Silvia Wirth

Karriere machen in Teilzeit

Arbeiten in Teilzeit und gleichzeitig Karriere machen? Geht! Vorstandsmitglied Karen Walkenhorst spricht im Interview über Chancen und Herausforderungen flexibler Teilzeitmodelle für Führungskräfte bei der TK. 

Sie setzen sich dafür ein, dass sich Teilzeitarbeitsmodelle, die in der TK bereits seit vielen Jahren etabliert sind, auch in Führungspositionen durchsetzen. Warum ist das so wichtig?

Wir haben es inzwischen mit einer anderen Lebenswirklichkeit als noch vor 20 Jahren zu tun. Die meisten Paare möchten sich gleichberechtigt in Job und Familie engagieren. Entsprechend hat das Bild vom Alleinernährer und der Hausfrau ausgedient. Wir brauchen Arbeitszeitmodelle, die dem Wunsch nach flexiblen, reduzierten Arbeitszeiten Rechnung tragen und mehr Raum für familiäre Verpflichtungen geben.

Ist Führen in Teilzeit also ein Chefinnen-Thema?

Tatsächlich sind es in der TK derzeit in der Mehrheit Frauen, die in der Führungsebene in Teilzeit arbeiten. Natürlich hilft dieses Arbeitsmodell auch, mehr Frauen in Führung zu bringen, indem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglicht wird. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Männer von diesem Teilzeitmodell ebenso profitieren. Es ist erwiesen, dass eine gesunde Work-Life-Balance dabei hilft, Herausforderungen im Job besser zu bewältigen. Gerade Führungskräfte laufen Gefahr, sich durch die Doppelbelastung von Job und Familie zu überfordern. Zeitliche Entlastung hilft dabei, langfristig gute Leistung zu bringen. Das ist auch betriebswirtschaftlich ein wichtiger Faktor.

„Teilzeit darf nicht bedeuten, dass die gleichen Aufgaben in weniger Zeit geleistet werden müssen.“

Birgt diese Doppelbelastung nicht auch in der Teilzeit die Gefahr, dass sich Mitarbeiter gestresst und überfordert fühlen?

Hauptziel muss natürlich sein, dass nicht das Gefühl der Zerrissenheit zwischen Job und Familie entsteht. Dafür braucht es in erster Linie eine gute Organisation und Kreativität. Wir müssen für jeden Mitarbeiter individuelle Lösungen finden, um die Arbeit in Teilzeit zu ermöglichen. Das kann beispielsweise eine Neuorganisation der Aufgaben sein oder auch die Einteilung von kleineren Teams. Wir müssen Aufgabenpakete schaffen, die von den Führungskräften auch realistisch in Teilzeit zu bewältigen sind. Teilzeit darf nicht bedeuten, dass die gleichen Aufgaben in weniger Zeit geleistet werden müssen.

Für Unternehmen bedeutet Führen in Teilzeit also ein Umdenken – neue Aufgabenorganisation, individuelle Arbeitszeitlösungen. Wie profitiert die TK von den Teilzeitchefs?

Ich glaube, dass wir es uns schlichtweg nicht leisten können, auf gut ausgebildete Kräfte in Führungspositionen zu verzichten. Gerade die Mitarbeiter, die sich für Familie und Führung entscheiden, sind Personen, die Verantwortung übernehmen und gleichzeitig effizient und sehr organisiert arbeiten. Das sind die Eigenschaften, die eine starke Führungspersönlichkeit ausmachen. Wenn wir es diesen Mitarbeitern als Unternehmen ermöglichen, in Teilzeit zu arbeiten, ist das sowohl für die Führungskraft als auch für das Unternehmen von Vorteil.

Woran liegt es, dass die Teilzeitquoten in Führungspositionen derzeit noch so niedrig sind?

Es gibt ein tradiertes Verständnis von der Aufgabe einer Führungskraft. Das müssen wir aufbrechen. Viele haben noch immer das Bild des Chefs vor Augen, der als Erster kommt und als Letzter geht. Wir müssen wegkommen von der Vorstellung, dass sich Arbeitsleistung an der Präsenzzeit im Unternehmen festmacht. Das ist eine überholte Idee, die längst nicht mehr zu unseren modernen Arbeitsorganisationen wie beispielsweise agilem Arbeiten passt.
Vielmehr geht es bei guter Führung darum, Mitarbeiter so zu fördern, dass sie selbst Entscheidungen treffen und eigenverantwortlich arbeiten. Eine gute Führungskraft weiß, wem sie welche Verantwortung übertragen kann. Es spricht für die Qualität der Führungskraft, wenn sie dafür sorgt, dass sie kompetente Stellvertreter hat. Und es ist immer gut, wenn Know-how auf viele Köpfe verteilt ist und nicht alle Abläufe von einer Person abhängig sind. Ein Team muss auch funktionieren, wenn der Chef mal nicht im Büro ist.



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