Leonie Wilsch studiert Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie an der Sporthochschule Köln. 2019 schrieb sie sich ein, zog nach Köln und freute sich auf den neuen Lebensabschnitt. Nach zwei Semestern, mit der Coronapandemie, änderte sich jedoch alles: Keine persönlichen Kontakte mehr, nur noch digitale Treffen waren erlaubt – was natürlich auch die Umstellung des gesamten Studienalltags bedeutete.
Leonie, wie war der Start Deines Studiums?
Als ich 2019 angefangen habe zu studieren, fanden die Veranstaltungen noch in Präsenz statt. In den ersten beiden Semestern haben wir uns eingewöhnt und Kontakte geknüpft. Wir dachten: Jetzt geht’s richtig los! Mehrmals in der Woche machte ich mit Kommilitonen und Kommilitoninnen zusammen Sport, wir lernten gemeinsam und lebten uns in Köln ein. Ich konnte auch schon einige meiner praktischen Kurse absolvieren.
Und dann kam die Coronapandemie…
Ja, von heute auf morgen war alles anders. Durch die Kontaktverbote wurde die Lehre komplett auf digital umgestellt. Das hat vor allem anfangs zu einigen Schwierigkeiten geführt – es war ja nicht nur für uns Studierende, sondern auch für die Hochschule neu.
Wie hast Du die Studienzeit während der Pandemie erlebt?
Besonders während der Pandemie war es ein Gefühl von Ausweglosigkeit. Niemand wusste, wann und wie es weitergeht. Meinen Nebenjob als Trainerin einer Kinder-Turngruppe konnte ich eine Zeitlang nicht ausführen, habe aber finanzielle Unterstützung von zu Hause bekommen, sodass ich in meiner Wohnung bleiben konnte. Aber auch hier war jede und jeder allein – einige meiner Mitstudierenden sind zurück in ihre Heimat gezogen, um Kosten zu sparen. Aber man durfte sich ja sowieso nicht treffen. Wir konnten nichts planen, hatten keine Ziele und keine Motivation mehr.
Die digitale Lehre wird jetzt auch nach der Pandemie von vielen Hochschulen teilweise fortgesetzt – ein bewährtes Konzept?
Anfangs haben wir ehrlich gesagt die digitalen Vorlesungen nur so vor uns herlaufen lassen, anstatt aktiv daran teilzunehmen. Und auch wenn sich die digitale Lehre mittlerweile eingependelt hat und normal geworden ist, merke ich, dass ich an den digitalen Vorlesungen weniger aktiv teilnehme als vorher in Präsenz.
Der TK-Gesundheitsreport 2023 zeigt, dass es vielen Studierenden insgesamt emotional schlechter geht – auch jetzt noch. Wie geht es Dir heute?
Besonders in den Prüfungsphasen haben wir viel Stress, man ist tagelang allein und nur am Lernen, das ist natürlich sehr belastend. Viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen müssen neben dem Studium auch noch mindestens einen Nebenjob ausüben, das ist eine große Belastung neben einem Vollzeitstudium – vor allem während der Prüfungsphasen und einzuhaltenden Abgabefristen. Ich persönlich habe in der Zeit außerdem eine Prüfungsangst entwickelt. Während wir in der Coronapandemie wochenlang niemanden gesehen haben, mussten wir Prüfungen in großen Sälen mit mehreren Hundert anderen Studierenden ablegen. Das hat bei mir viel Druck aufgebaut, auf einmal wieder vor so vielen Menschen Leistungen erbringen zu müssen.
Hast Du eigene Strategien entwickelt, um einen Ausgleich zum Uni-Stress zu schaffen?
Ich habe für mich gelernt, dass es auch in Prüfungsphasen – in denen man das Gefühl hat, den ganzen Tag und die Nacht lernen zu müssen – wichtig ist, sich eine Auszeit zu nehmen. Ich mache Vereinssport und versuche auch in diesen stressigen Zeiten regelmäßig dorthin zu gehen, zwei Stunden nicht an die Uni zu denken, sondern mit Freunden zusammen zu sein und meinen Sport zu machen.
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Du engagierst Dich an Deiner Uni auch im studentischen Gesundheitsmanagement (SGM) – was beinhaltet Deine Arbeit?
Genau, ich bin studentische Vertreterin im studentischen Gesundheitsmanagement bei uns an der Hochschule. Wir setzen uns dafür ein, die Bedingungen für die studentische Gesundheit an unserer Hochschule stetig zu verbessern. Wir organisieren unter anderem Infoveranstaltungen zu Themen rund um psychische Gesundheit von Studierenden und wie man im Studium generell fit und gesund bleibt. Außerdem laden wir Expertinnen und Experten ein, geben Workshops oder veranstalten Gesundheitsaktionen bei uns auf dem Campus. Zum Beispiel haben wir eine Infoveranstaltung zum Thema Essstörungen organisiert, die sehr gut besucht war. Zudem gibt es individuelle Beratungsangebote für Studierende.
Was sollte aus Deiner Sicht noch unternommen werden, um Studierende unterstützen?
Meine Hochschule hat mit dem SGM und einer psychologischen Beratungsstelle ein gutes Angebot. Das sollten alle Hochschulen ihren Studierenden anbieten. Allerdings glaube ich, dass viele Angebote nicht wahrgenommen werden, weil sich viele Studierende nicht trauen. Psychische Gesundheit ist in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema – hier muss viel mehr Akzeptanz geschaffen und weniger Druck auf Studierende ausgeübt werden, ihr Studium in Regelstudienzeit und mit der Note 1,0 bestehen zu müssen.
Weitere Informationen
Der aktuelle Gesundheitsreport der TK, der sich speziell der Gesundheit der Studierenden widmet, zeigt, dass es den Studierenden in Deutschland insgesamt mental schlechter geht: Ein Drittel ist Burnout-gefährdet. Auch die Coronapandemie hatte negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Studierenden. Mehr Informationen zu den Ergebnissen des Reports gibt es hier.