Laura Krüger

(Neues) Leben mit Organspende: Sarah

„Das größte Geschenk meines Lebens“: Bei der Kampagne „Von Mensch zu Mensch“ ließ die TK 2012 Betroffene zum Thema Organspende zu Wort kommen. Unsere Praktikantin Laura Krüger hat nun, Jahre später, einige von ihnen wieder getroffen. Hier die Geschichte von Sarah-Angelina Gross.

Aufgrund einer Virusmyokarditis, einer verschleppten Grippe, brauchte Sarah vor über zehn Jahren ein neues Herz. Obwohl sie auf der Warteliste direkt weit nach oben gerutscht ist, bekam Sarah erst nach acht Monaten die erlösende Nachricht. In dieser langen Wartezeit wurde sie sieben Mal mit der Botschaft angerufen, dass ein passendes Organ für sie gefunden sei – jedes Mal falscher Alarm. Erst beim achten Anruf war es dann so weit: Sarah bekam ihr neues Herz.

Unter dem Motto „Von Mensch zu Mensch“ besuchte die TK 2012 Patienten, die bereits ein Spenderorgan erhalten hatten oder noch auf eines warteten. Seitdem habe ich mich immer wieder gefragt: Wie geht es ihnen heute? Dank meines Praktikums bei der TK konnte ich bei einigen der damaligen Protagonisten nachfragen.

Liebe Sarah, das Wichtigste zuerst: Wie geht es dir heute?

Mir geht es sehr gut! Immerhin darf ich leben! Ich bin so dankbar für alles, was ich jetzt noch erleben darf. Und ich bin unendlich dankbar für die Entscheidung meines Spenders, der mir das größte Geschenk gemacht hat, das man einem Menschen nur machen kann. Natürlich gibt es zwischendurch mal ein paar Rückschläge, aber die Freude über das Leben überwiegt. Und damit konnte ich bisher alles überstehen. Ich habe sehr viel Vertrauen in das größte Geschenk meines Lebens: Das Herz ist sehr stark und ich habe sehr viel Glück gehabt. Nicht alle haben dieses Privileg. Leider.

Du wolltest damals ja Marketing, Sozialwissenschaften und Sprachwissenschaften in Dänemark studieren, hat das geklappt?

Richtig, im Prinzip ist es genau das geworden. Ich studiere Businesssprache, IT-basiertes Marketing und Kommunikation in Haderslev, das ungefähr 70 Kilometer von der deutsch-dänischen Grenze entfernt liegt. Das macht mir unglaublich viel Spaß! Nebenbei arbeite ich in der Marketingabteilung eines Autohauses und sammle dort schon praktische Erfahrung. Ich bin schließlich bald fertig und muss dann mal sehen, wo mich mein Weg hin führt.

Windsurfen, Kitesurfen, Sport, Reisen – du hast Hobbys, die man vielleicht nicht von einer jungen Frau erwarten würde, die ein neues Herz bekommen hat.

Ich lasse mich nicht einschränken. Es gibt viele Transplantierte, die wohl sagen würden, dass sie das alles zu riskant fänden. Aber ich habe so sehr gekämpft, um zu leben und nicht, um mich dann unter eine Käseglocke zu verstecken und darauf zu warten, dass ich wieder ein neues Herz benötige. Wenn es soweit ist, sagen können, dass ich alles erlebt habe, was ich mir vorgenommen habe. Ich freue mich auf alles, was noch kommt. Ich möchte noch so viel von der Welt sehen und so viel erleben. Natürlich spreche ich große Reisen mit meinen Ärzten ab und Sport ist in meinem Leben auch ein ganz großes Thema, aber wenn ich mal krank bin, dann bin ich krank. Dann halte ich auch Bettruhe ein und gehe nicht zum Sport. Das ist natürlich nicht nur für Transplantierte sehr wichtig.

Apropos Reisen: Wo warst du in den letzten fünf Jahren überall?

Neben Studium und Werkstudentenjob ist es nicht ganz so einfach, viel zu verreisen. Und es kostet ja auch Geld. Dennoch habe ich mit meinem Freund die Abmachung, dass wir wenigstens kleine Städtereisen machen, wenn wir es schon nicht so oft in ferne Länder schaffen. Bisher waren wir in Prag, Amsterdam, auf Kreta, auf Fuerteventura, am Gardasee und wir haben einen kleinen Roadtrip durch Frankreich bis hin zur spanischen Grenze gemacht, um zu surfen. Der nächste große Trip soll uns nach Thailand führen. Im April fliege ich mit meinem Studiengang aber noch nach Dublin. Es steht noch so einiges auf dem Zettel und ich freue mich darauf!

Du hast damals recht lange auf ein Spenderherz gewartet. Gerade ist die Debatte wieder aktuell, ob auch in Deutschland jeder Volljährige automatisch Spender sein sollte, sofern er nicht aktiv widerspricht. In vielen anderen Ländern ist dies bereits der Fall. Wie stehst du dazu?

Ich denke, das wäre eine gute Idee. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Leute dem Thema Organspende zwar positiv gegenüber eingestellt, doch der Schritt, sich einen Organspendeausweis zu holen und ihn auszufüllen, ist dann irgendwie doch zu groß. Ich denke, dass viel mehr Leute sich dann eventuell auch mal mit dem Thema auseinandersetzen und dessen Wichtigkeit erkennen. Das wünsche ich mir jedenfalls von Herzen. Ich finde es aber wichtig, dass die Leute trotzdem wissen, dass es auch die Möglichkeit dem zu widersprechen. Was viele Leute nämlich nicht bedenken, ist, dass sie durch eine Entscheidung zu Lebzeiten ihren Angehörigen eine ganz große Last in einer ohnehin schon schweren Zeit abnehmen können. Das ist mindestens genauso wichtig, wie bis zu sieben Leuten durch eine Organspende das Leben retten zu können.

Fotos: Gunnar Geller


Organspende – sich entscheiden

Jeder sollte sich über das Thema Organspende Gedanken machen. Erst dann sollte auch eine Entscheidung getroffen werden. Dabei ist das Ergebnis erstmal zweitrangig. Unabhängig davon, ob jemand sich für oder gegen eine Organspende entscheidet – es ist für jeden Betroffenen wichtig, seine Entscheidung im besten Fall auf einem Organspendeausweis zu notieren. Ansonsten wird diese im Ernstfall an die Angehörigen weitergegeben. Bei grundsätzlicher Zustimmung können übrigens einzelne Organe ausgeschlossen werden. Mit dem Organspendeausweis lässt sich detailliert festlegen, was im Falle eines Hirntodes mit den Organen passieren soll.




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