Julian Wienert

Das Vermächtnis des Herrn Semmelweis

Jährlich erkranken rund 500.000 Patienten in deutschen Krankenhäusern an einer Infektion. Die Folgen sind für Betroffene mitunter gravierend. Doch es gibt eine einfache wie wirksame Gegenmaßnahme: Sie geht zurück auf den 1818 geborenen Arzt Ignaz Semmelweis, den „Retter der Mütter“.

Immer gut die Hände waschen – das lernen schon die Kleinsten. Dass Hände waschen tatsächlich Leben retten kann, erkannte als Erster der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis. Mitte des 19. Jahrhunderts wies er seine Studenten an, sich vor den Untersuchungen die Hände gründlich zu desinfizieren. Das Ergebnis: ein signifikanter Rückgang des todbringenden Kindsbettfiebers in seiner Abteilung. Daher sein rühmlicher Beiname „Retter der Mütter“.

Semmelweis ist neben Robert Koch und Louis Pasteur einer der großen Hygieniker, die sich der Bekämpfung von Infektionskrankheiten verschrieben hatten. Zeit seines Lebens galt er als streitbarer Geist, der seine Erkenntnisse gegen starke Widerstände innerhalb der Ärzteschaft vehement verteidigte.

Management steht in der Pflicht

Damals wie heute kommt der Händehygiene eine tragende Rolle in der Patientensicherheit zu. Trotz der mittlerweile bekannten Ursachen von Infektionen und Übertragungswegen lässt die Bereitschaft zur konsequenten Händedesinfektion in vielen Einrichtungen des Gesundheitswesens immer noch zu wünschen übrig.

Um diesem Missstand entgegenzutreten, wurde 2008 die „Aktion Saubere Hände“ mit Fokus auf Krankenhäuser ins Leben gerufen. An der nationalen Kampagne in deutschen Gesundheitseinrichtungen mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit ist unter anderem auch das Aktionsbündnis Patientensicherheit beteiligt.

„Best-Practice“ aus Deutschland

Management und Führungskräfte sind bei diesem Konzept besonders gefragt: Sie müssen die Regeln zur Hygiene vorleben und durchsetzen. So soll ein nachhaltiger Kulturwandel für mehr Patientensicherheit gelingen. Zusätzlich haben sie die Aufgabe, das WHO-Modell „Die 5 Indikationen der Händedesinfektion“ zu etablieren, Fortbildungen durchzuführen und sicherzustellen, dass immer ausreichend Händedesinfektionsmittel zur Verfügung stehen.

Teilnehmende Kliniken verpflichten sich dazu, dass die Umsetzung der Maßnahmen und deren Effektivität regelmäßig kontrolliert werden. Erfolgreich teilnehmende Klinken erhalten ein Zertifikat. Das Resümee nach zehn Jahren spricht für die Aktion: Sie gilt heute als „Best Practice“-Beispiel und ist in Europa die längste durchgängige Kampagne zur Förderung der Händehygiene.

Der Verbrauch von Händedesinfektionsmitteln hat sich in dieser Zeit verdoppelt. Besonders profitieren Intensivstationen von der Teilnahme an der „Aktion Saubere Hände“: Hier zeigte sich der deutlichste Anstieg beim Verbrauch von Händedesinfektionsmitteln.

Quelle: „Aktion Saubere Hände“

Quo vadis Händedesinfektion?

Diesen Erfolg möchte die Aktion Saubere Hände zukünftig auch in Pflegeeinrichtungen und ambulanten Arztpraxen fortführen. Es besteht noch viel Handlungsbedarf. Ein Großteil der Patienten bringt eine Infektion bereits unwissend mit − nicht selten aus der ambulanten Versorgung. Diese Risikogruppen müssen schneller identifiziert und aufgeklärt werden.
Und eine höhere Transparenz wird es auch Patienten ermöglichen, informierte Entscheidungen beispielsweise bei der Wahl eines Krankenhauses zu treffen.

Die TK engagiert sich für ihre Versicherten in der Patientensicherheit und unterstützt auch die Aktion Saubere Hände, um zum Wohl der Patienten die Gefahr von Krankenhausinfektionen zu reduzieren und die Transparenz zu erhöhen.



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Prof. Dr. Volker Möws Prof. Dr. Volker Möws
Kerstin Grießmeier Kerstin Grießmeier

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