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Start-up: „xbird“ – Krankheiten früh erkennen

Dieser Beitrag ist Teil des Start-up-Features von Wir Techniker im Rahmen der Health-i-Initiative von der Techniker und dem Handelsblatt. Unter zahlreichen Bewerbern wurde das Start-up „xbird“ als eins von fünf jungen Unternehmen zum Innovationstag in Berlin eingeladen und konnte sich im Pitch gegen die anderen durchsetzen. Der Gewinn: Eine Entwicklungskooperation mit der Techniker.

„We will save one million lives by 2020“ ist das Erste, was man liest, wenn man die Website von xbird besucht. Eine mutige Aussage für ein Start-up, das erst seit Mitte vergangenen Jahres besteht. Unsere erste Frage im Interview lautet folglich: Wie kann das funktionieren? „Um das zu beantworten, muss man erstmal verstehen, was wir überhaupt tun“, sagt Mitgründer Jonas Harder. „Wir können über das gezielte Auslesen von Bewegungsdaten aus deinem Smartphone erkennen, ob du Symptome für eine bestimme Erkrankung zeigst. Darauf basierend können wir dann eine Warnung an dich schicken“, erklärt Harder weiter.

Die beiden Gründer: Sebastian Sujka (li.) und Jonas Harder.
Die beiden Gründer: Sebastian Sujka (li.) und Jonas Harder.

Der geschilderte Vorgang passiert ganz automatisch, ohne dass die Nutzer selbst ihre Daten eingeben müssen. Stattdessen übernehmen hochsensible und präzise Sensoren das Tracking, die im Smartphone oder anderen Endgeräten implementiert werden. Sie messen die Bewegung, Geschwindigkeit oder Koordinaten. „Wir können anonym erfassen, ob jemand mit der U-Bahn oder dem Fahrrad fährt, hinfällt, weniger Schritte macht oder sich öfter hinsetzt“, schildert Sebastian Sujka, Ideengeber und Mitgründer.

Die Technologie gibt es bereits. Jetzt geht es darum, zu beweisen, dass mit ihr Krankheitssymptome und Risikofaktoren zuverlässig erkannt werden. Das Start-up xbird testet dies zurzeit in klinischen Studien am Beispiel von Diabetes, es soll aber künftig für viele unterschiedliche Erkrankungen möglich sein. „Das kann man sich vorstellen, als ob ein Arzt ständig neben dir herläuft und dich beobachtet. Es ist eine Technologie zur Früherkennung“, sagt Sujka.

So sieht es aus, wenn die Sensoren etwas aufzeichnen.
So sieht es aus, wenn die Sensoren etwas aufzeichnen.

Der frühe Vogel erkennt den Wurm

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf haben sich Sujka und Harder auch für den Namen xbird entschieden. Hintergrund ist die Analogie von Kanarienvögeln in Kohleminen. Sujka erklärt: „Als im 19. Jahrhundert noch viele Menschen in Minen gearbeitet haben, gab es große Probleme mit Gasaustritten. Aber wenn du das Gas gerochen hast, war es meist schon zu spät. Also hat man Kanarienvögel in den Schächten platziert. Aufgrund ihres sensiblen Geruchssinns konnten sie Gas viel früher wahrnehmen und sind weggeflogen. Das diente den Arbeitern als Warnsignal, und sie konnten sich retten.“

Genau das ist die Vision der beiden Gründer: xbird soll rechtzeitig eine individualisierte, auf das jeweilige Krankheitsbild bezogene Warnung schicken, sobald Symptome oder Risikofaktoren registriert werden. Im Fall Diabetes könnte sie dann lauten: „Du hast nicht gegessen und bewegst dich viel. In einer ähnlichen Situation hat dies zu Problemen mit deinem Blutzucker geführt.“ In bestimmten Fällen könnte der Nutzer auch direkt aufgefordert werden, zum Arzt zu gehen.

Das Team von xbird um Jonas Harder (zweiter von links) und Sebastian Sujka (mitte).
Das Team von xbird um Jonas Harder (zweiter von links) und Sebastian Sujka (Mitte).

Die Vorstellung, dass Menschen erst zum Arzt gehen, wenn sie krank sind, empfinden die beiden App-Entwickler als rückständig. Das sei verständlich gewesen, als es noch nicht genug Wissen, Ärzte und Technologie gab, sagen sie. Aber heute sei das alles vorhanden – man müsse nur die Lücke schließen zwischen der Technologie, die alles aufzeichnen kann, und deren Anwendung in der Medizin und Prävention. xbird selbst ist ein gutes Beispiel für diese Symbiose, denn die beiden Gründer verkörpern beide Seiten: Sujka ist Unternehmer und hat schon viel mit Datenanalysen gearbeitet, Harder ist Arzt. Aus medizinischer Sicht sei das Datenprofil hochinteressant, so Harder. „Mein Wunsch ist es, dass wir dadurch neue Risikofaktoren identifizieren können. Wenn wir irgendwann zum Beispiel drei neue Risikofaktoren für Alzheimer entdecken, habe ich mein großes Ziel erreicht“, sagt der Arzt.

Beide sind sich sicher, dass sie Krankenkassen durch ihre Technologie einen großen Mehrwehrt bieten können. Die Bewerbung bei der Health-i-Initiative von der Techniker und dem Handelsblatt war für sie keine Frage:

„Wir haben erfahren, dass die Tinnitracks-App auch einen Award gewonnen hat. Es gibt also Erfolgsgeschichten und Prozesse bei der Techniker, was die Zusammenarbeit mit Start-ups angeht“,

betont Sujka. Sein Start-up erhielt beim Innovationstag am 13. September die Chance auf eine Entwicklungskooperation mit der Techniker, nachdem er sich im Pitch gegen die anderen Bewerber durchgesetzt hatte.

Mehr zum Health-i-Award gibt’s auf TK.de.

Im Video: Die Gründer von „xbird“ stellen ihr Start-up vor:


Portrait-Susan-Wolters

Susan Wolters arbeitet für die TK Landesvertretung Berlin und Brandenburg im Pressebereich. Sie widmet sich schwerpunktmäßig den digitalen Gesundheitsthemen.




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