Anne Wunsch

Eine App, ein Log-in: E-Rezept muss nutzerfreundlich werden

Das elektronische Rezept (E-Rezept) ist ein wichtiger Schritt für ein digitalisiertes Gesundheitswesen, doch die Einführung läuft schleppend. Was sollte jetzt passieren? Klaus Rupp, Leiter Versorgungsmanagement bei der TK, im Interview.

Wie ist der aktuelle Stand beim E-Rezept?

Das E-Rezept wird aktuell stufenweise eingeführt.  Seit dem 1. September sollen alle Apotheken in Deutschland E-Rezepte annehmen können. Der Roll-Out-Prozess in den Arztpraxen hat in der Region Westfalen-Lippe begonnen. Auch wenn es mit Blick auf die Arzneimittel-Rezepte in Deutschland insgesamt noch ein kleiner Teil ist, werden nun nach und nach immer mehr E-Rezepte ausgestellt und von uns als Krankenkasse bearbeitet. Problematisch ist, wie diese E-Rezepte ausgestellt werden – nämlich zum allergrößten Teil auf Papier. Versicherte bekommen dann einen weißen Zettel mit einem QR-Code darauf, der in der Apotheke gescannt wird. Kein Versicherter und keine Versicherte wird darin einen zusätzlichen Nutzen für sich sehen – zu Recht.

Warum werden E-Rezepte größtenteils ausgedruckt?

Die aktuell einzige digitale Alternative ist die E-Rezept-App der gematik, die bisher jedoch kaum jemand nutzt. Versicherte benötigen dafür eine NFC-fähige Versichertenkarte und eine PIN, um sich anzumelden. Wir sind davon überzeugt, dass es für Versicherte einfacher sein muss, das E-Rezept tatsächlich digital zu nutzen – nur dann wird es ein Erfolg. Deshalb fordern wir von der Politik, dass sie ermöglicht, das E-Rezept auch in die Apps der Krankenkassen zu integrieren, sodass die Versicherten nur eine App benötigen. Viele Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland nutzen schon die App ihrer Krankenkasse und sind dort angemeldet. Dieses Potenzial sollten wir nutzen. Das Motto muss lauten: Ein Log-in für alle digitalen Gesundheitsservices. Versicherte reichen hier ihre Krankmeldungen ein, immer mehr nutzen auch die elektronische Patientenakte (ePA). Warum sollte man allein für das E-Rezept noch eine andere App haben? Zudem könnten wir Versicherten dann auch weitere Angebote zur Verfügung stellen.

Klaus Rupp, Leiter Versorgungsmanagement bei der TK

Welche sind das?

Wenn die Rezeptdaten mit den Daten aus der ePA verknüpft werden, könnten Versicherte Hinweise in Bezug auf ihre Medikamente enthalten, beispielsweise, weil in der ePA eine bestimmte Allergie hinterlegt ist. Auch Warnungen zu Wechselwirkungen und Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme sind so möglich. Weiterhin könnte eine Prüfung zur Zuzahlungsbefreiung integriert werden. Dabei gilt natürlich: Die Versicherten haben die Datenhoheit und entscheiden über die Nutzung.

Ein aktueller Gesetzentwurf sieht vor, dass Versicherte künftig die Daten ihrer E-Rezepte an die Kassen-Apps oder andere Apps weiterleiten können. Warum reicht das aus Ihrer Sicht nicht?

Es löst nicht das Grundproblem, dass es für die Versicherten weiterhin kompliziert ist, das E-Rezept digital zu nutzen. Denn sie brauchen zur Einlösung des E-Rezepts weiterhin zusätzlich die E-Rezept-App der gematik und müssen sich dort aufwendig anmelden. Deshalb sollte die Politik hier nachbessern – immer mit dem Fokus, den Prozess möglichst einfach und nutzerfreundlich zu gestalten. Eine App, ein Log-in. Und was mir wichtig ist: Wir brauchen einen einfachen Prozess, der auch wirklich digital ist. Für diejenigen, die keine App nutzen wollen, wird es weiterhin die Papieralternative beziehungsweise auch eine Lösung über die elektronische Gesundheitskarte geben.



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1 Kommentar

  • Siegfried Räbiger

    Die Gedanken sind allgemein richtig, doch werden die Rentner nicht bedacht. Die notwendige Akzeptanz scheitert auch an den Kosten und fehlendem Mehrwert. Ein Anreiz wäre eine prozentuale Beitragsentlastung bei festen Hausärzten und Apotheken vor Ort im Quartier mit einer Zustellung auf Wunsch bei einer Anerkennungsgebühr. So wird die notwendige Bewegung angespannt. https://unser-quartier.de/Oberhausen