Nachdem die Konferenz zuletzt vor der Pandemie als große Publikumsveranstaltung durchgeführt wurde, wartete die Veranstaltung zum „Reopening 2022“ in Rostock mit hochkarätigen Gästen auf. Neben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach diskutierten auch die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns, Manuela Schwesig, und weitere Expertinnen und Experten mit bundesweiter Strahlkraft aktuelle Lösungsansätze für die immer größer werdenden Herausforderungen im Gesundheitswesen.
Datenverfügbarkeit bleibt Achillesferse des Systems
Kein anderer Satz ist vermutlich im Rahmen der Konferenz häufiger gefallen als: „Die Coronavirus-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig aktuelle und schnell verfügbare Daten sind, um Versorgungsentscheidungen treffen zu können.“ Umso überraschender ist es, dass trotz dieser Erkenntnis die medizinischen Daten in Deutschland vorwiegend in einsamen Datensilos liegen und konkrete Anwendungsfälle für eine datenbasierte medizinische Versorgungssteuerung höchst selten sind.
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat dies erkannt und adressierte in seinem Impulsbeitrag genau dieses Problem. In den kommenden Monaten wolle er dafür sorgen, dass unser Gesundheitswesen datengetriebener wird, erklärte der SPD-Politiker. Über diesen Weg möchte er auch die immer noch bestehenden Informationsbarrieren zwischen den Versorgungssektoren abbauen.
Als TK setzen wir darauf, dass die bundes- und landespolitischen Entscheidungsträgerinnen und -träger diesen Weg konsequent forcieren. Bislang ist die mangelnde Datenverfügbarkeit in den Bereichen der Versorgungsplanung, bei der Entwicklung von individuellen Versorgungsangeboten und smarten Services ein echtes Innovationshemmnis. Der stellvertretender TK-Vorstandsvorsitzende Thomas Ballast zeigte bereits in seinem Blog-Beitrag im vergangenen Jahr auf, welche Vorteile schneller verfügbare Abrechnungsdaten für die Patientenversorgung haben.
Regionale Versorgungsstrukturen bedarfsorientiert gestalten
Mit Blick auf die zukünftigen Versorgungsstrukturen in ländlichen Regionen wurde es im TK-Forum „Versorgungssicherheit in Mecklenburg-Vorpommern“ spannend. Neben Stefanie Drese (Gesundheitsministerin MV) und den beiden Diskutanten mit überregionaler Expertise, Thomas Ballast und Prof. Volker Amelung (Medizinische Hochschule Hannover), beteiligten sich auch Uwe Borchmann (GF Krankenhausgesellschaft MV) sowie Stefan Zutz (Vorstandsvorsitzender Hausärzteverband MV) an der Podiumsdiskussion.
Schnell kristallisierte sich in der von Jürgen Zurheide moderierten Runde heraus, dass die Positionen der einzelnen Institutionen und Personen nicht weit voneinander entfernt sind. Beispielsweise ist es sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Verbandsvertretenden wichtig, dass die regionalen Versorgungsstrukturen den tatsächlichen Versorgungsbedarfen entsprechen. Dazu müssen die Planungsmechanismen so flexibel sein, dass Veränderungen in der Bevölkerungsdemografie direkt antizipiert und mit den richtigen Versorgungsstrukturen adressiert werden.
Für eine auch zukünftig flächendeckend hochwertige Patientenversorgung ist es notwendig, dass die historisch gewachsene sektorale Trennung der Versorgungsbereiche aufgelöst wird. Denn für Patientinnen und Patienten ist es gleichgültig, ob ihr behandelnder Arzt in einem Krankenhaus oder einer Praxis tätig ist. Wichtig ist, dass die gesundheitlichen Probleme adäquat behandelt werden.
Gesundheitswesen quo vadis?
Unser Gesundheitssystem wird sich in den kommenden Jahren verändern. Als TK ist es uns wichtig, dass wir die anstehenden Veränderungen als Möglichkeit begreifen, um Innovationen in der Regelversorgung zu etablieren und überfällige Strukturanpassungen vorzunehmen. Auf dem Weg in ein von globalem Wissen profitierendes, regional belastbares und möglichst individuelles Gesundheitssystem sind noch einige Weichen zu stellen und Fachfragen zu klären. Mit unserem Positionspapier „Besser versorgt 2025“ bieten wir Antworten auf die gegenwärtig drängendsten Fragen und eine Richtschnur, um unser Gesundheitswesen patientenorientiert und qualitätsgerichtet weiterzuentwickeln.