Mit Semanux können Menschen mit starken motorischen Einschränkungen ihren Computer ohne eine spezielle Hardware flexibel nutzen. Wie funktioniert das?
Unsere Software kann problemlos auf handelsüblichen Laptops oder Tabletcomputern mit integrierter Webcam installiert werden. Nutzerinnen und Nutzer können dann durch einfache Kopfbewegungen, Mimik und Gesichtsausdrücke den Cursor steuern, Schaltflächen betätigen und Texte schreiben. Mit der Software brauchen sie keine teure Spezialhardware mehr, sondern können das integrierte Mikro der Webcam nutzen – ganz individuell und an die unterschiedlichen Einschränkungen angepasst. Betroffene können so am digitalen Leben teilhaben.
Wie entstand die Idee?
Die Anfänge unserer Start-up-Idee reichen etwa acht Jahre zurück. Damals haben wir im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Webbrowser mit Augensteuerung entwickelt, so dass Menschen mit Querschnittslähmung, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Parkinson das Internet nutzen können. Während diese Technologie bereits vielen geholfen hat, haben wir erkannt: Viele unserer Nutzerinnen und Nutzer verfügen noch über andere motorische Fähigkeiten, wie die Bewegung der Hand oder die Fähigkeit zu sprechen, die sie auch gerne nutzen wollten. Daher haben wir die Software Semanux Access entwickelt, mit der Betroffene ihre verbliebenen Fähigkeiten nutzen können, anstatt auf die Augensteuerung beschränkt zu sein.
Wer sind die treibenden Kräfte hinter Semanux?
Ramin Hedeshy bringt insbesondere durch seine Forschung im Bereich der Eingabekombination wertvolles Wissen und innovative Ideen in unsere Arbeit ein. Unser KI-Experte Lukas Schmelzeisen bereichert unser Team mit seinem tiefen Verständnis für Algorithmen und maschinelles Lernen. Florian Lerch steuert umfangreiches Wissen im Bereich digitale Produkte und den Unternehmensaufbau bei. Ich selbst bin für die Produktentwicklung verantwortlich. Den Beirat bilden Ruben Maier und Prof. Steffen Staab.
Wo wird Semanux bereits angewendet?
Die Software wird bereits von Fachhändlern vertrieben. Unsere Zielgruppe schließt nicht nur Menschen mit dauerhaften Bewegungseinschränkungen ein, sondern auch Personen, die vorübergehend am Karpaltunnelsyndrom erkrankt sind. Sie können nun trotz vorübergehender Einschränkung ergonomisch arbeiten. Außerdem wollen wir unsere Software als Medizinprodukt zertifizieren, um sie speziell für Menschen mit körperlichen Einschränkungen anzupassen und eine einfache Erstattung durch Krankenkassen zu ermöglichen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Wir werden Semanux Access verbessern, indem wir zusätzliche KI-Funktionen einführen. Diese beinhalten bessere Textvorschläge, eine erweiterte nicht-verbale Spracheingabe sowie eine verbesserte Kopfsteuerung. Zusätzlich arbeiten wir an Semanux Focus, einem Programm, das Büroangestellten mit Hand- und Armproblemen helfen kann, indem es die Funktionen von Maus und Tastatur ergänzt. Auf diese Weise könnten wir Problemen wie dem Karpaltunnelsyndrom vielleicht vorbeugen.