Präzisionsmedizin ist vereinfacht gesagt nichts anderes als „zielgerichtete Medizin“, die auf individuell zugeschnittene Therapien setzt. Basis dafür ist die moderne Molekulargenetik. Diese erforscht die Mechanismen, mit denen die genetische Information vererbt werden. Durch den weltweiten Vergleich von Genanalysen eines Tumors und den jeweiligen Behandlungsmethoden – Stichwort Big Data – lassen sich so beispielsweise Krebserkrankungen häufig präziser und schonender bekämpfen.
Im Einsatz gegen Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs
Was bedeutet das für die Patienten? Erfüllt diese individuelle Therapie die Hoffnungen beim Kampf gegen Krebs? Das erprobt die TK seit einem Jahr gemeinsam mit der Gynäkologischen Onkologie an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte und der Heidelberger Firma Molecular Health. Präzisionsmedizin soll Frauen helfen, die an wiederkehrendem Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs leiden.
Bis jetzt nahmen 27 TK-versicherte Patientinnen an dem Projekt teil. Mithilfe von Ergebnissen aus molekulargenetischen Untersuchung bekamen acht Patientinnen eine speziell auf ihre Erkrankung zugeschnittene Therapie empfohlen.
„Ich bin sehr dankbar, dass meine Ärzte und die TK mir diese moderne Tumoranalyse ermöglichten“
Eine von ihnen ist Elke H. aus Hannover. Bei ihr setzten die Ärzte der KEM auch auf Präzisionsmedizin. In ihrem Fall waren die konventionellen Behandlungen ausgeschöpft, erzählt sie. Als Professor Andreas du Bois, Direktor der gynäkologischen Klinik der KEM, ihr von diesem neuen Medizinzweig erzählte, war sie sofort einverstanden.
Für die genetische Bestimmung war eine weitere Biopsie notwendig. „Als das Untersuchungsergebnis vorlag, empfahl man mir eine spezielle Immuntherapie. Ich bin sehr dankbar, dass meine Ärzte und die TK mir diese moderne Tumoranalyse ermöglichten. Ohne diese genaue Bestimmung des Tumors hätte ich diese Chance auf eine weitere hoffnungsvolle Therapie nicht gehabt.“ Und es gibt Grund zur Freude: Bei der letzten Untersuchung wurde festgestellt, dass ihre Tumormarker gesunken sind.
Eierstockkrebs bislang schwer behandelbar
Wir benötigen dringend moderne Konzepte, um den Fortschritt und die neuen Erkenntnisse der Medizin für unsere Patientinnen nutzbar zu machen.
Prof. Dr. Andreas du Bois
Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe erkranken pro Jahr etwa 7.400 Frauen an Eierstockkrebs. Dieser gehört zu den gefährlichsten Tumorerkrankungen, da lange Zeit keine Symptome auftreten und die Krankheit oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird.
Zudem ist Eierstockkrebs besonders schwierig zu behandeln. „Wir benötigen dringend moderne Konzepte, um den Fortschritt und die neuen Erkenntnisse der Medizin für unsere Patientinnen nutzbar zu machen“, sagt Professor du Bois.
„Jeder Tumor ist anders“
„Jeder Tumor ist anders. Deshalb ist es schwierig, eine geeignete Therapie zu finden“, ergänzt Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. „Um die Krebserkrankung zu behandeln, wird oft noch das gesamte Behandlungsspektrum eingesetzt. Gewissermaßen wird dadurch mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Dank der Präzisionsmedizin sind maßgeschneiderte Behandlungsmethoden möglich.“
Die Patientinnen haben dadurch bessere Heilungschancen, geringere Nebenwirkungen und weniger Spätfolgen einer Chemotherapie.