Susann Wolters

TK Start-up-Feature: „HiDoc“ – eine App zur Behandlung des Reizdarmsyndroms

Dieser Beitrag ist Teil des Start-up-Features im Rahmen der Health-i Initiative von TK und Handelsblatt. Unter zahlreichen Bewerbern wurde das Start-up „HiDoc“ als eins von fünf jungen Unternehmen zum Innovationstag eingeladen und hat die Chance, eine Kooperation mit der TK zu gewinnen.

Als frisch examinierter Arzt kam André Sommer vor rund einem Jahr nach Berlin. Mit im Gepäck: Die feste Überzeugung, dass man Menschen mit chronischen Krankheiten durch digitale Lösungen individuell helfen kann. Während seiner Arbeit im Krankenhaus fiel ihm vor allem ein Krankheitsbild auf, bei dem viele Patienten noch unzureichend betreut werden: Das Reizdarmsyndrom. Der Mediziner erklärt: „Die Krankheit liegt an der Schnittstelle von psychischen und somatischen Erkrankungen, deswegen brauchen die Patienten eine breitgefächerte Therapie. Eine schnelle Heilung, etwa durch eine Tablette, gibt es nicht.“ Aus diesem Grund hat André Sommer im Oktober vergangenen Jahres zusammen mit dem angehenden Arzt Jesaja Brinkmann das Start-up HiDoc gegründet. Mit ihrer ersten App „Cara“ wollen sie einen persönlichen Begleiter schaffen, der Menschen mit chronischen Verdauungsproblemen und Lebensmittelunverträglichkeiten betreut und unterstützt.

Wie das geht, erläutert Brinkmann im Interview mit der TK: „Cara hat drei Grundbausteine. Erstens: das Tracking. Das funktioniert wie ein Tagebuch, in das verschiedene Dimensionen der Krankheit eingetragen werden, wie zum Beispiel Schmerz, Stimmung, Ernährungsverhalten oder Verträglichkeit. Zweitens: die Ernährung. Mit der App können die Nutzer ihr Essen magenfreundlicher und individueller gestalten. Drittens: das Entspannen. Wir haben eine spezielle psychologische Anleitung entwickelt, die den Nutzern Entspannungsübungen zeigt, damit sie mit den Symptomen besser leben können.“

Über Algorithmen könnten alle Patienten im Laufe der Zeit herausfinden, welche Einflussfaktoren sich positiv oder negativ auf die Krankheit auswirkten. Noch befindet sich die App in der geschlossenen Betaphase, wird aber in den nächsten Monaten im App Store verfügbar sein. Bereits jetzt bietet das Startup die Website reizdarm.one an, auf der alle Informationen zum Reizdarmsyndrom verständlich und ausführlich erklärt werden. Um die Richtigkeit aller Informationen auf der Internetseite und in der App sicherzustellen, unterstützt ein Expertenteam aus Ärzten und Psychologen die Arbeit von HiDoc.

Die junge Volkskrankheit

Das Reizdarmsyndrom und ähnliche Probleme seien noch ein Tabuthema in der Gesundheitsberichterstattung, kritisieren Sommer und Brinkmann. Dabei sei fast jede sechste Person in Deutschland betroffen, Frauen doppelt so häufig wie Männer. Und das bereits oft schon im jungen Erwachsenenalter.

„Wir haben es also mit einer chronischen Krankheit zu tun, über die selten so offen gesprochen wird, wie zum Beispiel über Diabetes oder Bluthochdruck.“

„Wir haben es also mit einer chronischen Krankheit zu tun, über die selten so offen gesprochen wird, wie zum Beispiel über Diabetes oder Bluthochdruck“, sagt Brinkmann. Sommer ergänzt: „Und das, obwohl im Gegensatz zu diesen Volkserkrankungen besonders junge Menschen von Reizdarm betroffen sind.“ Die Nutzer von Cara sind zwischen 20 und 40 Jahren alt, die App ist damit ein guter Kanal, um diese Patienten, die viel digital unterwegs sind, zu erreichen und ihnen diskret Hilfe anzubieten.

Die Erreichbarkeit ist in den Augen der Gründer ein Kernproblem, denn abgesehen von ein paar Selektivverträgen sei Smart Health noch nicht in der Regelversorgung angekommen. Brinkmann fasst zusammen: „Patienten treffen aber außerhalb von Google & Co. auf ein analoges Gesundheitssystem. Mit unserer App möchten wir die Medizin ins 21. Jahrhundert bringen.“ Um diesem Ziel näher zu kommen, hat sich HiDoc bei der Health-i Initiative der TK und dem Handelsblatt beworben. Als eines von fünf Start-ups ist es am 13. September beim Innovationstag in Berlin dabei und hat die Chance, eine Kooperation mit der TK zu gewinnen. Die beiden Gründer wünschen sich, Patienten mit Reizdarmsyndrom schon früher abzuholen und ihnen individualisierte Medizin über die App anzubieten. Brinkmann ist überzeugt: „Die TK und HiDoc schauen in die gleiche Richtung, wenn es um Digitalisierung geht.“

Die Gründer von HiDoc, André Sommer und Jesaja Brinkmann, stellen ihr Unternehmen im Video vor:



Lesen Sie hier weiter

Silvia Wirth Silvia Wirth
Cornelia Benzing Cornelia Benzing
Startschuss TK-Accelerator Katharina Borgerding Katharina Borgerding

Kommentieren Sie diesen Artikel

Lädt. Bitte warten...

Der Kommentar konnte nicht gespeichert werden. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.

11 Kommentare

  • Zebralina

    Super Idee mit HiDoc! Dauen hoch!!

  • timof

    Die erste Version war noch sehr gut. Es gab Entspannungsübungn, Tipps, Rezepte – einige Kleinigkeiten wie Drucken, Export etc. fehlten. Dann wurde im Dez. 2016 auf eine neue Version umgestellt. Nun ist die App-Sprache auf Englisch und es hat sich vieles verschlechtert: Es gibt KEINE Entspannungsübungen mehr, Nahrungsmittel sind im Bezug auf Ihre Bauchfreundlichkeit (FODMAP) falsch eingeordent und die Kleinigkeiten fehlen immer noch. Schade. Anmerkung: Nach drei Tagen Nutzung fragte mich die App (in der ersten Version) ob ich die Vollversion (für ca. 80,– Euro) kaufen möchte. Zum Glück habe ich es nicht gemacht. Fazit: der Ansatz war gut, doch die Weiterentwicklung ein Reinfall. App gelöscht.

    • Redaktion

      Hallo timof,

      danke für Ihre Einschätzung und Ihr Feedback hier auf dem Blog zur App. Da die TK ihre Finger bei der Anwendung nicht mit im Spiel hat, können wir an dieser Stelle natürlich nur mutmaßen, wie die Änderungen in der App begründet sind. Aber: Als Nutzer der App ist Ihr Feedback sicherlich ungemein wertvoll für das Entwickler-Team. Deswegen geben wir die Einschätzung gern an die Macher der App weiter.

      Beste Grüße,
      Die Redaktion Wir Techniker

  • Neumann

    Vielen Dank für die Informationen.
    Wenn sie sagen, dass von dem Reizdarmsyndrom mehr Frauen als Männer betroffen sind, dann wäre es doch sehr schön, das auch zu benennen: Patientinnen, Klientinnen, die …
    Mitarbeiter*Innen.
    Ich habe mich gewundert. Das digitale Zeitalter der Medizin verlangt unbedingt die Einbettung der genderspezifischen Medizin und dazu gehört auch Sprache
    Viele Grüße

    • Redaktion

      Vielen Dank für Ihren Hinweis! Es handelt sich hier um einen älteren Artikel. Die gendergerechte Sprache setzen wir schon seit einiger Zeit um, ältere Artikel müssen noch überarbeitet werden.