Ein gutes Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Damit machen wir zwar noch nicht den Miezekatzen Konkurrenz, die durchschnittlich sogar mehr als die Hälfte ihres Daseins verschlafen. Doch klar ist: Schlaf ist wichtig. Er dient unserer Erholung und Regeneration.
Die gute Nachricht: Laut vor wenigen Monaten erhobenen Zahlen wacht die Mehrheit (61 Prozent) in Deutschland gut erholt auf. Allerdings gab fast die Hälfte der Befragten an, dass sie nicht durchschlafen können.
29 Prozent bewerteten ihre Schlafqualität als „mittelmäßig“, acht Prozent „eher schlecht“, zwei Prozent „sehr schlecht“. Besonders auffällig: Smartphones verhindern vor allem bei Jüngeren einen erholsamen Schlaf. Ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen gibt das offen zu.
Hinzu kommt nun, dass in einer ergänzenden Befragung im Mai 2020 zehn Prozent der Menschen angaben, dass sie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland im März diesen Jahres deutlich schlechter schlafen.
Doch wie können Menschen mit Schlafproblemen, die nicht gleich zur Tablette greifen möchten, ihren Schlaf verbessern? Wir haben dazu mit Noah Lorenz gesprochen, Mitgründer des Start-ups mementor. Deren Produkt: Ein von Schlafforschern entwickeltes Online-Training, das Schlafstörungen zu bewältigen hilft. Die TK bietet das Programm auch für Versicherte an.
Herr Lorenz, wie kommt es, dass Sie sich beruflich auf das Thema Schlaf fokussiert haben?
Ich bin schon im Studium mit dem Thema in Berührung gekommen. Dort habe ich gesehen, dass es sehr gute Methoden gibt, um Schlafstörung zu behandeln – und zwar auch ohne Medikamente. Insgesamt sind Schlafstörungen ein weit verbreitetes Problem. Doch ein Besuch beim Schlafspezialisten ist zeitaufwändig. Deshalb lassen sich nur wenige professionell behandeln. Unsere digitale Schlaftherapie steht Betroffenen dagegen immer und überall zur Verfügung.
Haben Schlafprobleme in den letzten Jahren zugenommen?
Es gibt schon Hinweise, dass Schlafstörungen in den letzten zehn, zwanzig Jahren zugenommen haben. Eine Tendenz ist möglicherweise auch, dass mehr Menschen darüber sprechen. Die Vermutung, dass zunehmender Stress sowohl in der Arbeitswelt wie auch im Privaten ein Faktor ist, liegt nahe. Langfristig angelegte Studien zu den Ursachen der Zunahme sind mir aktuell jedoch nicht bekannt.
Ein Ergebnis unserer Befragung ist jedenfalls, dass Smartphones zunehmend die Nachtruhe stören.
Das ist auf jeden Fall Thema, natürlich. Das Smartphone ist immer verfügbar, immer mehr Dinge werden über das Smartphone erledigt. Und viele nehmen das Smartphone eben auch mit ins Bett. Noch schnell ein paar Nachrichten schreiben, vielleicht einen Film oder eine Serie schauen, soziale Netzwerke durchforsten – das verzögert natürlich tendenziell das Einschlafen. Ein weiterer Punkt ist zudem das Licht des Handyscreens. Wie das Tageslicht enthält es viel Blauanteil. Dieses kann die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmen, das uns müde macht. Wie stark die Effekte tatsächlich sind, ist allerdings noch nicht gänzlich nachgewiesen.
Darf bei Ihnen das Smartphone mit ins Schlafzimmer?
Ok, ich muss zugeben, ich habe das Smartphone nachts neben dem Bett liegen. Aber ich habe auch Glück: Ich kann sehr, sehr schnell einschlafen und mir deshalb so einiges erlauben. Wer aber Probleme hat mit dem Schlafen, sollte das wirklich sein lassen. Generell sollte man das Schlafzimmer klar trennen vom Wohn- und Arbeitsbereich und als Raum nutzen, in dem Körper und Geist zur Ruhe kommen können.
Generell sollte man das Schlafzimmer klar trennen vom Wohn- und Arbeitsbereich und als Raum nutzen, in dem Körper und Geist zur Ruhe kommen können.
Das Schlaftraining, das Ihr Start-up mementor entwickelt hat, verzeichnet steigende Nutzerzahlen. Wie ist das Feedback?
Bei unserem Online-Training steht Meinolf, ein virtueller Schlafcoach, Betroffenen basierend auf deren Schlafdaten mit Rat und Tat zur Seite. Dabei kommen Techniken zum Einsatz, die sich in wissenschaftlichen Studien als wirksam erwiesen haben. Wir werten also nicht nur Schlafdaten aus, sondern geben konkrete Tipps, wie Menschen ihren Schlaf verbessern können. Zu dieser Herangehensweise bekommen wir sehr positives Feedback. Wir bekommen auch immer wieder Emails mit Anregungen von Nutzern. Das hilft uns zusätzlich, den Betroffenen zu bieten, was sie wirklich brauchen.
Hintergrund: TK-Schlafstudie
Für ein Update der 2017 veröffentlichten TK-Schlafstudie „Schlaf gut, Deutschland“ hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der TK im Zeitraum vom 4. bis 16. Dezember 2019 einen bevölkerungsrepräsentativen Querschnitt der Erwachsenen in Deutschland befragt. Für das Pandemie-Update wurden zudem im Zeitraum vom 13. bis 26. Mai 2020 bevölkerungsrepräsentativ 1.000 Menschen unter anderem zu ihrem Schlafverhalten befragt.