Angesichts des am Vorabend bekanntgewordenen Koalitionsbruchs lief der diesjährige Pflegetag wohl etwas anders ab, als es sich viele der anwesenden Pflegekräfte, Verbandsleute und Arbeitgeber aus der Pflege erhofft hatten. Gesprächspartnerinnen und -partner aus der Politik jedenfalls waren rar gesät, und etliche Programmthemen quasi hinfällig geworden, Stichwort Pflegekompetenzgesetz. „Wenn wir etwas bewegen wollen, müssen wir es selbst in die Hand nehmen“, so Pflegeratspräsidentin Christine Vogler. Und so fokussierten sich die Gespräche dann auch auf die Selbstorganisation der Pflege, das Engagement in Verbänden, Weiterbildung und Austausch.
Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflege, gewährte im rbb Zukunftsforum einen spannenden Blick über den Tellerrand. So wurde in der Schweiz bereits vor einigen Jahren über eine Volksinitiative abgestimmt, die die Politik zum Handeln gegen den Pflegenotstand aufforderte. „Weil Applaus allein nicht reicht“, war das an die Pandemiezeit angelehnte Motto.
Gesundheitsförderung für Pflegekräfte – selbstverständlich oder unterschätzt?
Wertschätzung und strukturelle Rahmenbedingungen sind die eine Seite der Medaille. Was auf dem Pflegetag aber auch immer wieder anklang: Nur wer gesund ist und sich wohlfühlt, kann auch andere pflegen. Dabei hat ein gesundheitsförderndes Arbeitsumfeld viele Facetten. An den Ausstellungsständen konnten Kongressteilnehmende beispielsweise smarte Pflegebetten und rucksackartige Exoskelette ausprobieren, mit denen sich Pflegebedürftige leichter drehen und heben lassen. Auch technische Lösungen zum Arbeitsschutz, wie eine Rauchgas-Absaugung für den OP, wurden vorgestellt. Die gematik warb für die Entlastung von bürokratischen Aufgaben durch die Anbindung von Pflegeeinrichtungen an die Telematik-Infrastruktur.
Um das Thema Prävention drehte es sich am Stand der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Hier tauschte sich Carla Eysel, Vorstand für Personal und Pflege, mit Thomas Ballast, unserem stellvertretenden TK-Vorsitzenden, über „Empowerment im Berufsalltag“ aus. Beschäftigte sollten dafür sensibilisiert werden, auf sich selbst zu achten, und Führungspersonen befähigt werden, ihre Mitarbeitenden gesund zu erhalten, so Eysel.
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Weniger Stress, bessere Pflege
Ein wichtiger Baustein hierfür ist das TK-geförderte Präventionsprojekt LAGOM für mentale Gesundheit. Im Kurs lernen die Teilnehmenden, persönliche Stressmuster zu erkennen, gesunde Pausen einzulegen und Entspannungsübungen in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Neben Stressprävention und gesunder Führung sind auch Organisation und Dienstplangestaltung, Gewaltprävention, Bewegung und Ergonomie sowie gesunde Ernährung wichtige Präventionsansätze für gesunde und motivierte Pflegende. Die Expertinnen und -experten der TK beraten fachlich zu diesen Themen, unterstützen interessierte Einrichtungen aber auch bei konkreten Projektideen. Was überall sichtbar wird: Mit einer erhöhten Zufriedenheit der Mitarbeitenden geht auch eine bessere Versorgung der Pflegebedürftigen einher.
Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte einen Blick in das neue TK-Dossier „Pflege mit Zukunft“ werfen. Darin berichten wir nicht nur aus LAGOM und anderen Projekten und bieten Anregungen für Arbeitgeber in der Pflege, sondern stellen auch konkrete Forderungen an die Politik auf. Denn: Viele Herausforderungen, vor denen Pflegekräfte tagtäglich stehen, gehen weit über Gesundheitsförderung hinaus. Die digitale Vernetzung, der Abbau bürokratischer Prozesse oder die nachhaltige Finanzierung der Pflege beispielsweise sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Sie können als solche nur im Zusammenspiel aller beteiligten Akteure bewältigt werden und erfordern eben mehr als einen Applaus.