Ihr habt 2017 den Health-i Award und diverse weitere Gründerpreise gewonnen. Wie ist es euch seitdem ergangen?
Zehn Jahre sind von der allerersten Idee bis jetzt vergangen. 2016 haben wir die erste Finanzierung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) im Rahmen eines Gründerstipendiums erhalten. 2017 brachten wir dann unser Therapiesystem für Menschen mit Sprachstörungen nach einer Hirnschädigung (Aphasie) auf den Markt, das im selben Jahr mit dem Health-i Award ausgezeichnet wurde. Seitdem hat sich viel verändert: Unsere Aphasie-App wurde im Februar 2022 als erste und bislang einzige logopädische App ins Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) aufgenommen und wird somit von allen gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Außerdem haben wir 2019 unsere zweite Gesundheits-App auf den Markt gebracht: für Kinder mit Artikulationsstörungen wie Lispeln.
Welche neuen Chancen haben sich nach dem Health-i Award für neolexon eröffnet?
Der Award war für uns eine Art Sprungbrett: Wir wurden danach auf dem riesigen Markt für Gesundheits-Apps und in den Medien einfach viel besser wahrgenommen. Nach der TK folgten 77 weitere Krankenkassen und erstatteten die Kosten für unsere Artikulations-App für Kinder. Das half uns sehr, im Gesundheitsmarkt anzukommen.
Seit 2017 ist viel Zeit vergangen. Wie haben sich die Apps in der Zwischenzeit weiterentwickelt?
User-Feedback ist für uns unglaublich wichtig, denn wir möchten die App ideal an die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer anpassen. Das hat zum Beispiel zur Entwicklung von zwei unterschiedlichen Versionen unserer Apps geführt – einer für Betroffene und einer für Behandelnde. Wir haben außerdem erhebliche Anpassungen in regulatorischen Bereichen wie Datenschutz, Informationssicherheit und Interoperabilität vorgenommen, um in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen werden zu können – das war ein großer Meilenstein für uns. Im November dieses Jahres haben wir unsere neue Lernspiel-App Milus Wörterreise gelauncht, mit der Kinder auch ohne medizinischen Zweck ihren Wortschatz spielerisch erweitern können.
Was waren die größten Hürden, auf die ihr gestoßen seid?
Ursprünglich begannen wir 2013 mit nicht mehr als einer Idee. Als Therapeutinnen mussten wir plötzlich in die Welt der Betriebswirtschaft und Technik eintauchen, ohne Erfahrung im Schreiben eines Businessplans oder technisches Know-how. Eine weitere wirklich große Hürde waren die regulatorischen Anforderungen für die Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis. Um dort dauerhaft gelistet zu werden, haben wir außerdem in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst in Göttingen sowie der LMU die deutschlandweit größte Studie zur Aphasietherapie durchgeführt. International gesehen ist sie sogar die zweitgrößte Studie zu Computertherapie bei Aphasie.
Wie blickt ihr in die Zukunft?
Wir glauben, dass in DiGA noch erhebliches Potenzial liegt, um Therapien optimal zu ergänzen. Dies liegt einerseits an der hohen Nachfrage seitens der Patientinnen und Patienten. Andererseits herrscht ein erheblicher Personalmangel in der Logopädie, während die Anzahl der zu Behandelnden kontinuierlich steigt. Das ist mit den vorhandenen Ressourcen kaum zu bewältigen. Neolexon ist eine gute digitale Ergänzung der Stunde Therapie pro Woche, die Betroffene in Präsenz erhalten. Hier können digitale Produkte wie die neolexon-Apps die logopädische Therapie auf digitale Weise hervorragend unterstützen.