Johanna Küther

Gesundheitssystem der Zukunft: Where do we go?

Nobody knows? Ob Buchtitel oder Songtext, nicht umsonst spricht man beim Blick nach vorn auch vom Blick in die Glaskugel. Möglichst gut auf Entwicklungen vorbereitet sein und das Gesundheitssystem der Zukunft aktiv gestalten, daran arbeiten viele TK-Mitarbeitende täglich. Beim FutureDay trafen sich einige von ihnen, um über aktuelle Trends zu sprechen.

Seit 2019 tauschen sich TKlerinnen und TKler in der Trendradar-Community der Unternehmensentwicklung zu Trends und Themen der Zukunft aus und diskutieren, wie diese unsere Arbeit beeinflussen werden und sich auf das Gesundheitswesen von morgen auswirken – und darüber, was wir beim Blick über den Tellerrand lernen können, um das Kerngeschäft einer Krankenkasse, aber auch die Versorgung von Versicherten zu verbessern.

TK-Vorstand Dr. Jens Baas stimmt die Teilnehmenden mit seiner Keynote ein.

Daten zwischen Interfaces und KI

Mit Blick auf diese beiden Aspekte hatte TK-Chef Dr. Jens Baas gleich eine ganze Liste von relevanten Trends im Gepäck. Von Interfaces, also der Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, über Datenmengen und Vernetzung, bis zu Künstlicher Intelligenz (KI), diese großen Themenblöcke werden das Gesundheitssystem beeinflussen und uns als TK auf Trab halten. Dass sie dabei untrennbar miteinander verbunden sind, wenn wir die daraus resultierenden Möglichkeiten nutzen wollen, machte er auch deutlich: Die Digitalisierung liefert enorme Datenmengen, die in Beziehung gesetzt werden können. Dafür müssen die Daten aber zugänglich sein, denn nur dann kann eine KI sie analysieren und Rückschlüsse für eine bessere, individualisierte Versorgung und Prävention ziehen. Bei so (um-)spannenden Chancen fügte Baas hinzu: „Die Themen der Zukunft sind Themen, die niemand mehr ganz allein lösen kann. Das sind alles Themen, die muss man zusammen lösen“. Besser hätte man das Motto des FutureDays nicht auf den Punkt bringen können.

Inga Bergen gibt einen Einblick in das Nutzungsverhalten der Gen Z.

Alles einen Klick entfernt – nur die Medizin nicht?

Der Blick in die Zukunft heißt auch, die Gen Z in den Fokus zu nehmen. Wie sie die Gesundheitsversorgung von morgen verändern wird, dieses Bild zeichnete anschließend Unternehmerin und Podcasterin Inga Bergen. Wer mit einer Aufmerksamkeitsspanne von acht Sekunden (Studie von Microsoft) durchschnittlich sieben Stunden pro Tag buchstäblich im Internet lebt (ARD-Onlinestudie), hat andere Erwartungen und Ansprüche an das Gesundheitssystem als Generationen zuvor. Das fängt bei medizinischer Aufklärung auf TikTok und Youtube an und hört beim Kontakt zu Medizinern (am liebsten digital per Chat, je nach Thema auch gerne anonym) auf. Alles Dinge, auf die das stark regulierte deutsche Gesundheitswesen laut Bergen bislang noch keine Antworten gefunden hat, weshalb der Markt zunehmend von Start-ups mit smarten Workarounds ergänzt wird. Schade, denn die Gen Z bringt neben diesen Herausforderungen auch große Chancen mit sich: Sie ist die erste Generation die quasi von Geburt an gesundheitsrelevante Daten trackt. Denn Gesundheit ist ein Megatrend unter den 14- bis 27-Jährigen, schloss Bergen.

„Total zentral wird sein, wie wir mit Innovationen und Veränderungen umgehen. Da ist ein wichtige Kernkompetenz, auch mal Dinge zu verlernen. Und das kann das SGB V noch nicht so gut!“

Inga Bergen

Panel aus Inga Bergen, Dr. Markus Schlobohm, Sonja Brüning, Nadia Mussa, Daniel Cardinal und Thorsten Brackert, moderiert von Karin Lausch (v.l).

User Experience – Fokus auf Nutzende und Nutzen

„Die User-Sicht einzunehmen, hilft immer, dann verpasst man keine Trends“ – diese weitere Steilvorlage für das nächste Panel hatte Inga Bergen im Gepäck. Denn dass Versicherte Erwartungen an den Kontakt mit ihrer Krankenkasse und an deren Services haben, die denen in anderen Branchen in nichts nachstehen, wusste auch Sonja Brüning aus dem Bereich Customer Experience zu berichten. Sie schilderte das Unverständnis vieler, dass der regulierte Gesundheitsmarkt diesen Erwartungen in Teilen nicht nachkommen darf, zum Beispiel wenn es um die Nutzung und Speicherung von Gesundheitsdaten geht. „Wir müssen das Narrativ ändern, das ist wie ein Muskelgedächtnis, das neu trainiert werden muss“, sagte Daniel Cardinal, der bei der TK den Bereich Innovation und ambulante Versorgung verantwortet. Dem pflichtete Thorsten Brackert, Leiter der Unternehmensentwicklung, sofort bei: „Wir reden in Deutschland immer nur darüber, was schlecht läuft, wenn man Daten nutzt. Nie darüber, welche Möglichkeiten sich ergeben.“ IT-Chef Dr. Markus Schlobohm schlug – wenn auch mit einem Augenzwinkern – das Amt eines „Landesnutzenbeauftragten“ vor, der neben den Datenschützern auch positive Möglichkeiten der Nutzung eruiert. Eine gute Idee, fand auch Inga Bergen. Ihr positiver Ausblick war ein Appell, wie ein Trüffelschwein nach den Fehlern zu suchen, denn „es macht Spaß, Probleme zu lösen“.



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