Hubert Forster

TK-DocTour: Wer will Hausarzt werden?

Seit fünf Jahren tourt die TK in Baden-Württemberg mit jungen Medizinstudierenden durch den Südwesten. Auf dem Programm stehen Praxisbesuche bei Landärzten sowie Diskussionen mit Bürgermeistern und Gesundheitspolitikern. Immer mit dabei war unser Kollege Hubert Forster.

Es gibt immer viele spannende Momente, wenn wir mit der TK-DocTour unterwegs sind. Doch das spannendste ist für mich das erste Kennenlernen. Da tauchen sie dann am vereinbarten Punkt auf: Sechs junge Leute, die irgendwo in Deutschland Medizin studieren, mit unterschiedlichem Alter, Semesterzahl und kulturellem Hintergrund. Vereint in dem Wunsch, etwas mehr über das Leben als niedergelassener Arzt auf dem Land zu erfahren. Ja, vielleicht nach der Tour sogar sagen zu können: Das ist genau mein Ding!

Landärzte, die in ihrem Job aufgehen, machen Eindruck

Vanessa Marcetic wünscht sich eine Praxis auf dem Land.

So zum Beispiel Vanessa Marcetic aus dem Umland von Bremen, die in Witten-Herdecke Medizin studiert. Die 22-Jährige steht zwar erst am Anfang ihres Studiums, doch eines weiß sie genau: „Ich bin kein Krankenhausmensch.“ Schon in der achten Klasse hat sie in einem Schülerpraktikum beim Hausarzt Feuer gefangen, dann auch das Abi im Bereich Gesundheit und Pflege absolviert. Sie ist beeindruckt von Landärzten, „die wirklich aufgehen in ihrem Job“.  Genau da sieht sie sich irgendwann: „Ich komme vom Land und will auch wieder aufs Land zurück. Die Tour hat mich darin bestärkt.“

„Man kann sogar wissenschaftlich arbeiten.“

Arzt war schon immer sein Traumberuf: Johannes Haußecker

Auch bei Johannes Haußecker steht der Berufswunsch Arzt im Grunde schon fest, seit er im Kindesalter mit Playmobil-Figuren Notarzt gespielt hat. Er kommt aus dem Harz und studiert im sechsten Semester Medizin in Homburg. Ihn beeindruckt, wie viele Freiheiten man als niedergelassener Arzt hat, auch medizinisch: „Man kann sogar wissenschaftlich arbeiten.“

Dass Landärzte vom wissenschaftlichen Fortschritt abgekoppelt sind, ist nur einer der vielen Vorurteile, die bei etlichen Nachwuchsmedizinern noch verankert sind und in so manchem Propädeutikum am Leben gehalten werden.

Einkommen vergleichbar mit dem eines Klinik-Oberarztes

Selbst auf der schwäbischen Alb wird fleißig geforscht. So erzählt uns der Trochtelfinger Allgemeinarzt Dr. Horst Prautzsch, von der Leitlinie zum Thema Gicht, die er auf den Weg gebracht hat oder wie er sich mit den  Auswirkungen der Antibabypille beschäftigt.

Aber passt auch die Vergütung? „Mein Einkommen ist vergleichbar mit dem eines Oberarztes im Krankenhaus“, kommt häufig als Antwort auf diese Frage. Gar nicht mal so schlecht, entnehme ich dem Gesichtsausdruck der Jungmediziner.

Wohnen in Stuttgart, Hausarzt im Schwarzwald

Im Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises diskutieren wir das Thema Wohnen. „Kulturell sieht es auf dem Land ja nicht so gut aus“, findet der Student Christian Schnell. Bürgermeister Christian Wörpel aus Schönwald hält dagegen:  „Was wir so alles auf die Beine stellen, finden Sie nicht in jeder Großstadt.“

Wer dennoch das Großstadtleben bevorzugt, muss auch darauf nicht verzichten. Dr. Thomas Eder beispielsweise pendelt jeden Tag von Stuttgart nach Bad Liebenzell in den Schwarzwald. Hier hat sich der 36-Jährige  zum Facharzt für Allgemeinmedizin weitergebildet, demnächst steigt er in die Gemeinschaftspraxis ein. Die Studierenden sind sich einig: Kann man so machen.

Meinungsaustausch mit gesundheitspolitisch aktiven MdBs

Die eine Woche durch Baden-Württemberg vergeht wie im Flug. Nicht zuletzt, weil die TK-DocTour Begegnungen zwischen Welten schafft, die sonst nur schwer zueinander finden. Mal eben mit Kommunalpolitikern vor Ort zu sprechen ist für die Studierenden ebenso besonders wie ein Gespräch mit gesundheitspolitisch aktiven MdBs. Dr. Anna Christmann (Grüne), Saskia Esken (SPD) und Lothar Riebsamen (CDU) waren diesmal mit dabei.

Wie immer werden es solche Momente sein, die in Erinnerung bleiben, während die vielen Kilometer im Bus, die Hitze und auch die eine oder andere unbequeme Nacht so langsam aus dem Gedächtnis verschwinden.


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