Marie Tilk

„Mein Herz hängt am dänischen Gesundheitssystem“

Es ist kein Geheimnis, dass uns unsere nördlichen Nachbarinnen und Nachbarn bei der Digitalisierung ihres Gesundheitswesens einige Schritte voraus sind. Doch wie groß ist der Vorsprung? Helle Jack gibt uns einen Einblick, wie ihr Arbeitsalltag als Hausärztin in ihrer Praxis in Dänemark aussieht.

In der Nähe der deutsch-dänischen Grenze führt Helle Jack eine Praxis für Allgemeinmedizin. Sie selbst wohnt in Deutschland, arbeitet als Hausärztin allerdings schon seit 13 Jahren in dem kleinen, dänischen Ort Tinglev. Nach ihrem Medizinstudium in Odense und anschließender Tätigkeit in dänischen Kliniken stand für Jack fest, dass sie weiterhin in Dänemark arbeiten möchte. Was ihr besonders gefiel: Dänische Hausärztinnen und Hausärzte haben einen breiten Aufgabenbereich, denn in allen Fachbereichen wird von ihnen eine Erst- und Grundversorgung erwartet. So betreut Jack unter anderem auch Kinder und Jugendliche sowie Schwangere. „Die Arbeit als Hausärztin macht mir Freude und bleibt abwechslungsreich. Mein Herz hängt am dänischen Gesundheitssystem.”

Helle Jack führt an der deutsch-dänischen Grenze eine Praxis für Allgemeinmedizin.

Das dänische Gesundheitssystem bietet viele Vorteile

Aus Sicht der Ärztin bietet vor allem die Digitalisierung viele Vorteile. Schon die Geburt ist der Start in das digitale Gesundheitssystem: Alle Däninnen und Dänen bekommen nach ihrer Geburt eine persönliche Identifikationsnummer zugewiesen. Die Nummer ist auch der digitale Schlüssel für alle Belange rund um die Gesundheit. Sie macht es möglich, dass die Behandlungsdaten unter allen behandelnden Ärzten und Ärztinnen schnell und sicher ausgetauscht werden können. Wenn Frau Jack als Hausärztin zum Beispiel einen ihrer Patienten oder Patientinnen ins Krankenhaus überweist, kann die Klinik die Daten, die für die Behandlung benötigt werden, direkt automatisch abrufen.

Digitalisierung sorgt für Transparenz – auch für Patientinnen und Patienten

Der Arbeitsalltag ist durchweg digitalisiert: Wenn Helle Jack morgens ihren Computer anschaltet, hat sie digital Zugang zu allen wichtigen Informationen ihrer Patientinnen und Patienten. Akten, Befunde oder Laborergebnisse sind mit einem Klick abrufbar. Und auch die Patientinnen und Patienten haben dadurch Vorteile: Ob in der Kommunikation mit der Praxis, bei der Einsicht in die eigene Medikationsliste oder die elektronische Patientenakte – all das steht ihnen immer zur Verfügung. Über eine App können Termine gebucht und per Videotelefonie die Sprechstunden digital besucht werden. Auch die Verschreibung von Medikamenten ist digital möglich: Patientinnen und Patienten können ihre verschreibungspflichtigen Präparate über eine App bestellen, diese Bestellung bestätigt Helle Jack digital auf ihrem PC und leitet das E-Rezept direkt an die Apotheke weiter, wo das Medikament für die Patientinnen und Patienten zum nächstmöglichen Zeitpunkt abholbereit ist. Für die Ärztin ist klar: “Der beste Ort, um krank zu werden, ist Dänemark.“

Digitalisierung im Alltag verankert

Die digitale Übermittlung von Daten sowie die Nutzung digitaler Tools ist für die dänische Bevölkerung selbstverständlich und im Alltag verankert. So erreicht die Post aus Krankenhäusern und öffentlichen Ämtern die Bürgerinnen und Bürger immer erst einmal digital. Wer die Post lieber auf analogem Weg erhalten möchte, kann dieses ganz einfach ummelden, erklärt Jack. Dann zögern Ärztinnen und Ärzte wie Helle Jack nicht, einen Stift in die Hand zu nehmen und, wenn nötig, auch noch Briefe zu schreiben.



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