Vergleichbar mit einem Aufsichtsrat in einer Aktiengesellschaft gibt es auch bei der TK als Körperschaft des öffentlichen Rechts ein Gremium, das die operative Tätigkeit des Unternehmens kontrolliert und in Entscheidungen von grundlegender Bedeutung eingebunden ist: den TK-Verwaltungsrat. Dieser ist ehrenamtlich besetzt, mit Vertreterinnen und Vertretern von Versicherten und Arbeitgebern, frei nach dem Motto: Wer Beiträge zahlt, soll auch mitbestimmen. Wie das funktioniert, berichten Arbeitgebervertreterin Dr. Anne Thomas und Versichertenvertreter Benedict Reuß.
Wenn Sie Freunde oder Verwandte fragen, wie beschreiben Sie denen Ihr Ehrenamt?
Anne Thomas: Die meisten Menschen haben ja nicht so viel Berührung mit dem Thema. Da versuche ich es so einfach wie möglich zu erklären: Von eurem Lohn gehen immer Beiträge ab für die Sozialversicherung – die Hälfte zahlt ihr selbst, die Hälfte gibt der Arbeitgeber dazu. Im Verwaltungsrat achten Vertreter beider Seiten darauf, was mit den Beiträgen passiert, also dass sparsam gewirtschaftet wird und die Versicherten gleichzeitig qualitativ gute Leistungen bekommen.
Benedict Reuß: Wie Anne schon sagt, sind wir Teil eines wichtigen Gremiums, das leider noch viel zu unbekannt ist. Daher sag ich gerne, genau das wollen wir ändern im TK-Verwaltungsrat. Denn das Prinzip der sozialen Selbstverwaltung, also mitzubestimmen, was mit den eigenen Beiträgen passiert, ist sehr wichtig für unser Gesundheitssystem in Deutschland.
Dr. Anne Thomas und Benedict Reuß, hier mit Gregor Seeger (1.v.l.), Leiter des Geschäftsbereichs Verwaltungsrat und Vorstand in der TK
Vier Mal im Jahr kommen Sie mit den anderen ehrenamtlichen Mitgliedern des TK-Verwaltungsrats zu einer Sitzung zusammen. Wie kann man sich das vorstellen?
Anne Thomas: Je nachdem, was gerade ansteht, beschließen wir zum Beispiel den Haushalt der TK oder neue Satzungsleistungen. Auf der nächsten Sitzung am 19. Dezember 2025 geht es darum, den Zusatzbeitragssatz für das nächste Jahr festzulegen. Da beraten wir natürlich vorher sehr ausführlich im Finanz- und im Hauptausschuss. Die von der TK prognostizierten Ausgaben und Einnahmen müssen so gut es geht berücksichtigt werden. Gleichzeitig schränken uns politische Regelungen zunehmend ein. So müssen wir eine monatliche Mindestrücklage sicherstellen, dürfen aber auch nicht zu viele Rücklagen aufbauen. Eine herausfordernde Aufgabe!
Die meiste Arbeit für eine Verwaltungsratssitzung findet eigentlich im Vorfeld statt, in den Ausschüssen und in den Besprechungen der Versicherten- und der Arbeitgeberfraktion. Zum Glück haben wir seit vielen Jahren ein sehr gutes Verhältnis zwischen beiden Seiten. Schließlich haben wir für alle Beitragszahlenden dasselbe Grundinteresse, den verantwortungsvollen Einsatz ihrer Gelder.
Was kann jede und jeder Einzelne tun, um im Gesundheitswesen mitzugestalten?
Benedict Reuß: Alle sechs Jahre finden Sozialwahlen statt. Jedes TK-Mitglied kann mitbestimmen, wie sich der Verwaltungsrat auf der Versichertenseite zusammensetzt, also wer ihre Interessen bei der TK vertreten soll. Ich selbst hatte vor diesem Ehrenamt noch keine Berührung mit der Sozialwahl, und so geht es sicher den meisten. Genau daran arbeiten wir: Sowohl die TK also auch wir Ehrenamtlichen sind sehr aktiv, dieses Mitspracherecht bekannt zu machen.
Eine gemeinsame Aktion mit den anderen urwählenden Kassen im Verband der Ersatzkassen (vdek) und mit der Deutschen Rentenversicherung Bund ist die Informationsinitiative „Mitreden! Bei Rente und Gesundheit“. Auf gleichnamigen LinkedIn- und Instagram-Kanälen sowie auf www.sozialwahl.de geben wir Einblicke in die soziale Selbstverwaltung, stellen uns Ehrenamtliche vor und berichten von unserem Engagement für die Versicherten.
Das Ehrenamt ist nur attraktiv, wenn man damit auch etwas bewegen kann.
Anne Thomas
Und was braucht es darüber hinaus, um das System hochzuhalten?
Anne Thomas: Man muss sich selbst und auch den Leuten im eigenen Umfeld immer wieder klar machen: Das sind unsere Beitragsgelder. Und die soziale Selbstverwaltung ist ein sehr nachhaltiges System. Wir haben einen langfristigeren Fokus und wollen die Gesundheitsversorgung stabil aufstellen für jetzt und später.
Das gelingt aber nur, wenn wir auch weiterhin Entscheidungen treffen dürfen. Wir müssen wir die Bundesregierung immer wieder darauf hinweisen, dass sie unseren Entscheidungsspielraum nicht weiter einschränkt.
Auch die konkrete Arbeit im TK-Verwaltungsrat muss ansprechend sein, damit wir weiterhin Leute finden und für den Job begeistern können. Stichwort Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt. Wir müssen uns flexibel aufstellen für Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts und mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen. Die Versichertengemeinschaft ist schließlich auch vielfältig – diese Perspektiven wollen wir mitnehmen.