Maximilian Ziesche

Demokratie. Debatten. Digitalisierung.

Was kann eine Expertenkommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung leisten? Im Schweriner Landtag ging man dieser und weiteren Fragen mit Versorgungsrelevanz auf den Grund.

Unser Gesundheitssystem kennt mittlerweile Digitale Gesundheitsanwendungen und elektronische Patientenakten. Doch wie versorgungswirksam sind diese neuen Gestaltungsoptionen in der Fläche? Die medizinische Versorgung ist für alle Menschen eine Existenzfrage – allerdings ist diese Aufgabe in ländlichen Regionen schwerer zu lösen. Ein Blick in die dünn besiedelten Bundesländer zeigt, dass die Struktureffekte digitaler Innovationen bislang noch überschaubar sind. Die Zwischenräume sind in den Flächenländern teilweise zu groß, um sie rasch mittels digitaler Ansätze zu schließen. Bestehende und drohende Unterversorgung in ländlichen Regionen sowie wirtschaftlich angeschlagene Krankenhäuser sind nur zwei der zahlreichen Versorgungsherausforderungen.

Im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern brachten die politischen Entscheidungsträger unlängst eine Enquete-Kommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung auf den Weg, an der auch wir als TK beteiligt waren. Die grundlegende Frage unseres Engagements war dabei zunächst: Kann eine parlamentarische Untersuchungskommission die Gesundheitsversorgung der rund 200.000 TK-Versicherten im Land zügig und spürbar verbessern?

Das Schweriner Schloss ist Sitz des Landtags von Mecklenburg-Vorpommern und Tagungsort der Enquete-Kommission.

Aus Schattenparlament wird Innovationsmotor

Die Antwort ist einfach und gleichzeitig unbefriedigend. Sie lautet schlichtweg: nein. Das Gremium mutierte zeitweilig zu einem Schattenparlament, in dem Interessenvertreter ihre Standpunkte durchpeitschen wollten. Dann setzte die Sars-CoV-2 Pandemie zunächst den Präsenzterminen und unisono auch der Antragsflut der Verbändevertreter ein Ende. Die Versorgungsexpertinnen und -experten hatten Wichtigeres zu tun, als im Parlament zu streiten. Sie mussten gemeinsam das Gesundheitswesen durch die herausfordernde Pandemiezeit navigieren. Die positiven Erfahrungen der sachorientierten und kontinuierlichen Kooperation veränderten die Kultur in der Kommission. Die Angst vor Besitzstandsverlust wich dem gemeinsamen Willen, Effizienzreserven zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu heben.

Krankenhausstandorte bedarfsorientiert weiterentwickeln

Als Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern machten wir uns besonders für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Krankenhausstandorte stark. Denn viele Patientinnen und Patienten haben längst mit den Füßen abgestimmt und lassen planbare Eingriffe bevorzugt in großen, routiniert arbeitenden Versorgungseinrichtungen durchführen. Die ländlichen Krankenhäuser benötigen neue Aufgabenprofile, um fit für die Zukunft zu sein. Als sektorenübergreifende und telemedizinisch ausgestattete Gesundheitszentren, können Sie zukünftig als Versorgungsanker in der Fläche fungieren. Modular werden dann neben stationären Leistungen auch ambulante Behandlungspfade abdeckt. Die von uns initiierte und von der Enquete-Kommission empfohlene unerlässliche telemedizinische Vernetzung erweitert das Versorgungsangebot zusätzlich. Telemedizinische Konsile machen nämlich die spezialisierte Expertise der Universitätskliniken und Maximalversorger in den Gesundheitszentren verfügbar. Den Patientinnen und Patienten in Mecklenburg-Vorpommern können dadurch Zeit und Kilometer auf dem Weg zu ihrem Arzt erspart werden.

Gesundheitsversorgung gemeinsam gestalten

Die Enquete-Kommission setzte mit ihrem Empfehlungspaket einen starken Impuls für die digitale und patientenzentrierte Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen in der Fläche. Einen detaillierten Überblick über alle wichtigen Handlungsempfehlungen des Gremiums liefert unser Artikel im Presseportal.

Fast noch wichtiger als die inhaltlichen Vorschläge ist jedoch die Erkenntnis, dass wir als progressive Akteure der Selbstverwaltung die Zukunft der Gesundheitsversorgung eigenständig gestalten können. Wenn die nötigen rechtlichen Gestaltungsspielräume für innovative Lösungen vorliegen und die staatlichen Verpflichtungen der Daseinsvorsorge erfüllt sind, kann es allerorts eine passgenaue und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung geben. Die Grundpfeiler dafür sind die wettbewerbliche Orientierung unseres Gesamtsystems, damit sich Neuerungen für Patientinnen und Patienten sowie Anbieter lohnen. Und die Frage der Finanzierung von Gesundheit muss nachhaltig beantwortet werden. Das bedeutet auch, gezielt für mehr Effizienz zu sorgen und Strukturreformen anzugehen – wie beispielsweise oben beim Thema Krankenhaus beschrieben. Gerade in Sachen Effizienz können auch digitale Innovationen einen entscheidenden Beitrag leisten (Stichwort „Doppeluntersuchungen“) – und zwar sowohl zum Thema nachhaltige Finanzen als auch zum Thema optimierte Versorgung.



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Dr. Jens Baas Dr. Jens Baas
Thomas Ballast Thomas Ballast
Silvia Wirth Silvia Wirth

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