Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hat in der auslaufenden Legislaturperiode deutlich an Fahrt aufgenommen. Viele Projekte sind gestartet oder stehen kurz vor dem Launch. Wichtig ist jetzt, dass die digitale Transformation weiter im Interesse der Patientinnen und Patienten gestaltet wird. Ein Gespräch darüber, worauf es nun ankommt, damit die Digitalisierung endlich im Gesundheitswesen ankommt.
Die TK fordert, dass die elektronische Patientenakte (ePA) digitales Herzstück der Versorgung werden muss. Was macht die ePA so bedeutend für ein vernetztes Gesundheitssystem?
Um das Gesundheitssystem für Versicherte digital zu gestalten, brauchen wir einen zentralen Anlaufpunkt, an dem sie alle digitalen Anwendungen finden. Es widerspricht der Idee eines vernetzten digitalen Gesundheitswesens, wenn Patientinnen und Patienten künftig separate Anwendungen für Verordnungen, Rezepte, Notfalldaten oder ihren Medikationsplan nutzen müssten. Wenn Versicherte künftig alle ihre Gesundheitsdaten in der ePA speichern können, ist es nur konsequent, dass die Akte zum Absprungpunkt für alle Belange rund um die Gesundheit wird.
Worauf legen die Versicherten bei der elektronischen Patientenakte Wert?
Für Versicherte ist es entscheidend dass sie von Beginn an konkreten Nutzen aus der App ziehen. Deshalb war es für die TK auch enorm wichtig, dass TK-Safe, die ePA der TK, mit einem breiten Set an Funktionen startet. Auch wenn die bundesweite Vernetzung mit Krankenhäusern und Arztpraxen erst im Laufe des Jahres starten wird, haben TK-Safe-Nutzer bereits Zugriff auf ihre Medikamentenübersichten, Arztbesuche, Behandlungen, Diagnosen und Impfungen. Damit bietet TK-Safe schon deutlich mehr als die ePA. Versicherte können sich zum Beispiel auch an den nächsten Kontrolltermin beim Zahnarzt oder anstehende Krebsvorsorgeuntersuchungen erinnern lassen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 wurden die Aufgaben der Gematik peu à peu erweitert. Warum ist diese Entwicklung problematisch?
Der Gesetzgeber hat die Gematik im Jahr 2005 mit dem Ziel gegründet, die Infrastruktur zur digitalen Vernetzung des Gesundheitswesens in Deutschland aufzubauen. Gleichzeitig gibt sie den einheitlichen Rahmen für die Digitalisierung vor, indem sie verbindliche Standards setzt, Anforderungen an Schnittstellen definiert und Spezifikationen festlegt. Indem immer mehr Leistungserbringer und Dienstleister an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen worden, erhielten die Aufgaben der Gematik einen zunehmend gesamtgesellschaftlichen Charakter. Wenn die Organisation nun selbst Angebote für die TI entwickelt, ist das mit ihrer eigentlichen Rolle nicht mehr zu vereinbaren.
Die Gematik soll sich also auf ihre Kernkompetenz beschränken?
Die Gematik darf nicht selbst zum Anbieter von Anwendungen werden. Um Versicherten moderne Lösungen bieten zu können, ist es wichtig, dass weiterhin unabhängige Anbieter konkurrierende Lösungen für die GKV entwickeln. Wenn die Gematik proprietäre Lösungen entwickelt, blockiert das den Wettbewerb. Die Gematik sollte sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren, indem sie Krankenkassen und Leistungserbringern als Dienstleister zur Seite steht und sie bei der Entwicklung der Infrastruktur sowie deren Betrieb unterstützt.