Johanna Küther

#DMEA25: „Digitalisierung darf nicht nur ein digitaler Leitz-Ordner sein“

Wer schon zum ersten Tag der DMEA 2025 auf einen Koalitionsvertrag gehofft hatte, den es zu diskutieren galt, wurde enttäuscht. Mit Rück- und Ausblick auf angestoßene und noch ausstehende Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen mangelte es zum Auftakt der Messe dennoch nicht an Diskussionsstoff.

Nicht umsonst ist die Messe mit dem Claim „connecting digital health“ untertitelt, denn so tummelten sich in der Messe Berlin mal wieder diejenigen, die keine Lust mehr auf Insellösungen, Faxe und Schränke voller Leitz-Ordner haben.

Die "schnelle Runde" mit Sebastian Zilch, Matthias Meierhofer, Dr. Jens Baas und Dr. Sibylle Steiner. (v.l.)

Kein Tetris aus Einzelanwendungen

Völlig unverstaubt ging es dann auch in der „schnellen Runde“ von Sebastian Zilch (Bundesgesundheitsministerium), Matthias Meierhofer (bvitg), Dr. Sibylle Steiner (Kassenärztliche Bundesvereinigung) und TK-Chef Dr. Jens Baas zu. Mit Blick auf die Überschrift des Gesprächs – die Zukunft der Gesundheits-IT nach der Wahl – forderte Baas echte Strukturinnovation, anstatt sich auf die Digitalisierung von Einzelbausteinen zu konzentrieren: „Wir müssen uns doch fragen, wie ein Patient heute durch das System geleitet werden soll, wo die Reise beginnt und welche Rolle die ePA darin spielen kann. Das ist klüger, als weiterhin überall Einzelbausteine zu haben, die dann höchstens zufällig zusammenpassen.“ Das so geschaffene System beruht noch zu häufig auf unklar definierten Prozessen. Diese Einschätzung fand nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum breite Zustimmung. Die vier Panelisten waren sich einig darin, dass „Digitalisierung nicht nur ein digitaler Leitz-Ordner“ sein darf, wie KBV-Vorstandsmitglied Dr. Steiner betonte. Vielmehr müsse man über den Fluss, die Qualität und Verfügbarkeit von Daten sprechen.

Sektorenübergreifendes Zusammenspiel

Besonderes Augenmerk legten Steiner und Baas auf das Zusammenspiel von Leistungserbringenden und Krankenkassen. Dabei unterstrich Baas: „Wir wollen doch beide eine bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten. Dafür ist es wichtig, ganz klare Absprachen zu treffen: An welcher Stelle kann wer was am besten für die Patientinnen und Patienten tun?“ Dabei verwies Baas darauf, dass eine Krankenkasse keine Menschen behandle, aber im System mit dem Pool an Versichertendaten eine wichtige Funktion einnehme und darauf basierend zum Beispiel Empfehlungen zur Darmkrebsvorsorge aussprechen könnte. Für die weitere Entlastung des Systems brachte er ein digitales Tool zur Ersteinschätzung ins Gespräch, das überall gleich ist, ob auf dem Handy, unter der 116 117 oder vor dem Tresen der Arztpraxis: „Jeder Eintritt ins Gesundheitssystem muss der gleichen Logik folgen“, so der Vorstandsvorsitzende der TK.

Digital vor ambulant vor stationär, so sollten künftig die Behandlungspfade der Patientinnen und Patienten aussehen, erklärte Thomas Ballast den Anwesenden.

Reisebüro im Systemdschungel

Wie die Rolle der TK künftig aussehen kann, stellte auch Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, vor. Unter dem Titel „Zukunftsvision Krankenkasse“ erläuterte er, wie die TK sich als Gesundheitspartner an der Seite ihrer Versicherten sieht: „Wir wollen die Versorgung der Versicherten organisieren.“ Er nutzte das Bild des Reisebüros, auch um klarzustellen: „Empowering you“ steht dabei im Mittelpunkt. Dabei geht es darum, Angebote zu machen und zu befähigen, nicht darum zu bevormunden: „Versicherte wünschen sich individuelle Beratung und Unterstützung“. Als Beispiele nannte er digitale Angebote der TK wie die TK-Doc App, das telemedizinische Angebot des TK-Ärztezentrums, die digitale Zweitmeinung durch DocRobin sowie den KI-Avatar sayHELLO, der Menschen aus dem Ausland bei Fragen rund um das, nun ja, nicht unkomplizierte Sozialversicherungssystem berät.

Aller guten Dinge sind drei

Die Herausforderung der Patientensteuerung stellte auch Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach heraus. Als die drei großen Projekte nannte er in seiner Keynote die ePA, den Ausbau der Telemedizin, sowie das Forschungsdatenzentrum. In der ePA sah Lauterbach neben der Stärkung der Patientenautonomie auch die Grundlage für den telemedizinischen Fortschritt. Weiterhin betonte er, welche Kraftanstrengung im Gesundheitsbereich gelungen sei: „Wir digitalisieren schneller als in jedem anderen Politikbereich“. Darüber hinaus mahnte er aber auch, nicht nachzulassen, denn die ePA sei kein rein technisches Thema, sondern betreffe am Ende immer den einzelnen Menschen und seine Gesundheit ganz konkret.

Digital. Gesundheit. Leben

Einen Einblick in die ePA der TK sowie die von Thomas Ballast vorgestellten digitalen Angebote gab es am TK-Stand. Hier konnten Interessierte sich durch die angesprochenen Angebote klicken und erleben, wie die Digitalisierung schon jetzt TK-Versicherte dabei unterstützt, ihre Gesundheit zu managen – ganz nach dem Motto: Digital. Gesundheit. Leben.



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