Ergebnisse in der Radiologie sind komplex und schwer zu analysieren. RadioReport soll dabei helfen und die Analyse beschleunigen. Wie entstand die Idee für das Start-up?
Mein Kollege und Gründer Prof. Dr. med. Alexander Huppertz ist selbst Radiologe und erlebt in seinem Arbeitsalltag viele Probleme bei der Erstellung und Dokumentation von radiologischen Befunden. Nicht nur dauert die Analyse oft sehr lange, teilweise gibt es auch ein echtes Qualitätsproblem – denn verschiedene Ärztinnen und Ärzte benutzen oftmals unterschiedliche Formulierungen und Vergleiche, um die gleichen medizinischen Befunde zu beschreiben. Zum Beispiel wird die Größe eines Tumors oft mit einem Kirschkern verglichen, doch wie groß ein Kirschkern ist, nehmen die meisten unterschiedlich wahr. Das kann schnell zu Missverständnissen und Ungenauigkeiten führen.
So entstand die Idee für unser Start-up Neo Q. Zusammen mit anderen Partnern sowie weiteren Radiologinnen und Radiologen haben wir dann unsere Software „RadioReport“ entwickelt. Sie verbessert die Qualität der Befunde, ermöglicht die Kommunikation zwischen Ärztinnen und Patienten mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen und beschleunigt die Diagnose. Außerdem verbessert die Software die Genauigkeit der Abrechnung.
Die für einen Befund benötigte Zeit verkürzt sich damit um bis zu 50 Prozent und das Ergebnis ist schneller für die Weiterbehandelnden in Kliniken und Praxen verfügbar.
Dr. Sven Jansen
Die Software basiert auf der neuen Methode des Guided Reporting. Können Sie erklären, was das bedeutet?
Die Grundidee beim Guided Reporting ist, die Denkmuster von Radiologinnen und Radiologen digital in einem Entscheidungsbaum abzubilden. Man kann es sich etwa wie einen digitalen Interviewpartner vorstellen, der die Anwenderin oder den Anwender Schritt-für-Schritt durch einen Entscheidungspfad bis hin zum fertigen Befund führt. Dabei stellt die Software gezielte „Fragen“ zu Krankheitsbildern und bietet Hilfestellungen und grafische Auswahltools. Das Resultat ist ein vollständiger, strukturierter und standardisierter Befund in kurzen und klaren Worten. Die benötigte Zeit verkürzt sich damit um bis zu 50 Prozent und das Ergebnis ist schneller für die Weiterbehandelnden in Kliniken und Praxen verfügbar, da unsere Software in viele Informationssysteme von Krankenhäusern und Radiologie-Praxen integriert ist. Sie analysiert außerdem medizinische Bilder mithilfe einer Künstlichen Intelligenz. Wenn die KI Auffälligkeiten entdeckt und zum Beispiel einen Bruch vermutet, gibt sie der Radiologin bzw. dem Radiologen einen Hinweis, der überprüft werden kann.
Wer steckt hinter dem Start-up Neo Q?
Aktuell besteht unser Team aus 35 Personen, darunter Software-Entwickler, Radiologen, Service- und Support-Mitarbeiter und Wirtschaftswissenschaftler. Ansässig ist die Firma in Berlin und ist weltweit tätig.
Wo wird RadioReport schon in der Praxis genutzt?
RadioReport wird bereits in mehreren Ländern eingesetzt, darunter Deutschland, Österreich, die Schweiz, England, Frankreich, Länder im Mittleren Osten und die USA. Unsere Software wird im Rahmen eines Forschungsprojekts an der LMU München und im Klinikum Oldenburg eingesetzt und im Innovationsfondsprojekt „HerzCheck.org“ der Charité im Deutschen Herzzentrum Berlin genutzt. Deutschlandweit wird RadioReport insgesamt in über 20 Projekten genutzt, zum Beispiel im Klinikum Rostock Südstadt, in der Universität Regensburg, bei der Med 360°-Gruppe und in der Sportmedizin der Universität Potsdam. Etwa zehn weitere Projekte werden in naher Zukunft umgesetzt.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Wir wollen in Zukunft unseren Fokus noch stärker auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten legen, damit wir ihnen noch schneller leicht verständliche Berichte zur Verfügung stellen können. Damit wollen wir das Patient-Empowerment fördern und Behandlungsfehler minimieren, während gleichzeitig keine Zeit in der Behandlung verloren geht. Uns ist auch wichtig, die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen zu verbessern, damit unsere Software in mehr radiologischen Einrichtungen eingesetzt werden kann. Damit wollen wir eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung gewährleisten, von der alle Beteiligten profitieren.
Weitere Informationen
Mehr zu den Finalistinnen und Finalisten des Health-i, dem Health-i Experten-Board und der Fachjury sowie Hintergründe und Informationen zum Thema digitale Innovationen im Gesundheitswesen gibt es hier.