Kevin Nowotka

BJKM 2024: Digitale Prävention? Easy!

Die Bundesjugendkonferenz Medien (BJKM) in Rostock ist die bundesweit wichtigste Konferenz für Medienscouts. Vom Verein Prävention 2.0 e.V. und der TK seit 2016 veranstaltet, widmete sie sich auch dieses Jahr wieder aktuellen Trends in der digitalen Welt und bot den Scouts neues Handwerkszeug, um ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bei Problemen im Netz zu unterstützen.

In der Event-Keynote sensibilisierte die Rostocker Rechtsanwältin und Initiatorin der BJKM, Gesa von Schwerin, die Scouts für den richtigen Umgang mit sexuellen Annäherungen und Erpressungsversuchen im Netz. Dabei zeigte sie anhand konkreter Fallbeispiele, wie Täterinnen und Täter kommunikativ manipulieren und wie scheinbar seriös wirkende Accounts für die Kontaktaufnahme missbraucht werden. Oftmals wird mit öffentlichen Informationen aus den Social-Media-Profilen der Jugendlichen die Illusion von Gemeinsamkeiten erzeugt und so der Grundstein für den Vertrauensgewinn gelegt. Sofern Jugendliche sich überreden lassen und ein intimes Foto von sich versenden, beginnt die Erpressungsmasche. Den Opfern wird dann zum Beispiel gedroht, das intime Foto an alle Kontakte sowie Followerinnen und Follower zu schicken. Die Täterinnen und Täter nutzen die Scham beim Thema Sexualität aus und drängen die Kinder und Jugendlichen dazu, Barcodes von Gutscheinkarten oder Geld auf anderem Weg zu senden.

Die Rechtsanwältin Gesa von Schwerin berichtete aus ihrer Praxis. Foto: Moritz Stemmler

Gesa von Schwerin empfahl dem nicht nachzukommen: „Mit der Zahlung endet die mentale Qual nicht. Es wird immer mehr Geld verlangt und die Opfer werden ununterbrochen unter Druck gesetzt. Jugendliche sollten sich an eine Vertrauensperson wenden und Anzeige erstatten“.

Präventionsarbeit und Unterstützung gleichermaßen wichtig

Als Medienexpertinnen und -experten sind die Scouts für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler leicht kontaktierbar. Durch ihre Arbeit sind sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Kindern, Eltern und der Lehrerschaft. Auf der BJKM haben die Medienscouts in verschiedenen Workshops ihre Fertigkeiten verfeinert und neue Techniken für den richtigen Umgang mit den Problemen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler erlernt. So können sie künftig Jugendliche beraten, wenn es darum geht dem Gruppendruck standzuhalten oder riskanten Challenges aus dem Weg zu gehen. Ein wichtiger Eckpfeiler, um eine gute digitale Balance von Gefahrenbewältigung und Chancennutzung zu erreichen.

In verschiedenen Workshops tauschten sich die rund 200 Medienscouts aus. Foto: Moritz Stemmler

KI in der Medienscout-Arbeit

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Viele Schülerinnen und Schüler recherchieren und lernen bereits mit generativen KI-Modellen. Im Workshop „Der KI-Hype geht weiter! ChatGPT & Co. in der Medienscouts-Arbeit“ erhielten die Teilnehmenden spezifische Informationen zum inhaltlichen und technischen Umgang mit den Tools und diskutierten, wie wichtig der reflektierte Umgang mit den digitalen Medien ist. Denn ein kritischer Umgang mit Fake-News, Deepfakes & Co. ist im digitalen Zeitalter essenziell. Im Peer-to-Peer-Verfahren können die Scouts nun ihr Wissen weitergeben.

Unterstützung für Kinder, Eltern und Lehrkräfte

Zur Mobbing- und Cybermobbingprävention bietet das TK-Programm “Gemeinsam Klasse sein“ einen zeitgemäßen und digitalen Zugang zu einem umfassenden Werkzeugkoffer für Schulen, um Kinder, Eltern und Lehrkräfte zu sensibilisieren. Auch darüber hinaus bietet die TK Schulen und den Medienscouts mit dem Beratungsangebot Juuuport, der niedrigschwelligen Hilfe durch krisenchat, den Webinaren gegen Cybermobbing von Law4School und dem suchtpräventiven Lebenskompetenzprogramm IPSY zielgruppenspezifische Angebote für unterschiedliche Problemlagen im Schulalltag.

Auch außerhalb des TK-Universums gibt es jede Menge Möglichkeiten, um die inhaltliche Medienkompetenz zu trainieren. So bietet beispielsweise die englischsprachige Website noescaperoom.org einen interaktiven Film, um sich intensiver mit dem Thema „Sextortion“ auseinanderzusetzen. Die vom US-Justizministerium aufgebaute Plattform zeigt anhand echter Chatverläufe, wie Täterinnen und Täter vorgehen und mit welchen Strategien Kinder und Jugendliche geschützt werden oder sich selbst schützen können.



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