Muttermilch ist ein kleines Wunder: Sie versorgt Säuglinge mit unzähligen Nährstoffen und Antikörpern, gleichzeitig weist sie kaum Allergene auf. Werden Kinder zu früh geboren – sprich vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche – ist die Versorgung mit Muttermilch noch entscheidender. Diese kann gerade Frühgeborene unter anderem vor schweren Darmerkrankungen und anderen Komplikationen bewahren und ihre Entwicklung positiv beeinflussen.
Das ist aber nicht immer oder zumindest nicht immer sofort möglich: Die Muttermilch „schießt“ normalerweise zwei bis vier Tage nach der Geburt ein. Im Falle einer Frühgeburt kann sich das jedoch verzögern.
Das Ziel: allen Frühgeborenen Zugang zu Muttermilch ermöglichen
Hier setzt das von der TK unterstützte Projekt Neo-MILK an: Im ersten Schritt wurden 2.700 Mütter von Frühgeborenen befragt. „So haben wir viel über die aktuelle Versorgungssituation aus Sicht der betroffenen Mütter und Eltern erfahren. Hier setzen wir nun mit Neo-MILK an, indem wir Instrumente und Maßnahmen entwickelt haben, die hoffentlich bald allen Frühgeborenen den Zugang zu Muttermilch ermöglichen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Nadine Scholten von der Universität Köln, die die Befragung leitete.
An 15 beteiligten Neonatal-Zentren ist die stufenweise Etablierung eines Stillförderungskonzepts vorgesehen, das auch Schulungen von Pflegekräften sowie Ärztinnen und Ärzten umfasst – und die Einrichtung von Spendermilchbanken.
„Leider steht nicht allen Frühgeborenen in Deutschland Spendermilch zur Verfügung, wenn die eigene Muttermilch nicht ausreicht. Dies zu ändern, ist eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre“, so Neonatologe Dr. Till Dresbach von der Uniklinik Bonn, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist. „Mit Neo-MILK kommen wir der flächendeckenden Etablierung von Spendermilchbanken einen großen Schritt näher.“
Informationen auch via Instagram und App
Außerdem werden die Mütter und Eltern der Frühgeborenen in sozialen Netzwerken wie Instagram adressiert. Dort informiert Neo-MILK rund ums Stillen – mit Erklär-Grafiken und im direkten Dialog mit den Betroffenen.
Ganz aktuell gibt es zudem eine Testversion der Neo-MILK-App, mit der unter anderem die Milchgewinnung getrackt, dokumentiert und im Verlauf betrachtet werden kann.
Weniger Frühgeborene – Trend stabilisiert sich
Laut einer aktuellen Auswertung von Abrechnungsdaten zählte die TK 2021 mehr als 7300 Frühgeburten. Während die Frühgeborenenrate zwischen 2017 und 2020 kontinuierlich leicht gesunken ist, hat sich diese positive Entwicklung 2021 nicht fortgesetzt.
Der Anteil der Frühgeburten an allen Entbindungen lag, verglichen mit dem Vorjahr, unverändert bei 6,1 Prozent. Von 100 Kindern wurden also durchschnittlich gut sechs Babys zu früh geboren. Zum Vergleich: 2017 waren es mit fast sieben deutlich mehr.
Weitere Infos: Spenderinnenmilch
Als Spenderinnen kommen Mütter von stationär versorgten Frühgeborenen in Betracht, die gesund sind und deutlich mehr Milch haben, als sie für ihr eigenes Kind benötigen. Sie unterziehen sich einer Untersuchung, um Infektionskrankheiten wie Hepatitis B/C und HIV auszuschließen. Drogenkonsum – dazu zählen auch Nikotin und Alkohol – ist ein Ausschlusskriterium. Ob die Einnahme von Medikamenten die aktive Teilnahme als Spenderin ausschließt, entscheidet sich im Einzelfall.