2022 gab es in Deutschland 340.000 Frauen mit einer Endometriose-Diagnose. Das meldete das Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung (ZI) im vergangenen Jahr. Die Diagnosehäufigkeit sei damit von 2012 bis 2022 um 65 Prozent gestiegen. Eine Steigerung zeigen auch Zahlen der TK. Im Jahr 2023 waren rund 62.900 bei der TK versicherte Frauen von Endometriose betroffen. Bei rund 10.900 von ihnen wurde die Erkrankung Endometriose erst im Laufe des Jahres 2023 gesichert festgestellt. Darüber hinaus ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, denn die Erkrankung ist komplex, die Diagnose dementsprechend schwierig.
Endo-was?
Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung. Allein bei Endometriose werden mehr OPs durchgeführt als bei allen anderen gynäkologischen Krebserkrankungen zusammen. Sie dienen dazu, Gewebe zu entfernen, das der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, aber außerhalb der Gebärmutter im Bauch- und Beckenraum wächst. Dabei gehen die Symptome teils mit starken Schmerzen, starken oder unregelmäßigen Regelblutungen, Verdauungsproblemen, unerfülltem Kinderwunsch und mentaler Belastung einher. Um hierauf aufmerksam zu machen und die breite Öffentlichkeit weiter aufzuklären ist der März seit 1993 auch EndoAwarenessMonth, also Endometriose-Monat.
Ein Fall für das TK-Versorgungsmanagement
Merret Scheunemann aus dem Versorgungsmanagement der TK erklärt: „Wir ermitteln Bedarfe der Versicherten und suchen nach passgenauen digitalen Angeboten. Dabei ist das Ziel, bestehende Expertise auf dem Markt zu nutzen und nicht als TK alles selbst zu entwickeln“. Die Anforderungen im Gesundheitsmarkt sind hoch, da die Versorgung den Richtlinien der medizinischen Fachgesellschaften entsprechen muss. Wie die Erkrankung ist auch die Behandlung komplex. „Endometriose kann nicht vollständig geheilt werden, aber es gibt verschiedene Behandlungsoptionen. Und da spielt neben der Option einer medikamentösen, hormonellen Therapie oder eines operativen Eingriffs der ganzheitliche Ansatz zum Selbstmanagement eine wichtige Rolle, um den Umgang mit Endometriose zu verbessern“, so Scheunemann.
Gemeinsam mit ihrem Team unterstützt Maxie Matthiesen Betroffene Frauen.
Unterstützung in Form einer digitalen Plattform
Das weiß auch Maxie Matthiesen, die Gründerin von FEMNA Care, dem Angebot für Endometriose-Betroffene, auf das die TK im Rahmen eines Selektivvertrags setzt. „Bei der Behandlung von Endometriose spielen unterschiedlichste Fachrichtungen eine Rolle. Deshalb bietet unsere Plattform FEMNA Care eine Kombination aus edukativen Inhalten rund um das Krankheitsbild, psychologische Unterstützung, physiotherapeutische Übungen oder Tipps zur antientzündlichen Ernährung – außerdem einen Symptomtracker mit Schmerztagebuch sowie den Circle, in dem sich Betroffene austauschen können“, so die Gründerin.
Nachdem sie 2014 die erste Menstruationstasse in Deutschland auf den Markt brachten, erreichten sie und ihr Team unzählige Anfragen von Frauen. Aber eben nicht nur zum Produkt selbst, sondern zu Zyklusbeschwerden, prämenstruelles Syndrom (PMS) oder unerfülltem Kinderwunsch. „Da habe ich gedacht, wow, wir sind doch gar keine Gynäkologinnen und habe erstmals angefangen mich intensiver mit dem Thema Frauengesundheit auseinanderzusetzen.“ Eine Statistik schockierte sie damals besonders: Durchschnittlich zehn Jahre laufen Frauen zwischen Expertinnen und Experten hin und her, bis sie die Diagnose Endometriose erhalten.
Klarheit und Selbstmanagement
Eines liegt Maxie Matthiesen dabei besonders am Herzen: „Wir wollen das Diagnosegap überwinden. FEMNA Care richtet sich damit auch an Frauen, die noch keine Diagnose erhalten haben, aber glauben betroffen zu sein.“ Denn je eher eine Diagnose gestellt wird, desto besser. Endometriose ist nicht heilbar, aber je länger die Krankheit unentdeckt voranschreitet, desto schwerer wird es beispielsweise mit einem Kinderwunsch. „Wir müssen die Erkrankung einfach viel mehr ins Bewusstsein bringen.“
Das sieht auch Merret Scheunemann so: „Im Bereich der Frauengesundheit ist Endometriose eine Erkrankung, die unbedingt mehr Sichtbarkeit verdient.“ Neben dem ganzheitlichen Ansatz und der Möglichkeit das Angebot als App und browserbasiert zu nutzen und damit immer zur Hand zu haben, spielt auch die persönliche Komponente eine Rolle. „Der fachlich moderierte Erfahrungsaustausch untereinander hat uns ebenfalls überzeugt“, so Scheunemann. Mehr als 5.000 TK-Versicherte haben das Angebot mittlerweile in Anspruch genommen. Eine von ihnen berichtet: „Ich bin erst seit kurzem dabei und FEMNA hat schon einiges für mich verändert. Ich lerne sehr viel über die Krankheit Endometriose und auch über die Möglichkeiten wie ich damit umgehen kann. Es hilft mir gerade sehr weiter meinen Alltag neu zu strukturieren.“
Weitere Informationen
Mehr zu FEMNA, der digitalen Unterstützung bei Endometriose, bietet die Website der TK unter tk.de.