Worum geht es bei „Uns geht’s gut?“ und warum gibt es die Kampagne gerade jetzt?
„Uns geht’s gut?“ ist ein klares Signal unserer jungen Generation. Sie setzt sich dafür ein, die mentale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in den Fokus zu rücken. Gerade in der aktuellen Zeit, nach den ganzen Belastungen durch die Pandemie, durch die globalen Krisen, Krieg und sozialen Herausforderungen, sind viele Jugendliche psychisch stark belastet. Jede vierte Schülerin und jeder vierte Schüler beschreibt die eigene Lebensqualität als gering und das wollen wir so nicht akzeptieren. Wir erwarten von der Politik, dass sie unsere Sorgen und Nöte ernst nimmt. Derzeit sehen wir hier aber eine gewisse Untätigkeit, so nach dem Motto: „Ach, die jungen Leute – das passt schon, die kommen schon klar.“ Aber genau das ist eben nicht der Fall. Uns geht es nicht gut – und das möchten wir deutlich machen. Deshalb fordern wir Veränderung.
Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz
Im Rahmen der Kampagne habt ihr einen Zehn-Punkte-Plan erstellt. Was fordert ihr dabei konkret?
Wir fordern ganz konkret – und das sind die wichtigsten Forderungen –, dass wir mehr Fachkräfte an die Schulen bringen. Das heißt: Schulpsychologie und Schulsozialarbeit müssen ausgebaut werden, ebenso Mental-Health-Coaches – damit wir die Lehrkräfte vor Ort mit diesen zunehmenden Belastungen nicht allein lassen. Außerdem fordern wir Resilienz- und Medienkompetenzunterricht. Viele junge Menschen wissen um ihr Mediennutzungsverhalten und um ihre hohen Bildschirmzeiten und möchten daran etwas ändern. Die Schule sollte diesen Impuls aufgreifen und professionell begleiten. Darüber hinaus muss man Gesundheitsförderung insgesamt stärker an die Schulen bringen. Wenn man damit frühzeitig anfängt, dann hat das eine große Wirkung. Und genau das fordern wir auch beim Thema mentale Gesundheit.
Die psychischen Belastungen bei Jugendlichen haben seit Corona deutlich zugenommen. Was sind die Hauptprobleme? Hast du konkrete Beispiele?
Neben der Zunahme von Depressionen, Angstzuständen und Einsamkeit bei jungen Menschen liegen die Probleme auch im bereits erwähnten Mediennutzungsverhalten, bei dem viele Schülerinnen und Schüler es nicht schaffen, ihr Verhalten in gute Bahnen zu lenken. Und zentral ist auch, dass die Jugend es nicht mehr schafft, in dem Maße sozial zueinander zu finden, wie es frühere Generationen vielleicht geschafft haben. Das ist ein Problem.
Die psychische Gesundheit hat teilweise noch den Ruf eines Tabuthemas. Warum sollte man sich trotzdem damit beschäftigen?
Weil gerade diese Stigmatisierung dazu führt, dass Leute stärkere Probleme entwickeln. Prävention ist immer günstiger als die Behandlung bereits entstandener Krankheiten. Wenn man frühzeitig offen über psychische Probleme spricht, können sie früher erkannt werden, so dass man auch zu einem früheren Zeitpunkt gegenlenken kann. Und genau das wollen wir mit unserer Kampagne auch betonen.
Wie können sich andere junge Menschen für das Thema einsetzen oder euch unterstützen?
Schreibt uns auf jeden Fall an. Die E-Mail-Adressen findet ihr online (siehe auch Infokasten). Man kann sich auch bei uns in der Organisation engagieren und sagen: Ich möchte unterstützen. Außerdem planen wir noch eine Beteiligungsaktion, für die wir Material an Schulen verschicken und erklären wollen, wie man vor Ort etwas beitragen kann. Wir freuen uns über jede helfende Hand, die sich einbringt.
Was steht bei euch als nächstes auf der Agenda, um die Politik stärker auf das Thema mentale Gesundheit in der jungen Generation aufmerksam zu machen und zum Handeln zu bewegen?
Wir werden im Verlaufe dieser Kampagne natürlich ganz viele Austauschformate mit Politikerinnen und Politikern, die wir jetzt angefangen haben, weiterführen. Dazu gehören etwa Termine im Bundesgesundheitsministerium, im Bundesbildungsministerium sowie mit Politikerinnen und Politikern aus den Bereichen Gesundheit und Bildung. Wir wollen hier einen wirklichen und nachhaltigen Mindset-Switch bewirken, damit Schulen zu Orten werden, die junge Menschen fördern, ihre Selbstregulationskompetenz stärkt, sie mental stark macht und sie resilienter werden lässt.