Anja Hollnack

„INES“ – mehr Sicherheit für alleinlebende Senioren

Sechs Millionen Menschen ab 65 leben in Deutschland allein. Damit sie nach einem Sturz in den eigenen vier Wänden nicht lange auf Hilfe warten müssen, wird im Rahmen des Innovationsfondsprojektes „INES“ der Einsatz intelligenter Notfallerkennungssysteme getestet.

Manchmal geht es ganz schnell: Die ältere Dame stolpert über ein Kabel in ihrem Badezimmer, stürzt und kann sich nicht mehr bewegen. Ihr Telefon liegt in einem anderen Raum und einen Notrufknopf ist nicht in Reichweite. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sie von jemandem gefunden wird – und das kann Stunden oder sogar Tage dauern.
Ein fiktiver Fall, der so oder so ähnlich aber immer wieder passiert. Gerade wenn Alltagsaufgaben für Menschen mit erhöhtem Sturzrisiko zur Herausforderung werden.

Das intelligente Notfallerkennungssystem INES erkennt die gestürzte Person.

„INES“ – ein fast unsichtbarer Schutzengel

Die geschilderte Situation könnte das Innovationsfondsprojekt „INES“ (intelligentes Notfallerkennungssystem) der TK erheblich verbessern. Das Projekt wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert, startete im Oktober 2022 und läuft noch bis September 2026. Es funktioniert so: Im ersten Schritt überprüft medizinisches Personal, ob bei dem oder der Betreffenden eine erhöhte Sturzgefährdung besteht. Wenn ja, werden die Wohnräume mit Sturzsensoren ausgestattet.

Das intelligente Notfallerkennungssystem arbeitet dabei völlig autark im Hintergrund und zeichnet zum Schutz der Privatsphäre weder Ton- noch Bildmaterial auf. Mithilfe modernster Technik senden die Sensoren im Falle eines Sturzes automatisch einen Notruf an einen Hausnotrufanbieter ab. Dort ist ein Schlüssel hinterlegt, so dass im Ernstfall der Notdienst innerhalb kürzester Zeit in die Wohnung gelangen und sofort Erste Hilfe leisten kann. Mögliche Spätfolgen, die durch verzögerte Hilfe entstehen, könnten so vermieden werden.
„Ziel des Innovationsfondsprojekts ist es, zu untersuchen, ob durch den Einsatz solcher Notfallsysteme eine nachweisliche Verbesserung der Versorgung von alleinlebenden sturzgefährdeten Menschen erreicht werden kann“, erläutert Johanna Kampmann aus dem Team Innovationsfonds und Produktportfolio der TK.

Ein langes und sicheres Leben im eigenen Zuhause

Derzeit befindet sich „INES“ in der Rekrutierungsphase für Studienteilnehmenden. Teilnehmen können Versicherte der Techniker Krankenkasse, der IKK classic, der AOK NordWest und der AOK Bayern, die allein in ihrem Haushalt leben, 70 Jahre oder älter sind und in den teilnehmenden Projektregionen (Hamburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen) wohnen.

Im Falle einer festgestellten Sturzgefährdung werden die Teilnehmenden per Zufall in die Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt. Erstere wird mit dem „INES“-System ausgestattet, letztere erhält als Kontrollgruppe die Regelversorgung. „Viele Versicherte freuen sich, dass sich die TK für dieses Thema einsetzt, und nehmen gerne an der Studie teil.

„Ein langes und sicheres Leben in den eigenen vier Wänden ist ein wichtiges Anliegen für die Menschen“, so Luisa Schäfer, ebenfalls aus dem Team Innovationsfonds und Produktportfolio der TK.

Teilnehmende für Studie bis Januar 2024 gesucht

Noch bis Ende Januar 2024 läuft die Rekrutierung, die Studiendauer für die Teilnehmenden beträgt 21 Monate. Während dieser Zeit werden alle Teilnehmenden zu drei Zeitpunkten unter anderem zu Sturzangst, Wohlbefinden und der allgemeinen Wohnsituation befragt.

Nach Abschluss der Testphase wird das Projekt wissenschaftlich ausgewertet und die Ergebnisse dem Innovationsausschuss beim G-BA zur Bewertung vorgelegt. Dieser entscheidet dann, ob und in welchem Umfang das Projekt Teil der Regelversorgung wird. Die TK als Konsortialführung leitet das Projekt „INES“ gemeinsam in enger Kooperation mit den weiteren Partnern.

Luisa Schäfer, Hans Matz und Johanna Kampmann betreuen in der TK die Innovationsfondsprojekte.

So funktioniert der Innovationsfonds in der TK

Der Innovationsfonds trägt dazu bei, Innovationen in das Gesundheitssystem zu bringen und so die Versorgung der Versicherten zu verbessern. Ein Innovationsfondsprojekt wie „INES“ kann auf zwei Wegen entstehen, beschreibt Hans Matz, Leiter des TK-Teams Innovationsfonds und Produktportfolio: „Haben wir als TK eine Idee für ein neues Projekt, überlegen wir, welche externen Kooperationspartner wir dafür benötigen und sprechen sie an. Die andere Option ist, dass beispielsweise Start-ups oder wissenschaftliche Projektgruppen uns als Projektpartner anfragen. Bei letzterem wird eine Anfrage über das TK-Innovationsportal gestellt und wir bewerten, ob wir als TK das Projekt unterstützen“.

In der Regel beträgt die Laufzeit eines Innovationsfondsprojekts zwischen drei und vier Jahre. Dabei wird jedes Projekt wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Weitere Informationen

Interessierte finden hier alle Informationen zum Innovationsfondsprojekt „INES“. Übergeordnete Informationen zu Innovationsfondsprojekten gibt es auf der Seite des Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).



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