Unser Alltag ist bereits digital. Ich checke Mails in der U-Bahn, lese Nachrichten in der Schlange beim Bäcker und messe meine Rundenzeiten beim Joggen über GPS. Meine Finanzen habe ich über eine App im Blick. Mir ist bewusst, dass ich mit meinem Verhalten jede Menge Daten produziere. Zum Beispiel wenn ich mit meinem Smartphone einkaufe oder auch wenn ich im Stau stehe. Dann ärgere ich mich meistens, denn dank der Daten der anderen Nutzer hätte ich vorher wissen können, dass auf der Autobahn ein Stau ist und ich auf der Landstraße schneller ans Ziel käme.
Nur im Gesundheitswesen klappt es noch nicht so richtig. Wenn ich mir zum Beispiel das E-Health-Gesetz anschaue, dann wurde da ein Medikationsplan eingeführt, den ich bei jeder Veränderung ausdrucken und immer dabei haben muss. Wird ein Röntgenbild gemacht, bekomme ich eine DVD mit den Daten, die ich händisch dem nächsten Arzt überreiche. Wenn beim Online-Banking schon so viel möglich ist, warum dann nicht auch beim Thema Gesundheit?
Digitalisierung im Gesundheitswesen – große Wüste?
Ja, aber mit vielen Oasen. Natürlich hat jede Arztpraxis ihre eigene Software und auch Krankenhäuser kommen nicht mehr ohne aus. Einige haben schon elektronische Patientenakten und eine große Krankenkasse wie die TK wird immer digitaler. Die Vernetzung der Daten bereitet jedoch Schwierigkeiten. So kommt es, dass heute Arztbriefe und Leistungsanträge per Post oder gar per Fax (2017!) verschickt werden.
Die TK möchte ihren Versicherten nun eine elektronische Gesundheitsakte zur Verfügung stellen, in der mittelfristig solche Daten erfasst und zentral gespeichert werden können. Sie hat deshalb gerade eine Entwicklungskooperation mit IBM geschlossen.
Was wird in der Gesundheitsakte stehen?
Zunächst einmal soll die Gesundheitsakte ein Speicherort werden, den die Versicherten selbst verwalten. Das bedeutet, dass jeder selbst bestimmen kann, was in die Akte kommt und vor allem: wer darauf zugreifen kann. Aber klar ist auch, dass eine Gesundheitsakte nur etwas bringt, wenn auch etwas drinsteht. Die TK wird bei Bedarf natürlich die Leistungsdaten zur Verfügung stellen. Nutzer könnten dann zum Beispiel mit einem Klick sehen, welche verschreibungspflichtigen Medikamente man in den letzten drei Jahren bekommen hat. Diese Liste können Nutzer dann selbst um Medikamente ergänzen, die nicht der Verschreibungspflicht unterliegen. Auch weitere Daten soll jeder Versicherte selbst in seine Akte einpflegen können. Denkbar ist außerdem, dass Sensordaten direkt in die Akte fließen.
Warum macht die TK das?
Wir wollen in einem wichtigen Feld vorangehen und neue Maßstäbe setzen. Die Akte wird ein wichtiger Schritt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Der Versicherte hat ganz konkrete Vorteile davon: Er hat alle wichtigen Dokumente an einem zentralen Speicherort, was zum Beispiel im Gespräch mit dem Arzt sehr nützlich ist. Wechselwirkungen zwischen Medikamenten könnten besser erkannt und unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden.
Im nächsten Schritt ist auch denkbar, dass zum Beispiel Diagnosen, Arztbriefe oder Röntgenbilder in die Akte kommen. Alles Dokumente, die derzeit noch händisch zwischen den Ärzten ausgetauscht werden.
Vielleicht können sie in anonymisierter Form ja auch noch einen Beitrag zur Versorgungsforschung oder gar zur Behandlung von Krankheiten leisten? Stichwort „Im-Stau-Stehen“.
Datenschutz? DATENSCHUTZ!
Es gibt einen großen Vorteil, wenn eine Krankenkasse die elektronische Gesundheitsakte anbietet: Die TK ist keine Datenkrake und unterliegt strengen gesetzlichen Bestimmungen. Im Gegensatz zu meinem Einkaufsverhalten und meinen Rundenzeiten beim Joggen, werden die Daten der Gesundheitsakte auf deutschen Servern unter den höchsten Sicherheitsstandards gespeichert. IBM wird als Dienstleister die Akte zur Verfügung stellen, aber selbstverständlich keinen Zugriff auf die Daten haben. Auch die TK wird als Krankenkasse nur mit Zustimmung des Versicherten Zugriff bekommen. Herr seiner Daten bleibt immer der Versicherte selbst. Oberste Priorität haben hier die Themen Sicherheit und Vertraulichkeit.
Und wer doch Bedenken hat? Der muss das freiwillige Angebot der TK nicht annehmen. Es wurde ja auch niemand gezwungen, sich ein Smartphone anzuschaffen, aber trotzdem haben 74 Prozent der Menschen heute eins. Ich habe es zumindest nicht bereut und freue mich auf das Angebot, das jetzt entwickelt wird.