Laura Hassinger

Rückblick vorm (Un)Ruhestand: Jörg Ide und die Sozialwahlen

Seit über 40 Jahren engagiert sich Jörg Ide bei der TK zum Thema soziale Selbstverwaltung. Sein besonderes Herzensprojekt: die (Online-)Sozialwahlen. 

Er ist ein echtes TK-Urgestein und unser Gesicht der Sozialwahlen: Jörg Ide. Der langjährige Leiter des Geschäftsbereichs Verwaltungsrat und Vorstand hat den Weg der TK seit 1982 entscheidend mitgeprägt. Neben dem Justiziariat, dem Datenschutzteam, der IT-Sicherheit und den Widerspruchszentren verantwortet er die Schnittstelle zum Verwaltungsrat der TK, der Interessenvertretung der Versicherten und Arbeitgeber. Kurz vor seinem Ruhestand blickt er noch einmal zurück. 

Herr Ide, vorweg: Hätten Sie zu Beginn Ihres Berufswegs gedacht, dass Sie einmal in einer Krankenkasse landen – und dann gleich für vier Jahrzehnte?

Nein, überhaupt nicht. Eigentlich wollte ich Fußballprofi werden. Aber eine Ausbildung als Sozialversicherungsangestellter war dann doch irgendwie greifbarer. 

Die soziale Selbstverwaltung ist in der TK, eigentlich in der gesamten GKV, untrennbar mit Ihrem Namen verknüpft. Was begeistert Sie daran?

Das Prinzip der sozialen Selbstverwaltung bedeutet bei uns, dass demokratisch gewählte Personen aus den Reihen der Versicherten und Arbeitgeber die Interessen der mehr als zwölf Millionen TK-Versicherten vertreten. Sprich: Die Politik der TK wird maßgeblich von den Betroffenen mitbestimmt. Und das geschieht ganz ohne parteipolitische oder finanzielle Interessen, sondern unabhängig und ehrenamtlich.

TK-Chef Jens Baas verabschiedet auf der Verwaltungsratssitzung "Mr. Sozialwahl"

In der öffentlichen Wahrnehmung spielt soziale Selbstverwaltung dennoch eine geringe Rolle. Die wenigsten Menschen kennen diese Mitsprache-Möglichkeit. Woran liegt das? 

Die Kassen können frei entscheiden, wie sie ihre Selbstverwaltungs-Gremien aufstellen. Von 94 gesetzlichen Krankenkassen führen jedoch aktuell gerade mal sechs eine Urwahl durch. Beim Rest der Kassen und bei den anderen Sozialversicherungsträgern wie Renten- oder Unfallkassen findet eine sogenannte Wahl ohne Wahlhandlung statt. In meinen Augen ist das ein Widerspruch in sich: Wer vorgeschlagen wird, gilt automatisch als gewählt, die Mitglieder haben keine Abstimmungsmöglichkeiten. 
Wenn wir zum Thema soziale Selbstverwaltung und Sozialwahlen kommunizieren, müssen wir das also stets mit Einschränkungen tun. Wir können nicht aus dem gesamten Sozialversicherungssystem sprechen und auch nicht für das gesamte System. Das ist definitiv ein Manko.
Aber auch insgesamt würde ich mir mehr Sichtbarkeit für die soziale Selbstverwaltung wünschen. Als TK tun wir gerade sehr viel dafür, und auch die Ehrenamtlichen bei der TK befassen sich in einer Arbeitsgruppe ganz selbstkritisch mit der Zukunft der Selbstverwaltung. Sie gucken nach vorne und widmen sich der Frage: Wie machen wir es künftig besser? Das finde ich einen ziemlich guten Ansatz. 

Und auch beim Thema Sozialwahlen hat sich ganz aktuell etwas bewegt…

In der Tat: Was lange währt, wird endlich gut. In meiner Zeit bei der TK habe ich sechs Sozialwahlen aktiv begleiten dürfen. Seit Mitte der Neunzigerjahre bin ich an dem Thema Online-Sozialwahlen dran. Jetzt ist es endlich so weit: Nach dem erfolgreichen Modellvorhaben 2023, das wir auch als TK maßgeblich mit vorangetrieben haben, wird die Online-Wahloption bei den Sozialversicherungswahlen verstetigt. Der Kabinettsbeschluss liegt schon vor – ich hoffe sehr, dass das Gesetz noch in diesem Jahr in Kraft tritt. Für uns heißt es, dass wir nun im Kreis der urwählenden Kassen die 2029er-Wahl mit unseren Erkenntnissen aus dem Modellprojekt und entsprechend der neuen Regelungen vorbereiten.  

Nach Jörg Ides Abschied übernimmt Gregor Seeger (links) die Leitung des Geschäftsbereichs Verwaltungsrat und Vorstand.

Das klingt nach einer Menge Arbeit bis zur nächsten Sozialwahl – gleichzeitig neigt sich Ihre Dienstzeit bei der TK dem Ende zu.

Die Leitung des Geschäftsbereichs Verwaltungsrat und Vorstand übernimmt mein geschätzter Kollege Gregor Seeger.  Dazu haben wir uns glücklicherweise schon in einer längeren Übergabezeit intensiv ausgetauscht. So kann ich jetzt nach der Herbstsitzung des TK-Verwaltungsrats entspannt in den Urlaub starten.
Und man geht ja niemals so ganz: Ab November geht es für mich in einer neuen Rolle als Beauftragter des Vorstands weiter, unter anderem für die Begleitung der
Informationskampagne der sozialen Selbstverwaltung bis zur nächsten Sozialwahl 2029 und die Umsetzung der Online-Wahloption. 



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Kerstin Grießmeier Kerstin Grießmeier
TK Sozialwahl Druckerei Lütjensee Blog Beitrag Olivia Klieber
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