Daniel Konrad

eSport – das Leben als virtueller Fußball-Profi

Hohe Preisgelder, ausverkaufte Hallen, Fernsehübertragungen: eSport boomt. Auch in Deutschland wird das Zocken immer populärer. Wie Dominik Schwenk im Nebenjob mit FIFA-Spielen Geld verdient.

Stolz trägt Dominik Schwenk das Trikot von Besiktas Istanbul. Für den türkischen Fußball-Traditionsverein hat er unter anderem den Balkan-Cup in Istanbul gewonnen. Und das im Vodafone-Park, dem Stadion von Besiktas, das knapp 42.000 Zuschauer fasst.

Allerdings ist der 27-Jährige nicht auf dem grünen Rasen in Aktion, sondern auf einem Gaming-Stuhl: Der Saarländer spielt professionell die Fußball-Simulation FIFA auf der Xbox One. Seit Sommer 2017 hat „Schwenker1991“ – so sein Online-Alias – einen eigenen Spielerberater bei einer Management-Agentur und schon einiges an Preisgeld eingespielt. Dabei hatte er immer nur zum Spaß gezockt – zumindest bis 2016.

Freunde und Familie mussten Dominik erst überreden

Dominik Schwenk

„Ich habe meistens gegen meine Freunde und meinen Bruder Marc gewonnen. Die haben mich dann dazu gedrängt, mal bei einem Turnier mit 128 Spielern in Saarbrücken mitzumachen“, erklärt Dominik Schwenk. „Ich hatte da eigentlich keine große Lust drauf, bin dann aber doch hin. Im Endeffekt habe ich im Finale gegen Marc und im Jahr darauf erneut gewonnen. So ging es dann los.“

So feierte Dominik Schwenk erste Turnier-Erfolge und gewann als Außenseiter eine Wildcard für die National Gaming League (NGL), wo er den Profis von Schalke 04 oder Werder Bremen im Liga-Modus (Jeder-gegen-Jeden mit Tabelle) überraschend keine Chance ließ. Erst im Playoff-Modus musste er eine Niederlage einstecken und schied aus. Trotzdem kam daraufhin die Agentur auf ihn zu – und seine Karriere nahm mit dem Besiktas-Angebot richtig Fahrt auf.

eSportler müssen auch auf sich achten

Zur richtigen Zeit war er damit am richtigen Ort, denn: eSport boomt. Der eSport-Bund Deutschland e.V. definiert die Disziplin in ihrer Satzung so: „eSport […] ist das sportwettkampfmäßige Spielen von Video- bzw. Computerspielen, insbesondere auf Computern und Konsolen, nach festgelegten Regeln.“ Auch viele Jugendliche und junge Erwachsene begeistern sich dafür. Aus Sicht der TK ist es deshalb umso wichtiger, dass eSportler mit Konsole, PC und Smartphone bewusst umgehen. Dazu gehört auch, für einen sozialen, körperlichen und geistigen Ausgleich bewusste Pausen einzulegen.

Für Dominik Schwenk sorgt ein Vollzeit-Job von alleine für diesen Ausgleich. Denn trotz der Erfolge und des Engagements beim türkischen Spitzenclub hat der ruhige und ausgeglichene Gamer den Schritt, sich ganz auf den eSport zu konzentrieren, nicht gewagt. Er wisse schließlich nicht, wie lange er das noch machen könne, meint er. Darum arbeitet der eSportler weiter im Schichtdienst als Industriemechaniker.

„Mit meiner Frau will ich ja auch noch Zeit verbringen“

Unter der Woche kommt er verhältnismäßig wenig zum Trainieren. Dafür sitzt er am Wochenende pro Tag mehrere Stunden an der Konsole. „Es ist schwierig, den Spagat zwischen Arbeit und Training hinzubekommen“, erklärt Schwenk. „Und mit meiner Frau will ich ja auch noch Zeit verbringen.“ Seit einem halben Jahr ist er mit der 23-jährigen Joelle verheiratet, die ihn voll unterstützt.

Dass er das alles so gut hinbekommt, liegt auch daran, dass er mit Herzblut dabei ist. Denn Fußball – egal ob real oder virtuell – ist seine große Leidenschaft. „Mein Leben besteht hauptsächlich aus Fußball. Ich habe sehr früh selbst gespielt. Leider habe ich mich mit 18 an beiden Adduktoren verletzt, seitdem kann ich nicht mehr selbst kicken.“

Zwei große Ziele bleiben

Bei der Arbeit ist Dominik Schwenk für mehrere Maschinen verantwortlich und durchgehend auf den Beinen. „Natürlich sind viel Training am Bildschirm und die Analyse wichtig. Es braucht aber auch den körperlichen Ausgleich. Und eine gesunde Ernährung ist nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die Leistung förderlich. Das ist auch in der Branche angekommen“, erklärt Schwenk, der etwa komplett auf gezuckerte Getränke verzichtet.

Für seine eSport-Karriere hat Schwenk vor allem noch zwei Träume: „Ich würde gerne mal für einen deutschen Profiverein spielen“, sagt er und ergänzt: „Mich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren wäre aber auch ganz nett.“
2018 war er schon nah dran: Er hatte sich unter die letzten 32 gespielt, scheiterte aber in der letzten Playoff-Runde knapp. Es gibt also noch was zu tun für den virtuellen Fußball-Profi.


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