Dr. Jens Baas

Corona: Bitte lassen Sie sich impfen.

„Die Impfung ist der einzige Ausweg aus der Pandemie.“ Diesen richtigen und daher so wichtigen Satz hat man in den vergangenen Wochen und Monaten oft gehört. Leider zeigt sich nun, dass bislang dennoch zu wenig Menschen das Angebot, sich impfen zu lassen, wahrgenommen haben.

Die Inzidenzen schießen durch die Decke. Täglich werden neue Höchststände an Infizierten gemeldet, längst beobachten wir ein exponentielles Wachstum. Lassen Sie mich deutlich sagen: Diese extreme Situation wäre vermeidbar gewesen! Sicherlich lief die Impfkampagne in Teilen schleppend an, die Kommunikation war zuweilen mindestens suboptimal. Nichtsdestotrotz kann man sich bei einer Entscheidung gegen eine Impfung nicht mehr allein darauf berufen.

Im Mai habe ich hier berichtet, warum ich mich impfen lasse. Dabei habe ich auch gesagt, dass der Entscheidung für oder gegen eine Impfung selbstverständlich eine Risikoabwägung vorausgehen sollte. Ja, Menschen haben Bedenken gegenüber einer Impfung, und solche Bedenken sind erstmal auch berechtigt. Eine Impfung ist ein medizinischer Eingriff, und einen solchen sollte man nicht leichtfertig vornehmen. Mittlerweile sind die zugelassenen Impfstoffe milliardenfach im Einsatz, sodass man einen guten Überblick über Wirksamkeit und Nebenwirkungen hat. Das Argument, man wüsste zu wenig über die neuen Impfstoffe, kann also nicht mehr gelten.

Mehr noch, wir wissen nun, dass die Impfung extrem wirksam ist! Der Schutz vor einer Coronaerkrankung sowie vor schweren Verläufen ist sehr gut. Das sehen wir täglich an den Zahlen der Neuinfektionen und Krankenhauseinweisungen, die zu einer überwältigenden Mehrheit auf die Erkrankung Ungeimpfter zurückgehen. Natürlich gibt es auch Geimpfte auf Intensivstationen und natürlich kann man sogar trotz einer Impfung an Corona sterben. Aber das Risiko, dass das passiert, ist deutlich geringer.

Wenn es uns nicht gelingt, den beschriebenen exponentiellen Anstieg der Infektionen zu stoppen, droht eine Situation, in der vielen Menschen nicht mehr geholfen werden kann.

Und was sind die gesellschaftlichen Folgen einer nach wie vor hohen Anzahl ungeimpfter Menschen in Deutschland? Wir laufen zunehmend in einen neuen Lockdown, der in Nachbarländern wie Österreich oder den Niederlanden bereits Realität ist. Die nun vierte Welle bringt die Pflegekräfte über die Grenze der Belastbarkeit. Die Gefahr, dass Kindern durch Schul- und Kitaschließungen erneut sozialer Umgang und schulische Bildung vorenthalten werden, steigt.

Wen das noch nicht motiviert, sich und andere durch eine Impfung zu schützen, der sollte einen Blick in die Kliniken werfen. Dort ist die Lage sehr ernst, teilweise müssen bereits jetzt Patientinnen und Patienten verlegt werden, weil Kliniken ausgelastet sind und den Ansturm an neuen Corona-Infizierten nicht mehr stemmen können. Wenn es uns nicht gelingt, den beschriebenen exponentiellen Anstieg der Infektionen zu stoppen, droht eine Situation, in der vielen Menschen nicht mehr geholfen werden kann. Ich erinnere an die drastischen Worte von RKI-Präsident Lothar Wieler in der vergangenen Woche. Heute Morgen wurden dem RKI 76.414 neue Corona-Infektionen gemeldet. Bei einer vom RKI ermittelten Sterblichkeit unter Erkrankten von 0,8 Prozent bedeutet das, dass in den nächsten Wochen 611 von ihnen sterben werden.

Darum noch einmal mein eindringlicher Appell: Lassen Sie sich impfen und boostern, versuchen Sie zu überzeugen und, wo immer Sie die Möglichkeit sehen, Menschen zum Impfen zu bewegen.



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Johanna Küther Johanna Küther
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