Thomas Ballast

2020 – ein herausforderndes Jahr für die Pflege

Die Corona-Pandemie hat die Pflege 2020 besonders in den Fokus gerückt. Thomas Ballast resümiert die Entwicklungen des zurückliegenden Jahres und gibt einen Ausblick, was uns 2021 erwartet.

Fast das gesamte Jahr 2020 hatten wir mit steigenden Infektionszahlen und den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Besonders im Alltag von Risikogruppen, in Pflegeeinrichtungen und für Pflegende und Pflegebedürftige zuhause stellen die daher notwendigen Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften oft eine Herausforderung dar.

Die infolge der Pandemie geschaffenen gesetzlichen Sonderregeln in der Pflegeversicherung tragen einen wichtigen Teil dazu bei, um Pflegende und ihre Angehörigen finanziell zu entlasten. Als Pflegekasse haben wir diese schnell umgesetzt und darüber hinaus Pflegeeinrichtungen im Rahmen des „Pflege-Rettungsschirms“ unterstützt. Auch die “Corona-Prämie“ für die in der Pflege Beschäftigten haben wir im Auftrag der Länder ausbezahlt. Mein herzlicher Dank geht an die beteiligten TK-Mitarbeitenden, die hier schnell einen sicheren Prozess aufgebaut und in kürzester Zeit umgesetzt haben.

Digitale Angebote unterstützen Pflegende und Pflegebedürftige

Auch unseren Versicherten stehen wir in der aktuellen Situation mit besonderen Beratungs- und Hilfsangeboten zur Seite. Vor allem digitale Services kommen gut an. So wurde etwa der Online-Pflegeantrag der TK zwischen Juni und Dezember 2020 bereits mehr als 11.000 Mal genutzt. Seit November ist er Bestandteil unserer neuen App TK-PflegeKompakt, die alle wichtigen Informationen und Services rund um das Thema Pflegebedürftigkeit bündelt.

Wie sich die TK darüber hinaus im Bereich digitale Pflege engagiert, erfahren Sie in diesem Video:

Digitale Services kommen Pflegenden und Pflegebedürftigen zugute.

Politischer Grundstein für digitale Pflege ist gelegt

Auch auf politischer Ebene sind digitale Lösungen für die Pflege 2020 stärker in den Fokus gerückt. Besonders hervorheben möchte ich den Gesetzesentwurf zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG). Nach dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) und dem Gesetz zum Schutz elektronischer Patientendaten (PDSG) geht der Gesetzgeber hiermit einen weiteren entscheidenden Schritt, um die Digitalisierung in der medizinischen Versorgung flächendeckend voranzutreiben. Unter anderem sollen mit den sogenannten Digitalen Pflegeanwendungen (DiPAs) Innnovationen gefördert werden und leichter in die Versorgung kommen. Im Sinne einer besseren Vernetzung zwischen den Sektoren ist auch der geplante Zugang der Pflege zur Telematik-Infrastruktur und zur elektronischen Patientenakte (ePA) zu begrüßen.

Insgesamt werden die dringend notwendigen digitalen Entlastungspotenziale in der Pflege meines Erachtens jedoch noch viel zu wenig genutzt. Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland steigt seit Jahren, anders als die Zahl der Fachkräfte in der Pflege. Dem Pflegeberuf mangelt es in vielerlei Hinsicht an Attraktivität und nicht zuletzt steht die Pflegeversicherung angesichts der demographischen Entwicklung und fehlender Pflegekräfte vor der enormen Aufgabe einer zukunftsfähigen Finanzierung. Corona ist da nur die Spitze des Eisbergs.

Finanzfrage muss 2021 geklärt werden

Ohne Rückendeckung durch die gesamte Gesellschaft sind solche Aufgaben dauerhaft nicht zu stemmen. Bei einer einmaligen Finanzspritze aus dem Bundeshaushalt, wie sie im Juli beschlossen wurde, darf es daher nicht bleiben.

Damit die soziale Pflegeversicherung ihre Funktionen auch nach der Krise weiter erfüllen kann, muss ihre Finanzierung nachhaltig neu aufgestellt werden. So fordern wir als TK einen dauerhaften Zuschuss aus Steuermitteln, die Übernahme der Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige aus dem Bundeshaushalt und ein stärkeres finanzielles Engagement der Bundesländer.

Ich begrüße es sehr, dass sich diese Aspekte zu großen Teilen auch in den Eckpunkten für eine Pflegereform wiederfinden, die Gesundheitsminister Spahn im Herbst vorgelegt hat. Der Vorschlag, die Eigenanteile zu deckeln, wird angesichts der damit verbundenen Nichtberücksichtigung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Betroffenen sowie im Hinblick auf die aktuell sehr unterschiedlichen Eigenanteile in den Bundesländern sicher noch zu Diskussionen führen.

Hier muss die Politik im kommenden Jahr nochmal ran. Die Reform der Pflegeversicherung wird sicher ein ganz wesentlicher Meilenstein für die Entwicklung der Pflege im Jahr 2021. Persönlich bin ich aber auch gespannt, was uns im Bereich der digitalen Versorgungsinnovationen noch erwartet.



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