Wie geht es Frauen heutzutage im Berufsleben?
Viele Frauen wünschen sich auch im Job mehr Unterstützung hinsichtlich ihrer natürlichen Lebenszyklen. Eine Frau mit Kinderwunsch beschäftigen ganz andere Themen als eine Frau, die sich in der Menopause befindet – auch bezogen auf die damit manchmal einhergehenden Probleme. Im beruflichen Kontext fehlt es an Strukturen und Hilfsangeboten, wenn Frauen beispielsweise an Endometriose leiden, einen unerfüllten Kinderwunsch haben, zwischen Kinderbetreuung und Job jonglieren oder in der Menopause stecken. Betroffene Frauen meistern den Arbeitsalltag trotz dieser Beschwerden und Herausforderungen, können aber weniger leisten, sind unzufrieden und geben ihren Job schlimmstenfalls auf. Unsere Zahlen zeigen: 67 Prozent der über 25-Jährigen fühlen sich durch die Familienplanung in ihrer Karriere negativ beeinflusst. 33 Prozent der berufstätigen Frauen kündigen in der Elternzeit und orientieren sich neu. Eine von vier Frauen will aufgrund ihrer Wechseljahre früher aufhören zu arbeiten. In Zeiten von Fachkräftemangel und dem demographischen Wandel ist die Förderung von Frauen kein „Nice-to-have“, es ist eine unverzichtbare Investition im Kampf um die besten Talente und den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Gründerin Julia Neuen berichtet bei OMR von ihrem Start-up.
Was müsste sich deiner Meinung nach ändern? Und was kannst du mit Peaches in Unternehmen verändern, wenn ihr dort das Thema Frauengesundheit und Familienfreundlichkeit angeht?
Frauengesundheit und Familienfreundlichkeit sollten Teil der jeweiligen Unternehmensstruktur und -kultur sein, das heißt, sie spiegeln sich im Arbeitsumfeld, bei der Karriereentwicklung und bereits beim Onboarding in den Job wider. Arbeitgebende sollten beispielsweise Wiedereinstiegsmöglichkeiten anbieten, bevor eine junge Mitarbeiterin über ihre Familienplanung nachdenkt, also lange bevor sie schwanger ist und Kinder auf die Welt bringt und dann wieder anfangen möchte zu arbeiten. Und mit Angebot meine ich sowohl Informationen und Benefits rund um die gesunde Schwangerschaft und den Familienstart als auch Strukturen, die es ermöglichen, als junge Mutter die Arbeit nach der Elternzeit wieder aufzunehmen. Wenn ich zum Beispiel die Möglichkeit habe, meinen Job eine Zeit lang mit einer Kollegin oder einem Kollegen zu teilen oder flexibel und ortsunabhängig zu arbeiten, dann habe ich als Frau eine Bleibeperspektive und kann bestenfalls sogar Karriere machen. Arbeitgebende, die sich hinsichtlich der Lebensrealitäten von Frauen und Familien gut aufstellen, werden Talente anziehen und halten können. All diese Punkte gehen wir bei Peaches gemeinsam mit den Unternehmen an.
Julia Neuen im Podcast Maschinenraum Gesundheit
Warum ist Female Health auch ein Männerthema?
Frauenthemen wie Endometriose und Menopause sind leider gerade in der Arbeitswelt immer noch Tabuthemen. Und wir werden diese Tabus nur aufbrechen, wenn auch Männer in den Prozess eingebunden sind. Wenn wir mit Peaches Firmen beraten, interviewen wir neben den Mitarbeiterinnen immer auch eine Gruppe an Mitarbeitern, um auch deren Arbeitssituation und -wünsche zu berücksichtigen. Schließlich sollte das gesamte Unternehmen das Thema Frauen- und Familienfreundlichkeit leben. Männer sind außerdem heute viel mehr in den Familienalltag eingebunden. Das heißt, auch männliche Kollegen profitieren davon, wenn es bei ihrem Arbeitgebenden beispielsweise normal ist, dass sie um 14 Uhr die Kinder von der Kita abholen.
Frauengesundheit und Familienfreundlichkeit sollten Teil der jeweiligen Unternehmensstruktur und -kultur sein, das heißt, sie spiegeln sich im Arbeitsumfeld, bei der Karriereentwicklung und bereits beim Onboarding in den Job wider.
Du arbeitest viel nach dem skandinavischen System – was können wir von den Skandinaviern lernen?
Skandinavien ist in Sachen Frauen- und Familienfreundlichkeit viel weiter. Eine gesunde und familienfreundliche Arbeitskultur ist dort selbstverständlich. Moderne Arbeitsmodelle und echte Gleichstellung führen dazu, dass Frauen und Männer gleichermaßen Kinder betreuen und Karriere machen können.
TK-Kooperation
Im Rahmen eines Pilotprojekts kooperiert das Betriebliche Gesundheitsmanagement der TK mit peaches. Nach Abschluss berichten wir über die Ergebnisse.
Welchen Tipp kannst du Frauen im Berufsleben mitgeben?
Es gibt leider sehr viel Schönfärberei, deshalb empfehle ich jedem genau hinzuschauen. Wie viele Frauen sind in Führung? Wie ist die Altersverteilung in einem Unternehmen? Welche Arbeitsmodelle werden angeboten und gelebt – und nicht nur in der Jobanzeige beworben.