Hubert Forster

Willkommen in der VUCA-Welt!

„Veränderung macht Spaß“, so TK-Vorstandsmitglied Karen Walkenhorst bei der Führungskräftetagung der KV Baden-Württemberg. Im Doppelinterview mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der KV, Dr. Johannes Fechner, erläutert sie, was auf Organisationen des Gesundheitswesens zukommt.

Der Begriff VUCA (volatil – unsicher – komplex – vieldeutig) prägt die neue Arbeitswelt. Dass das gleichermaßen für das Gesundheitswesen gilt, war auch Thema bei der Führungskräftetagung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg.

Karen Walkenhorst ist seit 2017 Mitglied des TK-Vorstands.

Frau Walkenhorst, in Ihrem Vortrag „Veränderung macht Spaß“ bei der KV Baden-Württemberg ging es um Veränderungsprozesse in Organisationen. Was waren Ihre zentralen Botschaften?

Unsere Welt verändert sich, und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Dieser Wandel ist umfassend, er betrifft nicht nur unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt, sondern auch unsere Sozialsysteme und nicht zuletzt unser Gesundheitswesen. Neue Wertebilder entstehen, die Digitalisierung formt neue Kommunikationswege und unerwartete Veränderungen erfordern kurze Entscheidungswege und rasche Reaktionen. Unternehmen und Organisationen müssen diesen Wandel aufgreifen und idealerweise auch gestalten: weg von alten Hierarchien, hin zu mehr Vernetzung, hin zur Zusammenarbeit und Selbstorganisation.
Wichtig ist, dass man Veränderungen den Menschen nicht aufdrängt, sondern jeder und jedem Einzelnen die Möglichkeit gibt, diese Veränderungen zu gestalten. Mit dieser Selbstverantwortung zur Veränderung kann die Gestaltung des Neuen ein sehr befriedigender Prozess sein!

Seit 2011 ist Dr. Johannes Fechner stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Baden-Württemberg.

Herr Dr. Fechner, warum haben Sie zu Ihrer Führungskräftetagung Frau Walkenhorst eingeladen?

Eigentlich hatten wir uns bei der Konzeption der Tagung vorgenommen, niemanden aus dem Gesundheitswesen einzuladen. Wir haben Wert darauf gelegt, Impulse aus anderen Bereichen an die Führungskräfte zu geben. Hier sind wir davon abgewichen, denn Frau Walkenhorst ist als Vorstandsmitglied u.a. für den Personalbereich bei der TK für Themen zuständig, die auch uns bewegen. Und sie hat uns spannende Impulse gegeben.

 

Die politischen Vorgaben für Akteure im Gesundheitswesen ändern sich immer schneller. Wie können Organisationen sich optimal aufstellen, um darauf reagieren zu können?

Walkenhorst: Diese Dynamik erlebt nicht nur das Gesundheitswesen, sondern viele Gesellschaftsbereiche und Unternehmen. Spätestens mit Corona sind wir angekommen in der VUCA-Welt. Die Digitalisierung wird diese Schnelllebigkeit noch verstärken.
Es ist richtig und notwendig, dass auch wir im Gesundheitswesen uns den veränderten Bedürfnissen und Erwartungen der Versicherten anpassen. Wir müssen uns und unsere Organisationen ständig weiterentwickeln. Und ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass wir es im Gesundheitssystem bisher nicht geschafft haben, die Potenziale der Digitalisierung zu realisieren.

Fechner: Wenn es etwas gibt, was uns die Pandemie gelehrt hat, besteht es darin, dass Planungen nur relativ sind. Sicherlich ist es sinnvoll, sich Gedanken über die Entwicklung der nächsten fünf oder zehn Jahre zu machen. Aber wir haben gelernt, dass das alles sehr schnell Makulatur sein kann. Entscheidend ist es daher, schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Das wird nur gehen, indem wir Veränderungen zur Aufgabe jeder Organisationseinheit machen.

Wichtig ist, dass man Veränderungen den Menschen nicht aufdrängt, sondern jeder und jedem Einzelnen die Möglichkeit gibt, diese Veränderungen zu gestalten. Mit dieser Selbstverantwortung zur Veränderung kann die Gestaltung des Neuen ein sehr befriedigender Prozess sein!

Karen Walkenhorst

Digitalisierung ist ein Megatrend im Gesundheitswesen, der von Kliniken, Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Gesundheitsberufen viel Veränderungsbereitschaft einfordert. Wie müssen Krankenkassen und KVen ihre internen Strukturen verändern?

Walkenhorst: Ein wesentliches Element der Digitalisierung ist die Vernetzung, innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation. Krankenkassen und KVen haben schon immer gemeinsam an der Gestaltung des Gesundheitswesens gearbeitet. Aber wir haben uns auch häufig als Kontrahenten und Gegner gesehen. Die zukünftigen Herausforderungen erfordern mehr Vernetzung und Zusammenarbeit. Dass ich als Kassenvorstand auf der Führungskräftetagung der KV Baden-Württemberg sprechen darf, ist vielleicht ein gutes Beispiel für neue Vernetzung und gemeinsames Gestalten.

Fechner: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss einen Nutzen stiften. Es steht außer Frage, dass in den Interaktionen zwischen KVen und ihren Mitgliedern und innerhalb der KVen hier noch viel Luft nach oben ist. Die Prozesse mit den Krankenkassen sind heute in vielen Bereichen weitgehend digitalisiert. Wir haben einige Digitalisierungsprojekte in Baden-Württemberg angeschoben und sind den Krankenkassen hierbei für die enge Zusammenarbeit und die Unterstützung sehr dankbar.



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