Jana Walther

Physician Assistants gegen den Fachkräftemangel?

Wie schaffen wir es, Ärztinnen und Ärzte zu entlasten und dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen? Eine Möglichkeit ist die Ausbildung von sogenannten Physician Assistants. In Schleswig-Holstein nähern sich die ersten Bachelor-Studierenden dem Ende ihres Studiums.

Während Qaseem Ahmadi (39) und seine Mitstudierenden von der SRH Hochschule durch den OP-Saal des Augenarztzentrums Schleswig-Holstein in Rendsburg gehen, staunen sie nicht schlecht über Größe und Ausstattung der Räume. Sie werfen einen Blick auf den OP-Tisch und stellen dem Facharzt für Augenheilkunde, Dr. Jörn-Wolff Prüter, Fragen zu den Abläufen.

Qaseem Ahmadi ist einer von 60 Physician-Assistant-Studierenden in Schleswig-Holstein.

Qaseem ist einer von 60 Physician-Assistant-Studierenden in Schleswig-Holstein. 2010 ist er von Afghanistan nach Deutschland gekommen. Hier hat er eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und arbeitet derzeit als Anästhesiepfleger im schleswig-holsteinischen Pinneberg. Doch er möchte noch mehr: mehr Verantwortung, mehr ärztliche Aufgaben übernehmen.

Physician Assistants wollen mehr Verantwortung übernehmen

Das wollen auch seine Mitstudierenden, zu denen neben Krankenpflegern auch Physiotherapeutinnen oder Medizinische Fachangestellte gehören. Nach Abschluss des Studiums sollen sie später einmal als eine Art medizinische Assistentinnen und Assistenten ausgewählte Aufgaben des Ärztepersonals übernehmen und sie dadurch entlasten. Die sogenannten Physician Assistants (PAs) fungieren dabei als Bindeglied zwischen allen Berufsgruppen der medizinischen Versorgung und vermitteln zudem zwischen Patientinnen und Patienten und dem medizinischen Fachpersonal.

Die insgesamt 20 ersten angehenden PA-Absolvierenden in Schleswig-Holstein befassen sich an diesem Tag mit Telemedizin und Augenheilkunde.

Heute steht für die insgesamt 20 ersten angehenden PA-Absolvierenden in Schleswig-Holstein das Thema Telemedizin und Augenheilkunde auf der Agenda. Der Vertragspartner GIO – ein unabhängiger Qualitätsverbund aus operativ und konservativ tätigen Augenärzten – hat den Tag im Augenarztzentrum ermöglicht, um den Studierenden einen Einblick in eine moderne Facharztpraxis mit starkem Bezug zur Telemedizin und Digitalisierung zu ermöglichen.

Nach dem Einblick in den OP-Saal geht es zu den weiteren Stationen an diesem Tag. In der Biometrie-Sprechstunde wird erklärt, welche Linse sich für die OP des Grauen Stars eignet. Die Studierenden erfahren außerdem, wie die digitale Einschreibung mit der TK funktioniert und wie dank Telemedizin die fachärztliche Expertise auch in die entlegensten Regionen Schleswig-Holsteins gelangt.

PAs können zwar keine Ärztin und Arzt ersetzen, ihnen aber viele delegierbare Aufgaben abnehmen und damit wertvolle Unterstützung leisten.

Prof. Dr. Henrik Herrmann, Studiengangsleiter und Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein

Für Qaseem war es ein spannender Einblick. Er könne sich nach diesem Besuch durchaus vorstellen, später einmal in einem Augenarztzentrum tätig zu sein, sagt er. „Die PA-Studierenden stoßen hier in Schleswig-Holstein auf offene Ohren und Türen“, betont Prof. Dr. Henrik Herrmann, Studiengangsleiter und Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein. „PAs können zwar keine Ärztin und Arzt ersetzen, ihnen aber viele delegierbare Aufgaben abnehmen und damit wertvolle Unterstützung leisten“, ist er sich sicher.

Modul über Digitalisierung im Gesundheitswesen

Die TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein beteiligt sich aktiv an dem Studium der Physician Assistants, welches erstmalig im Herbst 2020 gestartet ist. Das Team der Landesvertretung übernimmt die Ausgestaltung eines Moduls über Digitalisierung im Gesundheitswesen.

„Wir möchten unsere Expertise an die Studierenden weitergeben. “, betont Dr. Frederike Rogge, Referentin für Regionales Vertragswesen bei der Landesvertretung, die das Modul federführend für die TK umsetzt und zwei weitere Seminartage organisiert hat.



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