Diagnostik und Therapie von Krebs ist nach wie vor eine große Herausforderung. Heute muss Krebs mangels Wissen über den Patienten und seine spezifische Form der Krebserkrankung noch sehr massiv und breit bekämpft werden. Und viel zu oft sind Behandlungsversuche von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hier hilft die Präzisionsmedizin, die das digital verfügbare Wissen und die spezifische Erkrankung zusammen bringen. Der Abgleich von Genanalysen eines Tumorgewebes mit molekularen Informationen aus früheren Behandlungsversuchen in aller Welt eröffnet neue Einblicke in die Entstehung und Entwicklung von Tumoren. Krebs kann dadurch häufig wesentlich präziser und schonender bekämpft werden.
Die Digitalisierung der Medizin führt hier nicht nur zu einem schnelleren und einfacheren Austausch von Daten, sondern auch zu neuen und verbesserten Behandlungsoptionen. Während Tumore in der Regel mit Hilfe von Chirurgie, Chemotherapie und Strahlenmedizin behandelt werden, zeigt Big Data – gespeist aus weltweit verstreuten medizinischen Erkenntnissen – zum Beispiel die Option auf, in bestimmten Fällen Krebs auch mit einem Knochenaufbaumittel zu bekämpfen, das bislang nur bei anderen Diagnosen eingesetzt wurde. Und wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, die wir als TK mitgestalten wollen.
Mehr Daten – präzisere Vorhersagen
Alle zwei Jahre verdoppelt sich das Wissen über molekulare Medizin. Dieses immense Datenwachstum und immer leistungsfähigere Big-Data-Analysen erlauben immer präzisere Vorhersagen, welche Erfolge eine bestimmte Behandlung voraussichtlich haben wird. Bereits 2015 haben die USA die Weiterentwicklung der Präzisionsmedizin zur ’nationalen Aufgabe‘ erklärt und entsprechende Förderprogramme aufgelegt. In Deutschland gibt es zwar vielversprechende Ansätze, die sich aber auf punktuelle regionale Initiativen von Wissenschaftsministerien und Unikliniken beschränken. Bislang behandeln wir noch zu oft ins Blaue hinein. Häufig kommen unnötige und sogar unwirksame Behandlungen zum Einsatz, da wir nicht wissen, welche Therapien beim konkreten Patienten voraussichtlich anschlagen.
Die richtige Medizin zum richtigen Patienten
Mit Präzisionsmedizin verbinden wir die Hoffnung, viele zum Teil heute noch unheilbare Krankheiten dank der Fortschritte in der Medizin und mithilfe der Digitalisierung besser bekämpfen zu können. Deshalb hat die TK mit der Berliner Charité einen Pilotvertrag zur „Präzisionsmedizin in der Onkologie im Kindes- und Jugendalter“ geschlossen. Dabei stehen Tumore im Mittelpunkt, die entweder auf die bisherige Behandlung nicht ansprechen oder erneut auftreten. Patienten erhalten einen umfassenden Gen-Panel-Test des Tumorgewebes mit einer neuen, in Europa bisher einzigartigen bio-informatorischen Auswertung der Gen-Daten durch die Heidelberger Firma Molecular Health.
Ziel: mehr Therapieoptionen, bessere Heilungschancen
Damit lässt sich die Behandlung unter Berücksichtigung weltweit publizierter Forschungsergebnisse präziser auf den Patienten abstimmen. Die Therapieempfehlungen werden von den behandelnden Ärzten in einer interdisziplinär besetzten Tumorkonferenz geprüft. Anhand des Ergebnisses können die behandelnden Mediziner zusammen mit den jungen Patienten oder deren Eltern eine gemeinsame Therapieentscheidung treffen. Im Idealfall erhöht das Programm die Therapieoptionen und verbessert die Heilungschancen.
Doch Präzisionsmedizin beschränkt sich nicht nur auf die onkologische Behandlung. Präzisionsmedizin verändert auch die Perspektive bei anderen Erkrankungen. Auf unserer Fachtagung „Forum Versorgung“ am 28. Februar 2018 diskutieren wir die Zukunft der Präzisionsmedizin mit Experten aus Wissenschaft, Versorgung und Politik in Berlin.