Franziska Hain

Health Innovation Award 2023: Patient Empowerment im Fokus

Beim Health Innovation Award stand in diesem Jahr alles im Zeichen von „Patient Empowerment“. Aus 37 Bewerbungen hatten sechs eHealth-Start-ups die Chance, mit neuen Ideen und fortschrittlichen Lösungen eine Fachjury sowie das Publikum zu überzeugen. 

Mitten auf dem Gelände von Philips im Health Innovation Port, kurz HIP, in Hamburg fand die Verleihung des diesjährigen Health Innovation Awards statt. Offene, lichtdurchflutete Arbeitsplätze, ein großer Lounge-Bereich und dieses unverwechselbare Start-up-Ambiente: Nicht umsonst sieht sich der HIP als ein „Heimathafen für Health Start-ups“. 

Seit 2017 ist er die Anlaufstelle für eHealth-Start-ups in Hamburg. Der HIP vereint dabei Collaboration Space, Inkubator und Accelerator und unterstützt Start-ups. Partner der ersten Stunde ist neben Philips auch die Techniker Krankenkasse (TK). Mittlerweile zählen AstraZeneca und Asklepios ebenfalls zum Partner-Netzwerk, aus dem die Mitglieder der diesjährigen Panel-Diskussion und der Fach-Jury stammen. 

Patientinnen und Patienten befähigen oder ermächtigen: das war eine der zentralen Fragen der Panel-Diskussion mit Tessa Wolf (AstraZeneca), Hans Matz (TK), Dr. med. Sara Sheikhzadeh (Asklepios), Hannelore Loskill (BAG SELBSTHILFE) und Moderatorin Inga Bergen. Foto: Henrike Schönen/HIP

Patient Empowerment, was bedeutet das eigentlich?

Die Stimmung war gut, die Ränge in dem kleinen Auditorium des HIP voll. So voll, dass längst nicht alle Interessierten vor Ort einen Platz ergattern konnten. Parallel wurde das Event daher per Livestream übertragen. Die Moderation übernahm Inga Bergen, Expertin in Sachen Digital Health und Innovationen. Ganz typisch für die Start-up-Szene mussten die Finalistinnen und Finalisten ihre Ideen pitchen. Davor stand noch eine Panel-Diskussion an. Eine der zentralen Diskussionsfragen war genauso kritisch wie berechtigt: Was bedeutet Patient Empowerment überhaupt? Geht es darum, Menschen zu befähigen oder zu ermächtigen? Ist es mehr als ein Buzzword? Letztlich waren sich alle einig: Patientinnen und Patienten sollen befähigt und deren Gesundheitskompetenz gestärkt werden. „Digitale Gesundheitskompetenz und Patient Empowerment sind wichtige Bausteine für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem“, erklärte später auch Thomas Ballast, stellvertretender TK-Vorstand, im Gespräch mit Inga Bergen, bevor die Start-ups ihre Ideen vorstellten. 

Von Betroffenen bis zu Ärzt:innen – unter den Gründer:innen waren alle vertreten

Nach der Panel-Diskussion bekam jedes Start-up zehn Minuten Zeit, um seine Innovation in einem Pitch vorzustellen und der Fachjury Rede und Antwort zu stehen. Schnell zeigte sich: Patient Empowerment entsteht auch aus der Reihe der Betroffenen selbst. So war die Hälfte der Start-ups von Menschen gegründet worden, die selbst Patientinnen und Patienten sind. Sie wissen selbst am besten, was sie wirklich benötigen, um ihre Lebensumwelt entsprechend ihres Gesundheitsproblems selbst gestalten zu können.  

Nach dem letzten Pitch folgte dann die Abstimmung. Dabei konnten auch die Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Stimmen abgeben. Folgende Start-ups standen dabei zur Auswahl: 

  • BOCAhealth: Will dank Bioelektrischer Impedanzanalyse zuhause den Körperwasserhaushalt chronisch Kranker monitoren. 
  • skinuvita: Hat die Phototherapie für daheim entwickelt, um Patientinnen und Patienten Zeit und Wege zu ersparen. 
  • TimeTeller: Ermittelt per Speichelprobe den besten Zeitpunkt zur Einnahme von Krebsmedikamenten, um die Wirksamkeit zu erhöhen und Nebenwirkungen zu senken. 
  • RadioReport: Setzt auf Digitalisierung bei Befundungsprozessen in der Radiologie und sorgt für standardisierte und „patientenfreundlichere“ Befunde. 
  • medudoc: Mithilfe von individuellen Aufklärungsvideos soll die Patientenaufklärung und -einwilligung vereinfacht und gleichzeitig die Compliance erhöht werden. 
  • meal&heal: Dank Fragebogen in der App kann diese verschiedenste Nahrungsmittelunverträglichkeiten erkennen und Betroffenen eine digitale Betreuung bieten. 
Glückliche Siegerin: Prof. Dr. Angela Relógio von TimeTeller mit dem Juryvorsitzenden Thomas Ballast. Foto: Henrike Schönen/HIP

And the winner is…

Es folgte das große Finale: Die Stimmen waren ausgezählt und die Fachjury hatte ihr Urteil gefällt. Ein Start-up hatte die Jury mit ihrem Pitch besonders überzeugt, so Jury-Vorsitzender Thomas Ballast. Gewinner des Health Innovation Award 2023 ist – TimeTeller. Das von Prof. Dr. Angela Relógio und Dr. Benjamin Dose gegründete Start-up hat eine Methode entwickelt, mit der der individuelle Biorhythmus ermittelt werden kann. Auf dieser Grundlage kann die Medikamentengabe in der Krebstherapie individuell angepasst werden. In ihrer Frage- und Antwortrunde hatte Relógio der Jury selbst noch scherzend erklärt, dass für den Beleg der inneren Uhr 2017 der Nobelpreis verliehen wurde – leider nicht an sie. Jetzt hat sie selbst einen Preis erhalten und zeigte sich sichtlich berührt. 

Verdient hätten den Preis natürlich alle: Schon wegen ihres großen Engagements für mehr Patient Empowerment. Aber wie heißt es in der Welt der Start-ups doch gleich: Nach dem Pitch ist vor dem Pitch. Denn eine innovative Idee allein reicht noch nicht aus, um im Gesundheitssystem Fuß zu fassen. Hans Matz, Leiter Innovationsfonds und Produktportfolio der TK, betonte deshalb: Netzwerke und Kooperationspartner sind für eHealth-Startups unerlässlich. Das HIP sowie das TK-Innovationsportal sind daher wichtige Anlaufstellen, um auch in Zukunft innovative Ideen aktiv zu fördern.



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