Prof. Dr. Volker Möws

MEDICA 2017 | Digital und patientenorientiert in die Zukunft

Am 13. November öffnet die weltgrößte Medizinmesse MEDICA in Düsseldorf wieder ihre Tore. Mehr als 5.100 Aussteller aus 70 Nationen präsentieren aktuelle Innovationen aus der Medizintechnik. Unter den Teilnehmern ist TK-Politikchef Prof. Dr. Möws, der mit großen Erwartungen der Messe entgegenblickt.

Meine Erwartungen an die MEDICA 2017

Die MEDICA findet in diesem Jahr zu einem interessanten Zeitpunkt statt, denn die Sondierungsgespräche befinden sich in einer heißen Phase. Im Bereich Gesundheit wollen die Parteien Themen wie Digitalisierung, sektorübergreifende Versorgung oder GKV-Finanzierung gemeinsam angehen. Daher freue ich mich sehr, dass wir  als TK auf unserem MEDICA ECON FORUM in Kooperation mit der Messe Düsseldorf in diesem Jahr mehrere politische Vertreter begrüßen können, die uns vielleicht einen ersten Einblick auf die gesundheitspolitische Agenda der kommenden Legislaturperiode gewähren.

TK-Politikchef Möws auf dem MEDICA ECON FORUM 2016

Mit Professor Dr. Gerlach, dem Vorsitzenden des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, werde ich am ersten Messetag zum Reformbedarf im Gesundheitswesen in den Dialog treten. Ich bin gespannt, wo er die größten Handlungsfelder sieht und hoffe auf eine anregende Diskussion. Aus meiner Sicht gibt es im Gesundheitswesen vor allem folgende Brennpunkte, die die Politik angehen muss:

1. Sektorengrenzen behindern eine patientenorientierte Versorgung

Ein zentrales Problem im Gesundheitswesen ist die sektorale Trennung. Trotz einiger Bemühungen des Gesetzgebers verursachen die Sektorengrenzen zwischen „ambulant“ und „stationär“ weiterhin Probleme. So ist die Patientenversorgung manchmal unkoordiniert, nicht abgestimmt oder ihre Qualität ist unterschiedlich. Es kann nicht sein, dass Sektorengrenzen über die Zeit, den Ort und die Qualität der Patientenversorgung bestimmen. Um dem entgegenzuwirken, fordern wir als TK die sektorenübergreifende Planung der Versorgungsstrukturen im stationären und ambulanten Bereich sowie die sektorenübergreifende Vergütung.

2. Notfallversorgung könnte besser koordiniert werden

Als speziellen Punkt der sektorenübergreifenden Versorgung sehe ich insbesondere die Notfallversorgung.  Aus Patientensicht ist meist unklar, wer nun eigentlich für sie zuständig ist. Immer mehr Patienten steuern daher zuerst das Krankenhaus an, auch wenn eine Notfallpraxis oder ein niedergelassener Arzt sie genauso gut oder gar besser hätte versorgen können. Konkrete Lösungsvorschläge müssen sich an den Bedürfnissen des Patienten orientieren. Wir als TK schlagen vor, die Notfallversorgung durch Portalpraxen zu koordinieren, die als zentrale Anlaufstelle dienen und die Patienten in die richtige Versorgungsstruktur leiten.

3. Sektorenübergreifende Versorgung braucht digitale Lösungen

Wie passt das Thema der sektorenübergreifenden Versorgung nun zur MEDICA, die ganz im Zeichen der Digitalisierung steht? Die Digitalisierung trägt nicht nur dazu bei, Akteure zu vernetzen und zu verbinden, sondern gibt dem Patienten auch die Möglichkeit, sich stärker am Versorgungsgeschehen zu beteiligen. Nehmen wir als Beispiel die elektronische Gesundheitsakte: Mit ihr lässt sich nicht nur der Informationsaustausch zwischen den Leistungserbringern verbessern (und damit auch die Versorgung besser koordinieren), sondern der Patient hat jederzeit Einblick in seine Gesundheitsdaten und bestimmt allein über sie. Die größere Transparenz bedeutet ein Mehr an Patientensouveränität.

4. Morbi-RSA ist dringend reformbedürftig

Ursprünglich konzipiert, um faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den Krankenkassen zu schaffen, ist der Morbi-RSA in seiner heutigen Ausgestaltung alles andere als fair. Im Gegenteil: Er ist geprägt von falschen Anreizen und führt zu immer größer werdenden Wettbewerbsverzerrungen. Das kann nicht sein, ist auch nicht im Sinne der Patienten. Hier muss die Politik Änderungen vornehmen, die die Manipulationssicherheit im Morbi-RSA erhöhen und Anreize zur Kodier-Beeinflussung beseitigen. Ein Vollmodell, wie vom Wissenschaftlichen Beirat jüngst vorgeschlagen, bewirkt genau das Gegenteil.

Wie Sie sehen, gibt es im Gesundheitswesen noch einiges zu tun. Spannend bleibt auch zu sehen, wie sich die neue Regierungskoalition auf die Themen einigen wird.
Kommen Sie also vorbei und diskutieren Sie mit Professor Gerlach und mir über den Reformbedarf und mögliche Lösungsvorschläge am 13. November um 15:00 Uhr im MEDICA ECON FORUM der TK.


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