Nicole Battenfeld

Landärztinnen gesucht: Studierende auf DocTour

Zwölf angehende Ärztinnen und Ärzte tourten gemeinsam mit TK-Kollegen nach zwei Jahren Online-Format wieder persönlich durch Praxen und Landratsämter im Ländle. Wir haben mit zwei Studierenden gesprochen, die dabei waren.

Abseits der städtischen Ballungsgebiete ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass es in jedem Ort eine Hausärztin oder einen Hausarzt gibt. Es fehlt schlichtweg an jungen Medizinerinnen und Medizinern, die im ländlichen Raum eine eigene Praxis gründen oder übernehmen möchten.

Um den Studierenden einen Einblick in den Praxisalltag auf dem Land zu geben, bieten wir von der TK in Baden-Württemberg seit mittlerweile neun Jahren die TK-Doctour an. Stefanie Völkel, die im zehnten Semester in Jena studiert, und Nicolas Buchert, Medizinstudent im fünften Semester an der Uni Tübingen, erzählen von ihren Eindrücken und Erkenntnissen.

Stefanie Völkel studiert Medizin in Jena.

Wie habt ihr von der DocTour erfahren und was hat euch zur Teilnahme bewegt?

Stefanie: Ich bin in der Fachschaft Medizin tätig und habe per Mail von eurem Angebot erfahren. Mich haben die Möglichkeit, innerhalb von wenigen Tagen verschiedene Praxen an unterschiedlichen Orten kennenzulernen, und der Austausch mit Ärztinnen und Ärzten, Politikern sowie anderen Studierenden neugierig gemacht.

Nicolas: Erfahren habe ich von der DocTour über das schwarze Brett unserer Uni im Internet. Mehr über die Arbeit eines Landarztes zu erfahren und verschiedene Standorte und Praxisformen zu besuchen, fand ich spannend.

Was war neu für euch?

Stefanie: Für mich besonders interessant zu sehen war, inwiefern die Digitalisierung in der Arztpraxis schon vorangeschritten ist. Highlight war auch die fiktive Videosprechstunde mit dem TK-Ärzteteam.

Nicolas: Neu war für mich, dass es vielfältige Förderangebote des Landes für Hausärzte gibt. Darüber hinaus kannte ich die verschiedenen Praxismodelle nur vom Namen her, konnte mir darunter aber nichts Konkretes vorstellen. Das habe ich von der DocTour mitgenommen.

Was war besonders überraschend?

Stefanie: Das Engagement und Interesse nicht nur seitens der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte, sondern auch lokaler Politikerinnen und Politiker und des TK-Teams vor Ort.

Nicolas: Die finanzielle Förderung des Landes, das hohe Gehalt eines Hausarztes und die viele Freizeit. Ich würde allen, die sich vorstellen können, in die Allgemeinmedizin oder Erstversorgung von Patientinnen und Patienten zu gehen, die Teilnahme an der TK-DocTour empfehlen

Medizinstudierende bei der TK-Doctour - ganz rechts Nicolas Buchert, Medizinstudent in Tübingen

Hat die DocTour euer Interesse an einer Niederlassung gestärkt?

Beide: Klares Ja!

Stefanie: Ich war mir zuvor schon sicher, nach meiner Zeit in der Klinik eher im ambulanten Feld tätig sein zu wollen, und die DocTour hat mich darin bestärkt.

Würdet ihr dort eher in Anstellung arbeiten wollen?

Stefanie: Für die erste Zeit nach der Facharzt-Weiterbildung schon. Nach abgeschlossener Familienplanung kann ich mir aber auch gut vorstellen, in die Teilhabe oder ähnliches zu wechseln. Eine Gemeinschaftspraxis ist für mich definitiv attraktiver. Ich arbeite gerne im Team und lege sehr viel Wert auf kollegialen Austausch

Nicolas: Aufgrund des erheblichen Gehaltsunterschiedes ist für mich eine Anstellung weniger erstrebenswert als die Selbstständigkeit in einer Gemeinschaftspraxis. So teilt man sich die Verantwortung und kann mit unterschiedlich spezialisierten Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten.

Eine Gemeinschaftspraxis ist für mich definitiv attraktiver. Ich arbeite gerne im Team und lege sehr viel Wert auf kollegialen Austausch .

Medizinstudentin Stefane Völkel

Wie wahrscheinlich ist für euch eine Niederlassung in Baden-Württemberg?

Stefanie: Das ist schwierig zu sagen. Hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem auch, wohin es meinen Partner später verschlägt. Aber Baden-Württemberg ist auf jeden Fall positiv im Gedächtnis hängen geblieben!

Nicolas: Die Gegend um Karlsruhe und Heidelberg war tatsächlich sehr attraktiv. Die Nähe zur Uni Heidelberg, die Gemütlichkeit in den kleinen Orten und die Landschaft sind sehr schön. Von anderen Standorten kenne ich nichts Konkretes, aber da das Land ja generell fördert, ist Baden-Württemberg insgesamt sehr attraktiv, auch durch mehrere medizinische Fakultäten.

Worüber habt Ihr Euch mit den anderen Teilnehmenden hauptsächlich ausgetauscht?

Stefanie: Oh, über einiges. Natürlich Thema Nummer eins: die spätere Facharztwahl. Aber auch über die jeweilige Heimat und das Studium.

Nicolas: Über Uni-Themen wie das Physikum, die Qualität der Lehre und die später angestrebte Fachrichtung. Aber auch das Thema Herkunft war spannend – wir waren eine multikulturelle Gruppe.

Welchen Stellenwert hat die Allgemeinmedizin an eurer Uni?

Stefanie: Mittlerweile einen sehr hohen. Es gibt an der Universität Jena ein eigenes Institut für Allgemeinmedizin, und es wird versucht, über Lehrveranstaltungen im sechsten, achten und zehnten Fachsemester die Studierenden für das Fach Allgemeinmedizin zu begeistern.

Nicolas: Bis auf die Berufsfelderkundung inklusive einer eintägigen Hospitation in einer Hausarztpraxis, die wegen Corona durch ein Online-Interview ersetzt wurde, hatte ich noch keinen Kontakt mit der Allgemeinmedizin in der Lehre.

Mehr Infos zur TK-Doctour

Wie funktioniert das mit der Niederlassung? Muss ich als selbständig tätige Ärztin oder Arzt praktizieren oder wäre auch eine Anstellung denkbar? Und das vielleicht auch nur in Teilzeit? Wie hoch ist das Einkommen und wie lange dauert ein Arbeitstag für gewöhnlich? Lassen sich Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren? Gibt es Förderprogramme, die einen finanziell unterstützen? Wie verändern digitale Behandlungsmethoden und die Telematikinfrastruktur das Arbeiten? Die TK-DocTour klärt auf – mehr Infos finden Sie hier.



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