Karen Walkenhorst verantwortet bei der TK die Unternehmensbereiche Mitgliedschaft und Beiträge, Markt und Kunde sowie Personal.
Frau Walkenhorst, was bedeutet Diversity Management für Unternehmen, insbesondere für die TK?
Karen Walkenhorst: Diversity Management umfasst die strategische und systematische Anerkennung, Gestaltung und Wertschätzung der Vielfalt innerhalb einer Organisation. Für uns bei der TK bedeutet das, ein offenes und inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, das unterschiedliche Perspektiven als Bereicherung betrachtet. Dadurch fördern wir Mitarbeitendenzufriedenheit und Innovationsfähigkeit.
Mareike, du bist Diversity Managerin der TK, wie definiert die TK Vielfalt?
Mareike Hülskötter: Wir orientieren uns an den sieben Kerndimensionen der Charta der Vielfalt, die wir bereits 2008 unterzeichnet haben: Alter, ethnische und nationale Herkunft, Geschlecht/Gender, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion, sexuelle Orientierung und soziale Herkunft. Diese Dimensionen prägen maßgeblich unsere Lebenswelt und beeinflussen die Erfahrungen und Chancen, aber auch die Herausforderungen denen Menschen im Leben begegnen.
Warum ist ein strategisches Diversity Management für Unternehmen so wichtig?
Karen Walkenhorst: Ein effektives Diversity Management steigert die Kreativität und Innovationskraft von Teams. Laut Studien ist die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen mit einer vielfältigen Führungsebene überdurchschnittliche Renditen erzielen, um 36 Prozent höher. Zudem verbessert es die Mitarbeitendenzufriedenheit und die Fähigkeit, die Bedürfnisse einer vielfältigen Kundschaft besser zu verstehen.
Seit 2024 ist Mareike Hülskötter Diversity Managerin der TK.
Wie setzt die TK Diversity Management intern um?
Mareike Hülskötter: Mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt haben wir uns verpflichtet, ein diskriminierungsarmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dafür ist eine lebendige Unternehmenskultur entscheidend. Wir fördern den Austausch durch virtuelle Talk-Formate, in denen Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel über queere Perspektiven in der TK, über Fragen der Vereinbarkeit von Job und Familie für Frauen in Führung, Erfahrungen der muslimischen Community in unserem Unternehmen oder über das Leben mit einer chronischen Erkrankung oder Behinderung aufklären. Diese Offenheit stärkt das Verständnis und die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens.
Karen Walkenhorst: Seit dem Jahr 2022 gibt eine Arbeitsgruppe Vielfalt Impulse für unsere Diversity-Strategien, seit 2024 koordiniert unsere Diversity Managerin alle Aufgaben in diesem Bereich. Wir führen Befragungen durch, um die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden zu verstehen und sicherzustellen, dass wir kontinuierlich an unserer Kultur der Zusammenarbeit arbeiten.
Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass ein offenes und diskriminierungsarmes Arbeitsumfeld über die Grenzen des Unternehmens hinaus Wirksamkeit entfaltet: Wir als Unternehmen, das Vielfalt und Inklusion fördert, tragen dazu bei, gesellschaftliche Ungleichheiten abzubauen.
Karen Walkenhorst, Mitglied des Vorstands der TK
Wie gehen Sie mit unbewussten Vorurteilen im Unternehmen um?
Karen Walkenhorst: Wir erkennen an, dass unbewusste Vorurteile in jeder Person vorhanden sind und unsere Entscheidungen beeinflussen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir regelmäßig unsere Unternehmensstrukturen und -prozesse reflektieren, um sicherzustellen, dass sie inklusiv und diskriminierungssensibel sind. Darüber hinaus ist die Reflexion von individuellen Vorurteilen Teil unserer Weiterbildungsprogramme, um auch hier Fehlentscheidungen zu minimieren. Das betrifft zum Beispiel unsere Rekrutierungs- und Beförderungsprozesse.
Welche Herausforderungen siehst du, Mareike, im Bereich Diversity im Gesundheitswesen?
Mareike Hülskötter: Im Gesundheitswesen gibt es noch viele Herausforderungen in Bezug auf die gleichberechtigte Behandlung aller Individuen unserer Gesellschaft, vor allem im Hinblick auf marginalisierte Gruppen. Diskriminierung aufgrund von Geschlecht/Gender, ethnischer/nationaler Herkunft oder sozialen Faktoren kann dazu führen, dass Menschen Gesundheitsdienste weniger in Anspruch nehmen oder angeboten bekommen. Ein weiteres Thema ist der „Gender Health Gap“, also die systemischen Unterschiede in der Prävention und Versorgung von cis Frauen im Vergleich zu cis Männern*. Letztere waren und sind vielfach der Maßstab in Medizin, Forschung und Pharmazie. Es ist wichtig, diese Themen im Dialog zu adressieren und gemeinsam Lösungen zu finden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Diversity Managements in der TK, Frau Walkenhorst?
Karen Walkenhorst: Ich wünsche mir, dass Diversity Management als Selbstverständlichkeit in unserem Unternehmen etabliert wird. Wir sollten weiterhin neue Schwerpunkthemen unserer Vielfalt adressieren und sicherstellen, dass alle Stimmen gehört werden. Die Förderung einer inklusiven Unternehmenskultur wird nicht nur unser internes Miteinander, sondern auch die Versorgung unserer Versicherten nachhaltig verbessern. Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass ein offenes und diskriminierungsarmes Arbeitsumfeld über die Grenzen des Unternehmens hinaus Wirksamkeit entfaltet: Wir als Unternehmen, das Vielfalt und Inklusion fördert, tragen dazu bei, gesellschaftliche Ungleichheiten abzubauen. Unsere Verantwortung für eine starke Demokratie, in der Gleichberechtigung und Teilhabe für alle selbstverständlich ist, geht über unseren Unternehmenskontext hinaus.
*cis bzw. cisgeschlechtlich ist eine Bezeichnung für Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem ihnen bei ihrer Geburt anhand ihrer angeborenen Körpermerkmale zugeschriebenen Geschlecht übereinstimmt.