Viele Teenager trauen sich nicht, mit Freundinnen und Freunden oder ihren Eltern über seelische Nöte zu sprechen. Neben Vertrauensschülerinnen und -schülern gibt es an vielen Schulen eine weitere Gruppe von jungen Menschen, an die sich Betroffene in solchen Situationen mittlerweile immer häufiger wenden: die sogenannten „Medienscouts“.
Seit mittlerweile sieben Jahren findet jedes Jahr im Frühling die Bundesjugendkonferenz Medien (BJKM) statt. Die Veranstaltung wird von der Techniker Krankenkasse (TK) unterstützt und vernetzt mehr als 200 Medienscouts aus elf verschiedenen Bundesländern. Die 14- bis 18-jährigen Schülerinnen und Schüler, die ehrenamtlich als Medienscouts unterwegs sind, unterstützen ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bei Problemen und Sorgen im Zusammenhang mit digitalen Medien. Zur täglichen Arbeit der Scouts zählt zum Beispiel die Einführung von Verhaltensregeln im Klassenchat. Aber auch im Fall von (Cyber-)Mobbing oder beim Auftauchen von manipulierten Bildern und Konfrontationen mit Rassismus bieten die jungen Scouts ihre Unterstützung an. Ihr Aufgabenfeld reicht auch über den Bereich der digitalen Medien hinaus – etwa dann, wenn sich die Jugendlichen in psychischen Belastungssituationen an ihre Scouts wenden.
Die Frage, wie es um die psychische Gesundheit von jungen Menschen in Deutschland steht, wird so auch für die Medienscouts immer relevanter. Wie jüngst eine Forsa-Befragung im Auftrag der TK ergab, sind psychische Belastungen unter jungen Erwachsenen weit verbreitet. Eines der Kernergebnisse der Befragung zeigt: 64 Prozent der 18–25-Jährigen leiden manchmal oder sogar häufig unter darunter – was sich oft in negativen Gefühlen wie innerer Unruhe oder Erschöpfung äußert.
Medienscouts berichten von hoher psychischer Belastung durch Schulstress
Um mit Schülerinnen und Schülern in den Austausch zu gehen und über ihre Probleme zu sprechen, führte die TK im Rahmen der BJKM mit den Medienscouts einen Workshop unter dem Titel „Krisen, Krieg und Cyberstress: Was belastet junge Menschen in Deutschland?“ durch. Hierbei berichteten die Medienscouts, dass seelische Belastungen bei ihren Mitschülerinnen und -schülern ebenso weit verbreitet sind wie bei den jungen Erwachsenen. Bei den Ursachen wurde vor allem der Stress durch die Schule betont. Weitere Gründe für seelische Belastungen im Schulalter seien sowohl Probleme im Freundeskreis, Sorgen um die persönliche Zukunft als auch gesellschaftliche Krisen wie Kriege oder der Klimawandel.
Bei der Frage, wie sich ihre Generation bei seelischen Belastungen helfe, gaben die Medienscouts an, sich mit Freunden oder Familie zu treffen oder Musik zu hören. Als weitere Bewältigungsstrategien nannten sie Hobbys wie Sport und Zocken, doch auch Stressabbau durch kritischere Methoden wie Alkohol, Rauchen oder sogar Selbstverletzung wurden thematisiert. Diese Strategien sind identisch mit denen, die auch die Älteren in der Forsa-Umfrage angaben.
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Die Jungen und Mädchen nutzten den Workshop nicht nur, um selbst mehr über das Thema psychische Gesundheit zu lernen, sondern auch, um sich mit anderen Medienscouts aus verschiedenen Gebieten Deutschlands auszutauschen. Immer wieder fiel dabei auf, wie ähnlich die Situationen und Probleme der Scouts sind. So berichteten mehrere Schülerinnen und Schüler, dass es oft schwierig sei, von Gleichaltrigen ernst genommen zu werden. Auch wünschten sie sich mehr Unterstützung von ihren Schulleitungen, mehr Präventionsbeauftragte und mehr Workshops mit externen Expertinnen und Experten. Lobende Worte gab es insbesondere für engagierte Lehrkräfte, die den ehrenamtlichen Scouts zwar genug Freiraum böten, aber dennoch im Ernstfall schnell und hilfsbereit zur Stelle wären. Genau diese Balance sei notwendig, um die wichtige Arbeit der Scouts optimal zu fördern.
Die Leiterin des Workshops Arlett Dölle (TK, Team Gesundheitsmanagement) betont die Relevanz der Medienscouts und ihrer Arbeit: „Häufig fällt es Schülerinnen und Schülern unglaublich schwer, sich mit ihren Sorgen und Problemen an Erwachsene wie Lehrerkräfte oder ihre Eltern zu wenden. Helfen können hier die Medienscouts, die ihren Mitschülerinnen und -schülern Unterstützung und Rat auf Augenhöhe geben.“
Nach zwei Stunden spannenden Austausches endet der Workshop mit vielen neuen Eindrücken für die Scouts, aber auch für die TK. Im Hinblick auf die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schülern bleibt zu hoffen, dass sich auch zukünftig viele Jugendliche für das Ehrenamt an ihrer Schule begeistern können.
Häufig fällt es Schülerinnen und Schülern unglaublich schwer, sich mit ihren Sorgen und Problemen an Erwachsene wie Lehrerkräfte oder ihre Eltern zu wenden. Helfen können hier die Medienscouts, die ihren Mitschülerinnen und -schülern Unterstützung und Rat auf Augenhöhe geben.
Arlett Dölle (TK, Team Gesundheitsmanagement)