Im Gesundheitswesen von morgen jagt ein Buzzword das andere. Von Big Data, künstlicher Intelligenz und Virtual Reality in der Therapie ist auf dem Digitalkongress re:publica in Berlin die Rede. Die eigentliche Revolution aber liegt in der zunehmenden Souveränität der Patienten. Neue Technologien ermöglichen Ärzten, Krankenkassen, Kliniken und Pflegern, sich immer stärker zu vernetzen. Und dank Angeboten wie der elektronischen Gesundheitsakte sind auch die Patienten nicht länger passive Zuschauer in diesem System, mit dem sich die meisten erst im Krankheitsfall beschäftigen. Stattdessen werden sie von Anfang an zu Managern ihrer Gesundheitsdaten. Sie werden befähigt, selbst Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen – Power of Patients!
PoP – Power of Patients
Unter diesem Motto stand auch die diesjährige Diskussionsrunde der TK auf der re:publica. Gemeinsam mit der Schweizer Professorin und Digitalexpertin Dr. Andréa Belliger stellte sich TK-Chef Dr. Jens Baas den Fragen und Herausforderungen rund um das Thema Patientenpower. Dabei wurde deutlich, dass es trotz der genannten Chancen von eHealth in der Realität noch viel Luft nach oben gibt.
„Datenschutz ist für die meisten Todesfälle im Gesundheitswesen verantwortlich – weil wir Daten nicht austauschen.“
Mit dieser extremen These untermalte Andréa Belliger das Problem der derzeit noch mangelhaften Interoperabilität zwischen den einzelnen Akteuren im Gesundheitswesen. Einerseits fehlen die technischen Schnittstellen, um Gesundheitsdaten zwischen den Akteuren auszutauschen und sinnvoll auszuwerten. Andererseits braucht Vernetzung auch kulturelle Interoperabilität – also den Willen, Daten mit anderen auszutauschen und das eigene Wissen und Handeln dadurch ein Stück transparenter zu machen.
Empowerment braucht gute Kommunikation
Während Belliger auf das eigenständige Empowerment der Menschen setzt, gelingen laut Baas weder Patientenpower noch Vernetzung im Gesundheitswesen ohne die Mediziner. „Ärzte benutzen ein System erst dann, wenn sie das Gefühl haben, dass es gut ist und ihnen hilft“, so Baas. Um neue Technologien einzuführen, muss man seiner Ansicht nach alle Akteure gleichermaßen mitnehmen und ihnen den individuellen Mehrwert aufzeigen. Den Ärzten können zum Beispiel eHealth-Angebote helfen, weniger Zeit mit bürokratischen Aufgaben zuzubringen und Patienten effizienter zu behandeln.
Aber auch in der Kommunikation von Kassen, Medizinern und allen anderen Anbietern von Gesundheitsleistungen mit den Patienten ist ein Umdenken nötig, sagt Baas: „Um neue Technologien in der Versorgung zu etablieren, müssen eHealth-Angebote anders kommuniziert werden: weniger als lustiges Gadget und mehr über den medizinischen Nutzen.“
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Titelfoto: Jan Michalko/re:publica
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