1989 beginnt Christoph Kreutzmann seine Arbeit bei der TK. Seit 2010 ist er für das Archiv der größten deutschen Krankenkasse verantwortlich und sitzt damit auf einem wahren Schatz aus Erinnerungen und historischen Dokumenten. Im Interview erzählt er von seiner Arbeit und blickt zurück.
Christoph, was genau macht man eigentlich im Archiv einer Krankenkasse?
Schon lange bewahren wir wichtige Dokumente aus der TK-Geschichte in der Unternehmenszentrale in Hamburg auf, zum Beispiel Akten, Fotos und eigene Publikationen. Für das 125-jährige Jubiläum der TK im Jahr 2009 gab es eine Broschüre und eine Ausstellung zur Geschichte unserer Kasse. Dafür haben wir spannendes Material gesammelt und entschieden, dieses in einem Unternehmensarchiv aufzubewahren. Wir schauen uns die Materialien im Archiv an, bewerten und strukturieren sie. Wenn alles in einer Datenbank verzeichnet ist, werden die Materialien eingelagert und damit langfristig gesichert. Ausgewählte Archivmaterialien werden zusätzlich digitalisiert, so dass ein schneller Zugriff auf Bilder, Filme und Dokumente möglich ist. Grundsätzlich sichert das Archiv damit das historische Erbe der TK. Das alles mache ich aber nicht allein, sondern werde dabei von einem darauf spezialisierten Dienstleister unterstützt.
Hast du ein persönliches Highlight oder einen besonderen Schatz, den du in den letzten Jahren im Archiv entdeckt hast?
Ein Highlight ist sicher eine Prägemaschine für Adressen aus den 1940er Jahren, auch wenn diese aufgrund ihres Gewichtes von 2,5 Tonnen leider nicht im Archiv stehen kann. Auch die Geschichte dahinter ist spannend: 1943 war die Hauptverwaltung der damaligen Berufskrankenkasse der Techniker noch in Berlin. In einer Bombennacht brannte das Gebäude völlig nieder. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging die Immobilie durch die Teilung Deutschlands verloren — doch nach der Wiedervereinigung hat die TK 1994 das alte Grundstück zurückerhalten.
Es wurde ihr unter der Bedingung übertragen, darauf ein Wohn- und Bürogebäude zu errichten. Bei den anschließenden Bauarbeiten für das neue TK-Gebäude entdeckten Arbeiter Adresskarten aus Metall: die TK-Mitgliederkarten aus der Vorkriegszeit. Die Metallkarten wurden mit einer Prägemaschine hergestellt. Auch sie kam bei den Bauarbeiten im hinteren Teil des ehemaligen Kellers ans Licht. Die Prägemaschine und die Adresskarten sind heute in der Unternehmenszentrale der TK in Hamburg untergebracht.
Die TK sieht sich heute als innovativer Vorreiter der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Hat sich das auch in der Vergangenheit schon gezeigt?
Die Prägemaschine war sicherlich eine Art analoger Vorreiter der Datenverarbeitung. Aber auch darüber hinaus hat die TK eine reiche digitale Vergangenheit. So hat die damalige Berufskrankenkasse der Techniker (die heutige TK) schon Anfang 1964 ihre zentrale Mitgliederkartei auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt. Die dabei eingesetzte Anlage vom Typ IBM 1440 half dabei, Arbeitsprozesse zu vereinfachen, die Mitarbeitenden von Verwaltungsarbeiten zu entlasten und ihnen damit mehr Zeit für die Betreuung der Versichertengemeinschaft zu geben.
Im Jahr 1970 automatisierte die TK dann als erste Ersatzkasse die Prämienrückzahlung für nicht benötige Krankenscheine. Damals konnten Versicherte ihre Krankenscheine zurückgeben, wenn diese im dafür vorgesehenen Quartal nicht genutzt wurden. Dafür haben sie eine Prämie ausgezahlt bekommen. Kurze Zeit später, ab 1972, stand die Techniker Krankenkasse ihren Versicherten dann schon 24 Stunden an 7 Tagen zur Verfügung: ein automatischer Telefondienst wurde eingerichtet. Im April 1996 ist die Techniker Krankenkasse als erste bundesweite Krankenkasse online gegangen: unter www.TK-online.de ist die TK nun im Internet zu finden.
Wie stark sich die TK und die gesamte Gesellschaft in den letzten 140 Jahren verändert haben, wird auch auf den Werbeplakaten der TK deutlich. Gibt es besonders denkwürdige Beispiele aus den letzten Jahrzehnten?
Ich habe mir unsere Plakatsammlung angeschaut und meine Favoriten mitgebracht: Dabei ist ganz deutlich zu erkennen, dass sich die Kommunikation über die Jahrzehnte verändert hat. Sie hat sich immer an das Zeitgeschehen und die Bedürfnisse der Versicherten angepasst.