Anne Wunsch

TK-Analyse: Impfschutz bei Kleinkindern

Insgesamt 13 Impfungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für Kinder und Säuglinge innerhalb der ersten beiden Lebensjahre. In dem neuen TK-Verordnungsreport „Kinder und Arzneimittel“ haben wir uns unter anderem angeschaut, wie die Impfquoten der jüngsten Versicherten aussehen. Tim Steimle, Leiter des Fachbereichs Arzneimittel, über die Ergebnisse.

Tim Steimle, Leiter des Fachbereichs Arzneimittel bei der TK.

Was haben die Analysen zu den Impfquoten der Kleinkinder ergeben?

Die Ergebnisse zeigen, dass rund die Hälfte der Kinder in den ersten beiden Lebensjahren alle 13 empfohlenen Impfungen vollständig erhält, von den im Jahr 2018 geborenen Kindern 48,4 Prozent. Nahezu genauso viele Kinder – 48,3 Prozent – waren bis zu ihrem zweiten Geburtstag teilweise geimpft, ihnen fehlte also mindestens eine Impfung oder Teilimpfung. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein: Vielleicht war das Kind bei dem Arzttermin nicht ganz fit und deshalb wurde die Impfung nach hinten verschoben. Dann ist es wichtig, die Impfung nachzuholen bzw. die Impfserie noch zu beenden, um das Kind nicht länger der Infektionsgefahr auszusetzen.  Ein anderer Grund dafür, dass Kinder in der Gruppe der „teilweise Geimpften“ sind, könnte sein, dass Eltern einzelne Impfungen ablehnen oder nicht für nötig erachten.

Kann man schon sagen, ob die Pandemie einen Einfluss hat?

In Bezug auf die Daten, die uns vorliegen, können wir sagen, dass die Pandemie keinen negativen Einfluss hat und Impfungen nicht verschoben wurden. Die Impfquoten der 2018 geborenen Kinder, deren ersten beiden Lebensjahre also teilweise in die Pandemie fallen, sind ähnlich zu denen der 2016 und 2017 geborenen Kinder. Die Quote der komplett ungeimpften Kinder ist in dem Jahrgang 2018 etwas gesunken – von 3,5 Prozent auf 3,2 Prozent. Dieser Trend setzt sich bei den im ersten Halbjahr 2019 geborenen Kindern fort, von ihnen sind 2,8 Prozent komplett ohne Impfung.

Wie sind die Impfquoten beim Blick auf die einzelnen Impfungen?

Bei den meisten Impfungen liegen die Quoten der vollständig geimpften Kleinkinder über 80 Prozent. Die höchsten Quoten sehen wir bei Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Meningokokken C. Die mit Abstand geringste Quote weist die Impfung gegen Rotaviren auf, die seit Sommer 2013 von der STIKO als Standardimpfung für Säuglinge empfohlen wird. Etwa zwei Drittel der Jahrgänge 2018 und 2019 – hier konnten wir uns wegen der Zeitverzögerung, mit der uns die Daten erreichen, bisher nur die im ersten Halbjahr geborenen Kinder anschauen – sind vollständig geimpft, über 30 Prozent der Kinder haben keine Impfung erhalten.

In Bezug auf die Daten, die uns vorliegen, können wir sagen, dass die Pandemie keinen negativen Einfluss hat und Impfungen nicht verschoben wurden.

Immer mal wieder sind Masern ein Thema in den Medien. Mit einer Impfquote von mindestens 95 Prozent könnten Masern ausgerottet werden, seit März 2020 gibt es eine Impfpflicht für Kindergarten- und Schulkinder. Wie sind die Impfquoten der Kleinkinder?

Die Quoten entwickeln sich im Vergleich der Jahrgänge positiv. Aus dem Jahrgang 2016 hatten noch 7,3 Prozent der Kinder gar keine Masernimpfung bekommen, bei dem Jahrgang 2019 (1. Halbjahr) sind es 4,7 Prozent. 86,4 Prozent der 2019er Kohorte hatten bis zum zweiten Geburtstag beide notwendigen Impfungen erhalten – von dem Ziel 95 Prozent sind wir also noch ein Stück entfernt. Hier gilt es dranzubleiben und die begonnenen Impfserien zu vervollständigen.

Weiter Informationen

Wie gut Kinder in Deutschland mit Arzneimitteln und Impfstoffen versorgt sind, haben wir im TK-Report „Kinder und Arzneimittel“ untersucht. Den Report und weitere Informationen finden Sie in unserem Portal.



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