Frau Frank, schon als Kind haben Sie unter starken Kopfschmerzen gelitten – auch heute plagen Sie regelmäßig Migräne-Attacken. Wie sehr schränkt Sie die Erkrankung im Alltag ein?
Migräne ist eine Erkrankung, die – wenn man es zulässt – den ganzen Alltag bestimmen kann. Die Attacken kommen unerwartet und natürlich immer in den unpassendsten Momenten. An einem wichtigen Meeting-Tag, auf dem Spielplatz mit dem Kind. Das ist sehr belastend und hat auch mich früher komplett eingeschränkt – beruflich sowie privat.
Sie sagen „früher“, also haben Sie Strategien gefunden, mit der Migräne umzugehen?
Ganz genau. Als ich mit 40 die Diagnose in der Schmerzklinik Kiel bekam, war das für mich ein wichtiger Schritt. Ab da wusste ich, womit ich es genau zu tun hatte. Das ist ein ganz entscheidender Faktor. In der Klinik traf ich auch auf andere Betroffene und wusste: Ich bin nicht alleine. Ich habe dann endlich die für mich richtigen Medikamente bekommen. Darüber hinaus versuche ich, mich an eine organisierte Tagesstruktur zu halten und achte darauf, mir nicht zu viel vorzunehmen, um Reizüberflutungen vorzubeugen. Natürlich helfen auch Entspannungsübungen wie Yoga und Co. Für mich persönlich ist das aber nichts. Ich setze mich lieber in den Garten und genieße die Natur um mich herum. Das ist meine Art der Meditation und hilft mir, meinem Kopf Ruhe zu gönnen – und somit auch Kopfschmerzen vorzubeugen. Jede und jeder muss da die für sich passenden Ruhepole finden.
Sie haben bei der Entwicklung der Migräne-App von der Schmerzklinik Kiel und der TK unterstützt. Wie kann die Anwendung Betroffenen helfen?
Für mich persönlich hat die Migräne-App ganz gravierende Änderungen mit sich gebracht. Dank ihr kann ich meine Schmerzen und auch meine Medikamenteneinnahme ganz genau dokumentieren. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas banal erscheint, ist für Migräne-Patientinnen und -Patienten ganz entscheidend. Denn Kopfschmerzen können zum Beispiel auch durch einen Übergebrauch von Schmerzmitteln entstehen. Durch die App behalte ich den Überblick und bin nicht mehr so hilflos wie früher. Ich habe meine Krankheit selbst in der Hand: Das ist unglaublich viel wert und trägt sogar nachweislich dazu bei, dass Betroffene weniger Schmerztage im Monat haben. Das zeigt auch eine Studie der Schmerzklinik Kiel und der TK.
Welche Rolle spielt für Sie das Thema Ernährung?
Es ist ein Mythos, dass bestimmte Lebensmittel wie Schokolade Migräne auslösen können. Der Heißhunger ist vielmehr schon der Beginn einer Migräne-Attacke und nicht die Ursache. Grundsätzlich gilt beim Thema Ernährung: ausgewogen und kohlenhydratreich essen. Denn Migräne ist nun mal eine Erkrankung des Nervensystems – und das benötigt ausreichend Energie. Ich achte also darauf, dass Kohlenhydrate wie Kartoffeln und Vollkornbrot oder Nüsse die Hauptrolle bei meinen Mahlzeiten spielen.
Was hilft Ihnen neben der Migräne-App noch mit der Erkrankung?
Ich tausche mich regelmäßig mit anderen Betroffenen in der Community Headbook.me aus, die ich mit aufgebaut habe und heute als Admin betreue. Auf dem Netzwerk nimmt Prof. Dr. Hartmut Göbel, Leiter der Schmerzklinik Kiel, unter anderem an den regelmäßigen Live-Chats teil und beantwortet Fragen. Zusätzlich organisiere ich die Migräne Community auf Facebook. Das ist für mich persönlich eine ganz besonders wertvolle Aufgabe. Ich kann mein eigenes Wissen und meine Erfahrungen einbringen und heute anderen Betroffenen damit Hilfestellung bieten.