Was digitale Angebote und Prozesse hier leisten können und wo ihre Grenzen liegen, darüber diskutierte Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK, mit Gästen aus Politik und Versorgung auf dem Deutschen Pflegetag 2022 in Berlin.
Wie kann die Pflege von morgen gestaltet werden?
Zugegeben, das Thema ist nicht neu. In der TK beschäftigen wir uns seit Langem mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen und damit auch in der Pflege. Der Deutsche Pflegetag als DAS Event für die nationale Pflegebranche ist stets eine gute Gelegenheit, mit anderen Akteuren ins Gespräch zu kommen und die unterschiedlichen Blickwinkel und Ideen zu diskutieren. So auch in diesem Jahr. Rebecca Beerheide vom Deutschen Ärzteblatt moderierte den Austausch mit Dr. Anne Sophie Geier vom Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung, dem CDU-Bundestagsabgeordneten Tino Sorge, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der TK, Thomas Ballast, und den Teilnehmenden des Pflegetages, die sich vor Ort und digital einbrachten.
Digitale Stützen notwendig
Einig waren sich die drei Diskutierenden auf dem Podium, dass es in der Pflege nicht weitergehen kann wie bisher. Neue Ansätze sind notwendig, um den wachsenden Herausforderungen für Pflegende und Pflegebedürftige zu begegnen. Eine Option, um sie zu entlasten, ist der Einsatz digitaler Lösungen – sei es beim Organisieren und Dokumentieren von Pflegeleistungen, in der Kommunikation aller Beteiligten, in der Pflegeschulung, als Sensortechnik im Sinne von Smart Home-Lösungen für zuhause – die Möglichkeiten sind vielfältig.
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Woran hakt es also? Thomas Ballast fasste die Hürden folgendermaßen zusammen: Erstens bestehe das deutsche Gesundheitssystem aus vielen unterschiedlichen Akteuren und Interessen, das erschwere die digitale Transformation. Zweitens sei das System im internationalen Vergleich auch ein wohlhabendes, weshalb Veränderungen grundsätzlich zunächst kritisch betrachtet werden, so Ballast weiter. Und drittens sei das System sehr sicherheitsaffin. Wir würden uns stets auf Risiken und Gefahren konzentrieren – und so Innovationen bremsen. Das sei in vielen Ländern anders, die auch Wert auf Sicherheit legen, den Nutzen neuer Ideen aber in den Vordergrund stellen und diesen bewusst gegen potenzielle Risiken abwägen. Aber, so Ballast: „Wir sind nicht mehr in der gemütlichen Situation, mal ganz langsam zu schauen – wir brauchen jetzt Lösungen, um das aktuelle Versorgungsniveau halten zu können, dazu gehören auch mal neue, unfertige Ideen.“
Politik ist gefragt
Die Anbieter für Digitale Pflegeanwendungen stünden in den Startlöchern, so Geier, was sie bräuchten sei eine entsprechende Klarheit in den Leitlinien, die ihnen den Zugang zum Markt ermöglichen (und eben nicht unnötig erschweren). Sorge sieht hier die Regierung gefragt, die Bestrebungen der letzten Legislatur für eine digitale Transformation in der Pflege weiter voranzutreiben. In der Eröffnungsrede zum Deutschen Pflegetag 2022 kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mehrere Gesetze zur Entlastung der Pflege, unter anderem durch Entbürokratisierung, an.
Wir sind gespannt, was bis zum nächsten Pflegetag passiert. Ein paar Vorschläge für Herrn Lauterbach hätten wir schon: