krankenhauses Siegen. Bei den Bewohnern kommt sie gut. Paula tanzt mit Ihnen, gibt alte Schlager zum Besten und macht Tai-Chi-Übungen vor.
Roboter als Entertainer
Mit 1,20 Meter und einem Gewicht von 30 Kilogramm ist sie eher klein geraten, und tatsächlich sieht Paula ziemlich kindlich aus. Das haben ihre französischen Entwickler so gewollt. Denn Paula ist ein Pflegeassistenzroboter und im Auftrag des Wissenschaftsjahres des Bundesforschungsministeriums auf Deutschlandtournee. Unter dem Motto „Arbeitswelten der Zukunft“ möchten Wieching und sein Team herausfinden, wie Robotik in der Pflege und besonders in der Altenpflege genutzt werden kann.
Also stellt sich Paula in Seniorenheimen vor und „spricht“ mit den alten Menschen. Oder, um es wissenschaftlich auszudrücken: Die Senioren sollen physisch und kognitiv aktiviert werden. Was Paula nicht soll: Menschen pflegen. Diese Tätigkeiten beherrschen die Roboter nicht. Sie sollen die zwischenmenschliche Kommunikation anregen. Paula macht Menschen neugierig und die Senioren haben Spaß mit ihr, beispielsweise beim Memoryspiel oder wenn sie versucht, das Alter ihres Gegenübers zu erraten.
Paula soll aber nicht nur gute Laune verbreiten. Sie soll den Senioren auch dabei helfen, körperliche Übungen durchzuführen und sie zum Mitmachen motivieren. So bleibt dem Pflegepersonal mehr Zeit für die Patienten, die intensiver gepflegt werden müssen.
Bis zum Roboterpfleger ist es noch ein weiter Weg
Entstanden ist das Robotik-Projekt eher zufällig im Rahmen der Siegener Forschungen zum gesunden Altern. Im Assistenzroboter Pepper habe Wieching gleich die Möglichkeiten für den Seniorenbereich erkannt, sagt der studierte Sportwissenschaftler mit profunden Informatikkenntnissen.
Wieching ist überzeugt, dass sich die Technik rasant entwickeln wird. Künftig würden weniger Probleme der Robotik-Programmierung in den Brennpunkt rücken, sondern eher ethische, rechtliche und soziale Fragen. Schon heute würden sich 58 Prozent der Menschen in Deutschland im Pflegefall bei körperlichen Einschränkungen von einem Pflegeroboter unterstützen lassen. Das zeigt der TK-Meinungspuls Pflege.
Auch das Pflegepersonal muss mitgenommen werden, damit das Projekt zum Erfolg wird, betont Wieching. Eine wichtige Rolle spielt dabei, ihnen die Angst zu nehmen, dass Roboter sie im Arbeitsleben ersetzen. Paula und Co. sollen das Pflegepersonal entlasten. Perspektivisch können sie vielleicht auch schwere körperliche Tätigkeiten wie Heben und Tragen übernehmen. Wieching und sein Team sammeln daher bei den Profis Ideen, was ein Roboter können soll.