Tove Hortmann

Ehrenamtliche Selbstverwaltung – wieso, weshalb, warum?

Die Selbstverwaltung der Krankenkassen in Deutschland ist einzigartig: Ehrenamtlich und durch Vertreter der Beitragszahler umgesetzt. Aber wieso ist das System überhaupt so aufgebaut?

Der Verwaltungsrat kümmert sich um zentrale Belange der TK. Er entscheidet letztlich, welchen Kurs die TK nimmt, welche zusätzlichen Leistungen erbracht werden, kurzum, was die TK in den Augen der Versicherten ausmacht. Das ist eine wichtige Aufgabe – aber warum wird sie von einem Gremium aus 30 ehrenamtlichen Vertretern der Arbeitgeber und Versicherten erfüllt?

Uwe Bußmeier (mittig im Bild) bei einer Abstimmung im Verwaltungsrat

Wieso arbeitet der Verwaltungsrat ehrenamtlich?

Uwe Bußmeier, Arbeitgebervertreter und selbstständiger Zahntechnikermeister, erläutert, wie die Zusammenarbeit läuft: „Im Verwaltungsrat kommen Menschen aus allen Berufen oder Altersgruppen zusammen und tauschen sich aus. Deshalb kann ich nur jedem ans Herz legen, sich ehrenamtlich zu engagieren, wenn die Möglichkeit besteht.“ Erfahrungen im Berufsleben haben alle Ehrenamtlichen, sie sind oder waren als Angestellte, Führungskräfte oder Selbstständige tätig. „Als Ehrenamtliche kann ich klar Stellung für die Beitragszahlenden beziehen“, erklärt Annette Stensitzky, Versichertenvertreterin und Bürofachkraft.

Wie und weshalb wird der Verwaltungsrat gewählt?

In der Sozialwahl, die alle sechs Jahre stattfindet, wird über die Zusammensetzung des Verwaltungsrats  bestimmt. Zumindest bei den Ersatzkassen werden die Versichertenvertreter per Urwahl ermittelt. „Die Urwahl gibt den Versicherten eine Stimme. So können sie uns zurückmelden, ob sie mit unserer Arbeit zufrieden sind“, erklärt Detlef Decho, Versichertenvertreter in der IG Metall und pensionierter Fluggerätebauer.

Warum ist die Krankenversicherung selbstverwaltet?

Ein selbstverwaltetes Gesundheitssystem bedeutet, dass der Staat zwar die gesetzlichen Rahmenbedingungen stellt, die konkrete Gesundheitsversorgung aber von den Beteiligten selbst ausgestaltet wird. Dabei gelten die Prinzipien Unabhängigkeit und Mitbestimmung. Das gilt auch in den Krankenkassen: Hier haben die Vertreter der Beitragszahler klar definierte Aufgaben, etwa den Haushalt zu verabschieden, die Satzung zu ändern, aber auch den hauptamtlichen Vorstand zu wählen. So treffen sie viele für die Versicherten relevante Entscheidungen.

Uwe Bußmeier erläutert: „Die Ehrenamtlichen kommen aus der Praxis, sie bringen Erfahrungen aus Beruf und Alltag ein, die Politiker gar nicht in dem Maße haben können. Aufgabe der Gesetzgebung ist es, faire Bedingungen und einen Rahmen zu stellen. Aber nur die Ehrenamtlichen können ihn derart mit Leben füllen.“

„Die beste Krankenversicherung der Welt“

Ehrenamtliche Arbeit und demokratische Mitbestimmung sind nicht immer der leichteste Weg. Die soziale Selbstverwaltung ist aber die beste Lösung für vielfältige Interessensvertretung, unabhängigen Austausch und letztlich für faire und praktikable Entscheidungen. Denn was alle Beteiligten verbindet und Detlef Decho zusammenfasst, ist ein Ziel: „Die beste Krankenversicherung der Welt“.



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