Katharina Lemke

HerzEffekt MV – ein Zukunftsmodell für die digitale Versorgung?

Das Projekt HerzEffekt MV soll Patienten mit chronischen Herzerkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern eine vernetzte und damit effizientere Versorgung ermöglichen.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kommt. Und sie wird unser Gesundheitssystem nachhaltig verändern. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland bei dieser Entwicklung hinterher. Damit unser Gesundheitssystem den digitalen Fortschritt nicht verschläft, braucht es Projekte, die Versorgung neu denken, technologische Innovationen auf dem Markt nutzen, damit Anreize zur Nachahmung schaffen und mit gutem Beispiel voran gehen. Kurz: Alle Akteure des Gesundheitsmarktes – Leistungsträger, Gesundheitsdienstleister, Produkthersteller – müssen die möglichen Synergien ausloten und nutzen.

Millionenstarke Förderung für Meck-Pomm

Wie eine Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen, medizinischen Einrichtungen und Produktherstellern aussehen kann, zeigt das Projekt HerzEffekt MV, das die Universitätsmedizin Rostock jüngst vorstellte. Es soll Patienten mit chronischen Herzerkrankungen in Mecklenburg-Vorpommern eine vernetzte und damit effizientere Versorgung ermöglichen. Gemeinsam mit der TK, der AOK Nordost und der Philips-Tochter Philips Market DACH will die Uniklinik das Projekt in den nächsten drei Jahren umsetzen. Rund 14 Millionen Euro stellt der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) dafür aus dem Innovationsfonds zur Verfügung. Professor Dr. Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock, sagt:

„Wir möchten effiziente Lösungen in der Behandlung entwickeln und so eine bundesweite Blaupause für die ländliche Gesundheitsversorgung liefern.“

Wie funktioniert HerzEffekt MV?

Patienten werden auf freiwilliger Basis mit Blutdruck-Messgeräten, Fitness-Armbändern und Waagen von Philips ausgestattet. Die gemessenen Werte werden dann per App an ein digitales Versorgungszentrum gesendet. So werden die Patienten mit Gesundheitsdienstleistern wie Kliniken, niedergelassenen Ärzten, Sanitätshäusern oder Apotheken vernetzt. Die Uniklinik Rostock koordiniert und steuert die Zusammenarbeit aller Beteiligten während des Behandlungsprozesses.

Infografik Philips HerzEffekt MV Digitale Versorgung Innovationsfonds Techniker Krankenkasse
Quelle: Philips.

Das Herzstück von Herz Effekt MV ist der Aufbau eines Care-Centers, das rund um die Uhr erreichbar ist und alle an der Patientenversorgung beteiligten Institutionen zusammenführt. Indem sowohl die Patienten als auch alle medizinischen Einrichtungen Zugriff auf die Patientendaten haben, können unnötige Mehrfach-Untersuchungen vermieden werden. Der Rostocker Kardiologe Alper Öner betont: „Ziel ist es, die Patienten so zu versorgen, dass die erst gar nicht ins Krankenhaus gehen müssen“.

Telemedizin als Chance für die Behandlungspraxis

Die Versorgung chronisch kranker Patienten stellt gerade in ländlichen Regionen, in denen die Patienten längere Strecken zu ihrem behandelnden Arzt zurücklegen müssen, oft ein Problem dar. Telemedizinische Angebote können die ärztliche Beratung ortsungebunden ermöglichen, oder die Behandlung vor Ort bisweilen sogar ersetzen. Die Techniker Krankenkasse mischt in diesem Feld bereits mit: Die TK-Online-Videosprechstunde beispielweise bietet Patienten die Möglichkeit, ihre Termine bei Haut- sowie HNO-Ärzten virtuell wahrzunehmen.

Die digitale Medizin hat das Potenzial, gerade in strukturschwachen und ländlich geprägten Regionen die Versorgung qualitativ und nachhaltig zu verbessern. Mit dem telemedizinischen und digitalen Projekt gestalten wir die Versorgung aktiv mit und schaffen einen Mehrwert für die Patienten.

Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern

Der Innovationsfonds

Der Innovationsfonds ist ein gesundheitspolitisches Instrument zur Förderung von Versorgungsinnovationen und Versorgungsforschung in Deutschland. Mit dem Innovationsfonds werden deutschlandweit Projekte gefördert, die die sektorale Aufteilung des Gesundheitswesens überwinden und über die bisherige Regelversorgung hinausgehen.  In der ersten Förderwelle wurden aus knapp 700 Förderanträgen insgesamt 29 Projekte für die Bezuschussung ausgewählt – an 15 Projekten ist die TK beteiligt, vier davon verantwortet sie sogar als Konsortialführerin, also federführend. Des Weiteren werden insgesamt 62 Forschungsvorhaben der Versorgungsforschung gefördert. Mehr zum Innovationsfonds unter: https://innovationsfonds.g-ba.de/.



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Christopher Conze

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2 Kommentare

  • HannahA

    Interessant wäre zu Wissen, wie sichergestellt werden soll, dass keine Daten geklaut werden. Wie kann dies in der Zukunft sichergestellt werden?

    • Katharina Lemke

      Hallo HannahA,
      danke für deine Anmerkung! Das Thema Datenschutz hat bei Projekten wie diesen ohne Zweifel oberste Priorität. Bei HerzEffekt MV greifen die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutzbestimmungen. Zudem ist jeder Nutzer verantwortlich für seine Daten: Er bestimmt, wer Zugriff auf die Daten erhält und muss dies auch entsprechend freigeben. Dafür setzen wir (die TK) uns ja auch ein: Bei allen neuen Versorgungslösungen, bei denen Datenaustausch ein Rolle spielt, müssen die Zugriffsrechte geklärt und eine sichere Datenübertragung gewährleistet sein. Über allem steht, dass der Nutzer solcher Angebote die volle Kontrolle über seine eigenen Daten hat.
      Viele Grüße!